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Warum auf Gramlinga kein Bleiben war

Otilo, das wussten die Männer des ganzen Erdkreises, war vom Glück bevorzugt. Hatte er nicht gegen den Willen des allmächtigen Dux der Franken dessen Tochter erst geschwängert und dann zu sich nach Hause geholt? Seit Jahren lachten die Männer über diese Geschichte, in Condistat und in Radaspona, auch an den Paderquellen, in Ticinum und selbst in Burdigala, also überall, wo es etwas galt, wenn einer den Franken die Stirn zu bieten wagte.

Solchermaßen verheiratet mit der Tochter des alten Karl, schien Otilo alles zu gelingen. Im Sattel, mit dem Schwert in der Hand, lehrte er die furchtlosen Hunnen das Zittern und hielt seinen gierigen Schwager Pippin auf Abstand. Wenn sich jetzt eine Bande übler Männer in den Wäldern des Stammes herumtrieb, wie konnte das anders enden, als dass die Räuber aufgespürt und niedergemacht würden. Gleichgültig, was Hucwalt sagte.

Otilo würde siegreich von seinem Zug zurückkehren, dessen war sich Isanpert sicher. Es würde Grund zum Feiern geben. Nur wie sollte man feiern, wenn ein Toter hinterm Haus lag, ein Mann aus einflussreicher Sippe?

Schon waren das Wiehern der Rösser, die Scherze der Männer auf der Straße zu hören. „Sie kommen“, sagte Isanpert.

„Wusste ich doch, dass ich etwas gehört habe“, sagte Gisla. „Geh ihnen entgegen und halte sie fern vom Hof! Es darf nur ja keiner hinters Haus.“

„Ich will es versuchen.“

„Und sag nichts von Ula. Sie sollen sie so nicht sehen. Ich gebe acht, dass sie nicht hinausrennt.“

Isanpert lief die wenigen Schritte zur Straße hinunter, als verfolge ihn der Bär. Von links kamen sie gezogen. Der Dux und Uto an der Spitze, dahinter die Männer, ganz wie am Tag zuvor. Obwohl mindestens einer fehlte.

Zwischen den Reitern entdeckte Isanpert Tassilos Kindergesicht. Der Sohn des Dux lauschte Liutkers Scherzen.

Einen Gefangenen hatten sie. Nur einen, allerdings. Ein junger, blonder Kerl stolperte mit gebundenen Händen hinter den Reitern her, wurde von den Fußtruppen mit Stöcken vorangetrieben.

Niemand hielt Isanpert davon ab, sich dem Dux zu nähern, der zu Uto sprach. Otilo sagte: „Ich muss über dich lachen, Uto. Tritt dir in der Schlacht ein Dutzend Heiden mit scharfen Speeren entgegen, stürmst du ohne Zögern los, um sie zu begrüßen. Aber Weiber meidest du, als wollten sie dir ans Leben.“

„Ich weiß nie, wie ich es ihnen recht machen soll“, sagte Uto.

„Wenigstens einem Weib hast du es recht gemacht. Hier kommt dein Sohn“, sagte Otilo. „Ich glaube, er hat gebadet. Heute kann doch nicht schon Samstag sein?“

Wirklich, Isanperts Hemd tropfte noch, so gründlich hatte Gisla ihn in den Bottich getaucht. Er war nass und außer Atem. „Habt ihr die Räuber erschlagen?“, rief er, statt zu grüßen.

Otilo lachte. Uto sagte streng: „Wer bist du, dass dir der Dux Bericht erstatten müsste?“

„Jeder Mann des Stammes hat das Recht, den Heerführer zu befragen“, sagte Otilo ernst und wandte sich Isanpert zu. „Nein, wir haben keinen erschlagen. Sie sind uns davongelaufen, wie das Wasser des Bachs zwischen den Fingern wegrinnt. Nur ihren Ausguck haben wir erwischt, und das haben wir Liutkers guten Augen zu verdanken. Er ist gefangen, und wir werden ihn in Ruhe befragen können. Und du?“

Isanpert wurde weiß im Gesicht. „Ich?“

„Ja, jetzt ist es an dir, Bericht zu erstatten. Auch der Heerführer hat das Recht, die Männer seines Stammes zu befragen.“ Otilo sah sich verschmitzt um. „Wo ist deine Mutter? Hast du auf sie aufgepasst?“

Isanpert richtete den Blick auf den Boden. Einen Augenblick schwieg er, dann hob er mit einem Ruck den Kopf. „Sie liegt im Bett. Eine schwere Übelkeit hat sie befallen.“

„Das kam aber plötzlich.“ Uto betrachtete Isanpert misstrauisch. Er hatte das Zögern bemerkt.

