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8.

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Der Kapitän der Karavelle hieß Francis Ruthland. Er gab sich als Kauffahrer aus.

Sein Begleiter war Hugh Lefray, der Mann mit der Augenklappe. Aus der Nähe entdeckte Garcia an ihm nicht nur hinterhältige und rücksichtslose Züge, sondern auch eine gewisse unheimliche Ausstrahlung. Aber das konnte dem Spanier egal sein, solange er sich überlegen fühlte.

Ruthland brachte die Sprache ohne Umschweife auf das, was ihn bewegte.

„Bevor wir lange um den Brei herumreden“, sagte er und streckte Garcia seine Rechte entgegen, „wenn Sie Killigrew erledigen, tun Sie uns damit einen großen Gefallen.“

Obwohl Garcia nichts widerwärtiger war, als ausgerechnet einem Engländer einen Gefallen zu tun, nickte er.

„Sie wissen, wo el Lobo sich aufhält, Señor Ruthland?“

„Wir haben uns erst gestern ein kleines Gefecht geliefert.“

„Dann führen Sie uns zu ihm.“

Francis Ruthland verzog die Mundwinkel zu einem scharfen Grinsen.

„Rechnen Sie nicht damit, daß Sie meine ‚Ghost‘ als Kanonenfutter verpulvern können“, sagte er geradeheraus. „Wenn Sie Killigrew wirklich wollen, müssen Sie sich schon was einfallen lassen. Ich denke, das dürfte Ihnen nicht schwerfallen.“

„Wie sollen wir das verstehen?“ fragte Juarez Molina.

„Ich liefere Ihnen den Seewolf sozusagen ans Messer, den Rest dürfen Sie erledigen. Ich will Ihnen da bestimmt nicht ins Handwerk pfuschen.“

„Sie fürchten el Lobo?“

„Sagen wir einfach, Sie haben die besseren Kanonen, Capitán. Und genau das ist ausschlaggebend. Im übrigen dürfte Killigrew mit seiner Schebecke spätestens morgen mittag hier sein. Im Moment sucht er wohl noch im Norden nach der ‚Ghost‘.“

„Wo genau?“

Ruthland fuhr sich mit dem Finger zwischen Hals und Hemdenkragen hindurch. Lefray begann zu grinsen, er kannte die Geste.

„Finden Sie nicht, daß an Bord Ihres Schiffes eine schrecklich trockene Luft herrscht?“ fragte Ruthland den Spanier. „Führen Sie keinen Wein in Ihrer Proviantlast mit?“

Garcia gab dem Ersten einen flüchtigen Wink. Gleich darauf hielten Ruthland und Lefray zwei randvoll gefüllte Becher in Händen.

„Sie trinken nicht?“ fragte der fischäugige Lefray.

Garcia schüttelte den Kopf.

„Wir haben nicht vor, Sie zu vergiften“, erwiderte er und rollte gleichzeitig eine Karte aus. „Zeigen Sie mir, wo Sie vor el Lobo geflohen sind.“

Ruthland schluckte eine heftige Erwiderung ungesagt herunter. Geflohen war ein allzu harter Ausdruck – sie hatten Killigrew in die Irre geschickt, das traf den Sachverhalt schon wesentlich besser. Trotzdem trat er zu Garcia und studierte die Karte. Sie war schlecht gezeichnet, enthielt aber alles Wesentliche.

„Hier.“ Mit dem Zeigefinger tippte er auf einen Punkt nördlich der Tapti-Mündung.

„Das dürfte ungefähr einer halben Tagesreise entsprechen. Vorausgesetzt, der Wind steht gut.“

„Ich sagte schon, daß Killigrew sicher nicht lange auf sich warten lassen wird. Wenn Sie mich fragen, Capitán, es gibt hier oberhalb unserer Position einige Buchten, die für einen Hinterhalt wie geschaffen sind. Wenn es gelänge, den Seewolf in die Falle zu locken, könnten wir ihn in die Zange nehmen.“

Überrascht hob Garcia den Blick.