Von hinten kamen der Graf Cotapert und seine Söhne Hucwalt und Martilo heran. Isanpert gab sich Mühe, sie zu grüßen, als begegne er ihnen beim Kirchgang. Auf einen Wink trat auch Gudo hinzu.

„Eine Krankheit scheint Gramlinga erfasst zu haben“, erklärte Otilo ihm und erkundigte sich dann bei Isanpert: „Ist es ernst, hat sie Fieber?“

„Es lag am Bier“, brummte Hucwalt. Nicht einmal sein Bruder lachte darüber.

„Das kann es gewesen sein“, sagte Isanpert ernst und nickte Hucwalt zu. „Oder irgendeine Sieche. Wir alle haben furchtbare Magenkrämpfe. Ihr müsstet unseren Knecht Engilpert sehen, wie er sich windet! Ich hatte Glück, ich habe mich erst einmal übergeben. Aber ich habe alles wieder ausgewaschen.“ Er wies auf seinen feuchten Kittel.

Gudo wurde blaß. „Wenn Isanpert sich wäscht, muss es schlimm sein.“

Hucwalt machte das Kreuzzeichen, um sich vor Krankheit zu schützen. Cotapert hatte eine Erklärung. „Wenn ein Siechtum ganz plötzlich auftritt, ist das ein Zeichen für einen üblen Zauber. Ein Priester könnte ihn austreiben. Wo ist Fritilo?“ Er blickte die Reihen der Männer hinunter, sah seinen Sohn Fritilo aber nicht.

„Er wird wohl am hinteren Ende bei den Priestern sein und Lateinisch brabbeln“, sagte Hucwalt.

„Disputationen führen sie“, verbesserte Martilo.

„Jetzt fängst du auch noch an, Latein zu reden!“ Hucwalt lachte. „Du hast ihnen zu häufig Gesellschaft geleistet.“

Cotapert setzte sein Ross in Bewegung, den Heereszug nach seinem Sohn abzusuchen. „Wenn ich ihn finde, schicke ich ihn zum Haus.“

Otilo sagte: „Gudo, du hast deine Pflicht getan. Ich danke dir und entlasse dich aus dem Heeresdienst. Geh und kümmere dich um die Deinen.“

Gudo neigte den Kopf. Er und Isanpert gingen einige Schritte, blieben dann stehen und sahen dem Zug nach, wie er sich entfernte.

Uto wandte sich mehrmals um. Er hätte gerne nach dem Rechten gesehen, aber scheute sich, die Erlaubnis des Dux einzuholen.

Isanpert richtete seine Aufmerksamkeit auf den gefesselten blonden Mann. Ihm fiel die merkwürdige Haartracht des Gefangenen auf. Die Haare waren an den Seiten länger als oben.

Auch Cotapert sahen sie noch einmal. „Ich kann Fritilo nicht finden“, rief er ihnen zu und forderte einen anderen Priester auf, hinzugehen und der Siedlung einen Segen zu spenden.

Der Gottesmann zog hilflos am Zügel, bis sein Ross einen Schritt auf die armseligen Häuser von Gramlinga zu machte. Während Cotapert zufrieden von dannen zog, breitete er die Arme aus und murmelte geschwind einen lateinischen Vers. Dann eilte er Otilo nach.

„Fritilo wird wohl gerade mit seinem Wasserstrahl die Bäume segnen.“ Gudo lachte, legte den Arm um Isanperts Schulter. „So lass uns zum Haus gehen. Du bist wirklich ganz nass.“

„Gisla hat mich gewaschen, und mein Hemd gleich mit. Es war alles ziemlich ... schmutzig.“

„Ausgerechnet Gisla hat dich gewaschen? Und du hast es geschehen lassen? Ihr geht euch doch sonst immer gleich an die Kehle.“

Isanpert hob die Schultern. „Es ist etwas vorgefallen …“

„Was ist das für ein Siechtum? Sind sie blau im Gesicht? Zittern sie? Sie waren doch gestern Morgen noch alle …“

„Es ist etwas anderes“, sagte Isanpert. „Komm mit hinters Haus, dann siehst du ihn.“

„Wen, ihn?“

Hinter dem Haus hatte Engilpert den Leichnam des Fritilo mit einem Hanfstrick auf einem Brett festgebunden. Nun mühte er sich, dieses Brett auf zwei Stämmen abzulegen. Einige Spannen über dem Boden würde das Ungeziefer den Toten nicht so schnell zernagen. Mit der Fußseite hatte er begonnen. Der Leichnam hing schräg auf der Holzfläche, mit dem Kopf nach unten, eine Wange gegen das Erdreich gedrückt, das blonde Haar voller Nadeln und Blätter.

Isanpert eilte hinzu, um Engilpert zu helfen, bevor der Tote auf die Erde rutschte. Gudo griff sich verzweifelt an den Kopf.

Es lag nicht in Gudos Natur, ausfällig zu werden. Nie setzte er Weibern, Knechtschaft und Kindern ernsthaft mit dem Stock zu. In der Nachbarschaft galt er als milder, freundlicher, vielleicht etwas zu nachsichtiger Mann. Zum Schaden der ganzen Sippe, denn was war schon eine Sippe ohne einen strengen Vater?

„Was für ein Unglück“, murmelte dieser milde Mann. „Wie kam es dazu?“

Stockend berichtete Isanpert, wie er Fritilo im Haus angetroffen hatte. Ein Funkeln trat in Gudos Augen, und er fauchte: „Also du hast das über uns gebracht!“

„Aber ich habe doch das Haus beschützt, und Mutter …“

„Immer nur Scherereien hat man mit dir! Er war doch einer der Mohingara! Was werden sie mit uns machen? Was wird aus uns?“ Gudos Stimme wurde lauter. „Für den Kriegszug bist du zu schwach, und jetzt mordest du im eigenen Haus.“

„Zu schwach?“, fragte Isanpert. „Ich durfte nicht …“

Die alte Gisla trat zu ihnen. Wie immer war ihr graues Haar bis auf einige Strähnen unter einem eng gebundenen Tuch verborgen. Die tiefen Falten im Gesicht konnte kein Kopftuch verhüllen. Ein Dutzend Kinder hatte sie geboren, fünf hatten überlebt. Nur Gudo war in die Freiheit entlassen worden und hatte sie zu sich nehmen können, auf seinen eigenen Hof. Sie war stolz auf ihn und wünschte, er wäre es selbst auch. „Reg dich nicht auf, Gudo. Was macht das schon. Ein Toter mehr. Der Kerl war nicht von dem Schlag, um den man trauern müsste. Der Bub hat deine Ehre bewahrt, und die seiner Mutter.“

„Ehre, als ob wir uns das leisten könnten! Einsam auf Gramlinga, ohne einen Herrn, der uns schützt.“

Endlich lag das Brett mit dem Leichnam so, wie Engilpert es wollte. Er zog den Kittel des Toten zurecht und klaubte Schmutz aus dem Gesicht.

„Du machst es dir leicht“, sagte die Alte zu ihrem Sohn. „Du warst im Wald mit dem Dux und all seinen Männern, um Räuber zu suchen. Aber hier, auf deinem Hof, da war einer. Ein wirklicher Räuber war da. Und nur ein Bub, um ihn abzuwehren.“

„Nimm ihn noch in Schutz“, sagte Gudo. „Wo du ihn früher am liebsten davongejagt hättest. Ein Kuckuck im Nest bringt nichts als Mühe, Ärger und Undank, hast du immer gesagt, Mutter. Und jetzt, wo du recht behalten hast, verteidigst du ihn.“

Gisla erhob die Stimme. „Er hat nichts von dir, das habe ich immer gesagt. Heute habe ich gesehen, dass es besser so ist.“

Gudo holte aus. „Wag es nicht“, rief sie.

Er wagte es nicht. Stattdessen wandte er sich Isanpert zu. „Den Dux hast du belogen. Vor allen Männern.“

„Ich hatte keine Wahl“, sagte Isanpert.