„Sie hatten nicht vor, die Schebecke zusammen mit uns anzugreifen, Señor Ruthland. Oder täusche ich mich?“

„Nicht auf offener See. Von einem sorgfältig geplanten Hinterhalt war da noch keine Rede.“ Francis Ruthland lachte schrill, und Lefray stimmte prompt darin ein. Nach einer Weile fuhr er fort: „Ich weiß auch schon, wie wir Killigrew kriegen. Wir ködern ihn einfach mit zwei Schiffbrüchigen. Es müssen natürlich Spanier sein. Jede Wette, daß er mehr über sie herausfinden will.“

„Ja“, sagte Juarez Molina gedehnt, „das könnte klappen.“

Und César Garcia schlug vor: „Sehen wir uns die Buchten an. Danach treffen wir die Entscheidung.“

Die ersten beiden Buchten, die sie anliefen, waren eine Enttäuschung. Sie boten zwar genügend Platz, doch die Schiffe lagen in ihnen so offen sichtbar wie auf Reede. Schon von weitem würde der Seewolf erkennen, was ihn erwartete.

„Wenn Sie nichts Besseres zu bieten haben, Señor Ruthland“, sagte der Capitán, „dann werden wir doch im Golf von Cambay angreifen müssen.“

„Ohne die ‚Ghost‘.“

„Ich könnte Sie zwingen.“

„Auf die Gefahr hin, daß ich Ihnen in den Rücken falle?“

Garcia schwieg. Der erste Eindruck, den er von Ruthland gewonnen hatte, bestätigte sich. Der Engländer war ein Mann, der nichts höher einschätzte als den eigenen Vorteil. Dafür war er bereit, alle Prinzipien über Bord zu werfen. Ihm den Rücken zuzuwenden, hieß, Gefahr zu laufen, ein Messer zwischen die Schulterblätter zu kriegen.

Ruthland und Lefray waren an Bord der „Aguila“ geblieben, weil sie offensichtlich Geschmack an dem spanischen Landwein gefunden hatten. Die „Ghost“ folgte im Kielwasser des Kriegsschiffs.

Der Bootsmann überbrachte die Meldung, daß ein Segel gesichtet worden sei.

„Hoffentlich nicht schon Killigrew.“ Ruthland stöhnte unterdrückt.

Gemeinsam verließen sie die Kapitänskammer und begaben sich an Deck. Das Segel gehörte zu einem einfachen Floß aus Bambusstämmen. Drei Inder ließen sich von dem eigenartigen Gefährt nach Süden treiben.

Die dunkelhäutigen Männer, nur mit Turban und knielangen Wickelhosen bekleidet, winkten den Schiffen zu. Sie riefen freundliche Worte, die aber niemand verstand.

„Das ist es“, platzte Lefray heraus. „Wir brauchen das Floß, damit uns Killigrew den Schiffbruch abnimmt. Zwei Spanier konnten sich an Land retten, haben das Floß zusammengezimmert und versuchen nun, eine Ansiedlung zu erreichen. Lediglich den Mast müssen wir kappen, sonst wird die Sache unglaubwürdig.“

Garcia hatte aufmerksam zugehört. Ob er alles verstanden hatte, blieb dahingestellt, aber jedenfalls rief er: „Musketenschützen zu mir!“

Das Floß glitt soeben am Heck der „Aguila“ vorbei. Die Inder gaben ihr von Gesten untermaltes Palaver auf, was immer sie damit bezweckt hatten.

Fünf Seesoldaten bauten sich vor dem Capitán auf. Er deutete nach achtern.

„Wir brauchen das Floß.“

Fünf Schüsse fielen, gellende Aufschreie erklangen und brachen soeben abrupt ab. Garcia ließ ein Boot aussetzen. Bald darauf war das Floß sicher neben der Galeone vertäut.

„Die Bucht ist wie geschaffen für unsere Zwecke. Nicht nur, weil sie hinter einer Landzunge versteckt liegt, sondern der üppigen Pflanzenvielfalt wegen. Hinter dem Mangrovendickicht ist leicht Platz für zwei Schiffe. El Lobo del Mar wird uns erst sehen, wenn es für ihn schon zu spät ist.

Zwei meiner Decksleute gehen auf das Floß. Julián Carmona, weil er ohnehin aussieht, als leide er an der Auszehrung. Ihm glaubt bestimmt jeder den Schiffbrüchigen. Und außerdem Pilar Aparicio. Er ist der geborene Schauspieler und Lügner.

Wir setzen das Floß ein Dutzend Seemeilen nördlich aus. Da nicht auszuschließen ist, daß Killigrew während der Nacht vorbeisegelt, erhalten die Männer eine einfache Laterne.

Endlich ist es soweit.

Ich bin gespannt auf das Gesicht, wenn el Lobo mich erkennt.“

Auszug aus dem Logbuch der „Aguila“, Aufzeichnung des Kommandanten César Garcia.

Seewölfe Paket 34

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