„Es ist, als hättest du den Herrgott selbst belogen. Was hattest du überhaupt im Haus zu tun? Wieso warst du nicht bei den Schweinen und deinen Geschwistern?“

Isanpert sagte: „Aber Vater …“

„Nenn mich nicht immer Vater“, rief Gudo. „Du weißt genau, dass ich das nicht bin.“

„Den Vater weiß man nie“, meckerte Gisla. „So ist das mit den Männern, einer ist gerade so brauchbar wie der andere. Um keinen ist es wirklich schade. Und so muss es auch sein, weil sie sich gegenseitig totschlagen.“

Isanpert lief davon. Er rannte geradewegs ins Gebüsch hinein, mit einem Arm dicht vor den Augen, um sie zu schützen. Die Kratzer auf der Haut würden verheilen. Fast blind bahnte er sich einen Weg. Er suchte Deso und fand ihn bei den Schweinen, wie er es erwartet hatte. Ihn und auch Heila. Die Spindel lag im Laub.

Dicht nebeneinander saßen die Geschwister. Isanpert kniete sich hin und wischte Deso getrocknetes Blut von der Nase.

„Er hat nach mir geschlagen“, sagte Deso.

„Mit dem Holzscheit?“

„Mit dem Arm.“

Isanpert nickte.

„Ich dachte, er würde dich umbringen. Ist er tot?“

Isanpert nickte wieder.

„Er hatte hier nichts verloren“, sagte Deso.

Isanpert schüttelte den Kopf. Er sprang auf und schnappte eines der Ferkel, das sich einen Weg durch die Äste gebahnt hatte und vor dem Sprung in die Freiheit stand. Mit dem strampelnden Tier im Arm kehrte er zurück. Deso blickte ihn an. „Seine Brüder werden dich umbringen.“

„Brüder müssen zusammenhalten.“ Isanpert lächelte schwach. „Wenn sie mich erwischen, wirst du mich rächen?“

Deso nickte grimmig und fletschte seine Zahnlücken.

„Ich verspreche dir etwas, Deso. Sie werden mich nicht kriegen. Ich will nicht, dass du Ärger bekommst, wenn du versuchst, mich zu rächen.“

Deso gab sich Mühe, ebenfalls zu lächeln. „Ich bin hungrig“, sagte er.

Als sie ins Haus zurückkehrten, saß Gudo am Boden neben der Bettstatt, hinter deren hohem Holzrand Ula sich verborgen hielt. Er sprach leise zu ihr, erhielt aber keine Antworten.

Die Kinder traten heran. Auf Deso und Isanpert blickte Ula wie auf Fremde. Aber als Heila den Kopf über den Bettrand hob, setzte sie sich ruckartig auf, nahm das Kind in die Arme und drückte es. Unter ihrem Gemurmel war ein Wort zu verstehen: „Engel, du mein Engel“. Bald danach schlief sie ein.

Gudo sah benommen ins Leere. Engilpert kündigte an, er werde jetzt das Holz hacken. Das müsse schließlich fertig gemacht werden. Isanpert erklärte, er werde mitkommen. Er schwang das Beil, als sei er nicht recht bei Sinnen. Engilpert versuchte, ihn zu beruhigen. Isanpert hörte nicht. Wenn das Beil bisweilen abrutschte, schwang er es danach umso wilder, und es mochte Glück, Geschick oder der Schutz eines Heiligen sein, dass er sich nicht ins Bein hackte.

Am Abend war es Gisla, die den Topf mit der Suppe auf den Tisch stellte. Vor Gudo setzte sie ihn, denn der Herr des Hauses, der Vater, aß stets zuerst davon, bevor er den Löffel weitergab.

Gudo rührte und rührte, ohne ein einziges Mal den Löffel an den Mund zu führen. Er war tief in Gedanken. Seine alte Mutter sah ihm zu. Je länger er rührte, desto ärgerlicher wurde sie.

„Sollen wir alle hungrig bleiben?“, brach es schließlich aus ihr heraus.

Gudo sah sie verdattert an.

„Das Leben muss weitergehen“, sagte Gisla. „Soll Engilpert den Toten begraben? Oder bringen wir ihn fort?“

„Verflucht noch mal, wir werden ihn seinen Verwandten bringen müssen“, sagte Gudo.

„Sag nicht solche Sachen, sonst gibt es hier noch mehr Tote“, keifte Gisla.

„Was für Sachen?“

„Verflucht. Einen Fluch kann man nicht zurücknehmen.“

Desos Bauch knurrte. Er griff sich den Löffel und begann zu essen.

Er werde fluchen, so viel er wolle, sagte Gudo, und wenn auf Gramlinga ein Fluch liege, dann sicher nicht seinetwegen. „Ich habe keinen erschlagen! Es ging uns gut bis heute. Wir haben zu essen, die Arbeit geht leicht von der Hand, denn unser Pflug hat eine Schar aus Eisen. Und jetzt das! Ein Mann aus guter Sippe liegt erschlagen hinter unserem Haus. Ein Priester dazu!“

„Der Bub hat getan, was er tun musste.“

„Einen Priester erschlagen? Das musste er nicht. Das durfte er nicht. Es ist gegen Gesetz und Vernunft. Gerade hatte ich alles so gut eingerichtet für uns alle …“

„Die eiserne Pflugschar“, sagte Gisla böse, „hat Uto machen lassen. Das ist nicht dein Verdienst.“

„Ich bin es, der den Ochsen führt“, gab Gudo zurück. Er nahm Deso den Löffel aus der Hand, tauchte ihn tief ein und schlürfte die Suppe. Alle sahen zu. Ein Getreidekorn blieb in seinem Bart hängen.

Nach dem dritten Löffel sagte er, es werde am besten sein, wenn er und Engilpert die Leiche am nächsten Tag nach Mohinga an der Ambra brächten, zu Cotapert. „Die eigentliche Schwierigkeit ist das mit Isanpert. Uto soll sagen, was mit ihm geschehen soll. Hier kann er nicht bleiben.“

„Wo soll der arme Kerl denn hin,“, sagte Gisla. „Zum Dank, dass er dein Haus und deine Sippe verteidigt, jagst du ihn davon.“

Gudo schüttelte den Kopf. „Nie hätte ich gedacht, dass du einmal so von ihm sprichst.“

Isanpert erhob die Stimme. „Ich werde den Dux aufsuchen. Ich werde ihm berichten, wie es wirklich war. Dass ich nur seinen Befehl ausgeführt habe.“

„Das soll mir recht sein“, sagte Gudo. „Du wirst ihn morgen früh noch in Mohinga antreffen. Ihn und Uto. Auch Uto muss wissen, was geschehen ist.“

„Ausgerechnet auf Cotaperts Hof“, sagte Isanpert. „Was tun sie dort?“

„Sie wollen den Gefangenen befragen“, gab Gudo zurück. „Am Morgen wirst du sie gewiss noch antreffen. Gib acht, dass Cotapert dich nicht hört. Und vor allem nicht Hucwalt. Sonst wird es dein letzter Tag auf Erden sein.“

Mit tiefer Überzeugung stieß Isanpert aus: „Der Dux wird mich vor Hucwalts Rache schützen.“

„Das glaube ich kaum“, sagte Gudo. „Vielleicht kann Uto dir raten, wo du dich verbergen kannst.“

„Ich habe keinen Grund, mich zu verstecken“, sagte Isanpert.

Fett lagen die Graupen auf dem Löffel. Ein weiteres Mal schob Gudo ihn in den Mund. Außer ihm und Deso hatte noch keiner von der Suppe gegessen.

Gudo kaute und schluckte und legte dann den Löffel ab. „Wie es auch gehen mag, beeile dich und denk daran, dass Engilpert und ich morgen ebenfalls nach Mohinga fahren. Über Mittag werden wir den Leichnam hinbringen, damit sie ihn begraben können, solange sie ihn noch erkennen.“

Als Isanpert auf sein Lager fiel, war er müde und erschöpft. Dennoch schlief er unruhig. Noch vor der Morgendämmerung machte er sich fertig.

Gisla war schon wach. „Du hast es gestern recht gemacht“, sagte sie.

Er sah ihr verwundert zu, wie sie ihm einen Rest Suppe hinstellte, den sie aufgewärmt hatte, und einige getrocknete Apfelscheiben. Auch riet sie ihm, bis Sonnenaufgang zu warten, der Wald sei nachts voller Ungeheuer, aber er sagte, er fürchte sich nicht vor den Teufeln, von denen sie spreche, und gegen Wölfe habe er seinen Speer. Dann ging er.

Der Nachthimmel war voll schwarzer Wolken. Sie versteckten die Sterne und kündigten einen regnerischen Tag an. Bald schimmerten sie grau im fahlen Schein der Morgensonne. Noch fiel kein Tropfen. Ein eisiger Wind blies Isanpert entgegen, griff ihm in die Haare und unter den dünnen Kittel, der sein einziger Schutz war. Er lachte und breitete die Arme aus.

Eisenglanz

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