Читать книгу Seewölfe Paket 34 - Fred McMason - Страница 26

3.

Оглавление

Virgos enterte ebenfalls ab. Dem Schattenriß nach war es ein massiger Mann mit einer tiefen Stimme. Er konnte schnell ungeduldig werden, aber er hatte nichts zu bemängeln.

Juan mußte zugeben, daß die Kerle ihr Handwerk verstanden. Sie arbeiteten schnell und sicher und traten sich auch bei dem Nebel nicht gegenseitig auf die Füße. Garcias scharfer Drill zahlte sich aus.

„Alles in Ordnung?“ fragte Virgos leise. „Sitzen die Drehbassen richtig in den Halterungen?“

„Ja“, kam eine Stimme aus der Milchsuppe. „Die Persennings sind ebenfalls dicht.“

Ein weiterer Kerl mit einer Laterne, deren Docht heruntergeschraubt war, enterte ab. Außerdem hatte er noch einen nassen Fetzen Tuch um das Ding geschlungen.

Juan wurde angestoßen und sah den massigen Mann dicht vor sich.

„Du setzt dich auf die Mittelducht nach Steuerbord“, sagte Virgos. „Es wird lautlos gepullt, verstanden?“

„Ja, verstanden“, nuschelte Juan und grinste sich eins. Auf der Mittelducht saß er genau richtig.

Er nahm Platz und griff nach dem Riemen wie die anderen auch.

„Wir pullen um das Schiff herum, bis wir an der Jakobsleiter auf der anderen Seite sind“, sagte Virgos. „Das Barbereskenschiff liegt dann genau voraus. Wir werden es auf die Entfernung nicht verfehlen. Es wird langsam und lautlos gepullt, und wenn wir die Bordwand vor uns auftauchen sehen, werde ich persönlich feuern, und zwar mit der Drehbasse an Steuerbord. Die andere übernimmt Miguel, sobald wir einen Halbkreis gefahren haben.“

„Verstanden“, flüsterte eine Stimme aus dem Nebel.

Noch immer war nicht die Hand vor Augen zu sehen, als Virgos das Kommando zum Pullen gab.

Die Riemen tauchten ein. Juan sah seinen Nebenmann nur als länglichen Schatten in Grau und Schwarz. Sein Gesicht verschmolz mit dem Körper. Der Mann sah aus wie ein großer Mehlsack, von dem das Wasser nur so tropfte.

Die Burschen verstanden es wirklich, fast lautlos zu pullen. Nur ein leises Tropfen war zu hören, wenn sich die Riemen aus dem Wasser hoben. Aber das Geräusch ging im Regen unter und fiel nicht auf. Kein Mensch würde es hören.

Der Schatten der Galeone war schwach zu erkennen. Sie pullten so dicht daran vorbei, daß die Riemen die Bordwand fast berührten. Die Männer, die am Schanzkleid standen, waren nicht zu sehen, nicht mal als Schemen.

Auf der anderen Seite der Galeone hing noch der Pulverdampf. Unwillkürlich hielt Juan den Atem an. Der Qualm roch entsetzlich und durchdringend und reizte zum Niesen und Husten. Er stieß die Luft wieder aus und unterdrückte den Hustenreiz wie die anderen auch.

Nach einer Ewigkeit erreichten sie die Jakobsleiter.

Virgos legte die Jolle so, daß sie mit dem Heck auf die Jakobsleiter zeigte. Dann stieß er die Jolle vorsichtig von der Bordwand ab.

„Genau voraus liegt das Schiff von El Lobo del Mar“, erklärte er und übernahm die Pinne.

Juan grinste sich heimlich eins. In der Jolle gab es keinen Kompaß, und so konnten sie im dichten Nebel schon nach ein paar Yards die Orientierung verlieren. Außerdem lag das Schiff längst nicht mehr da, sondern hatte mittlerweile vermutlich bereits die Bucht erreicht.

Was die „Navigation“ für diese kurze Distanz betraf, da benahmen sich die Dons wie Anfänger und peilten ganz einfach über den Daumen.

Ruhig pullten sie weiter, eine Jolle, die statt mit Männern mit Geistern besetzt war. So sah es jedenfalls aus, wenn sich die Schemen im Nebel bewegten.

Old O’Flynn hätte bei diesem Anblick vermutlich das Grausen gepackt.

Sie bewegten sich in einer Welt aus Watte, einer Sphäre, die absolut unwirklich war. Sie schien eher aus einem Traum zu stammen, und ein paarmal hatte selbst Juan den Eindruck, mit diesen schemenhaften Gesellen allein auf der Welt zu sein.

Es dauerte nochmals eine Ewigkeit, bis Virgos Anzeichen der Nervosität erkennen ließ.

„Wir müßten schon da sein“, flüsterte er ratlos und sah sich dabei nach allen Seiten um. „Nichts zu erkennen?“

„Nichts“, sagte ein Mann. „Absolut nichts.“

„Dann pullt langsam weiter. Der Bastard muß sich in unmittelbarer Nähe befinden.“

Es war wie verhext. Kein Schiff tauchte auf, keine Stimmen waren zu hören.

Virgos ließ das Pullen wieder einstellen und lauschte mit wachen Sinnen in alle Richtungen. Aber nur das eintönige Geräusch des Regens war zu vernehmen, ein Geräusch, das einschläfernd wirkte.

„Wir haben die Richtung verfehlt“, raunte einer.

„Quatsch! Wir sind ganz in der Nähe. Das kann nicht sein.“

Juan enthielt sich verständlicherweise eines Kommentares, um nicht unnötig aufzufallen. Er schätzte, daß sie jetzt mindestens drei- bis vierhundert Yards von der Galeone entfernt waren. Es ließ sich nur sehr schwer abschätzen, aber seiner Ansicht nach konnte das stimmen.

Virgos wurde immer nervöser und fahriger. Er bewegte die Ruderpinne sinnlos hin und her. Schließlich erhob er sich ärgerlich. Mit den Blicken versuchte er den Nebel zu durchdringen. Als das auch nichts fruchtete, stieg er über die Ducht nach vorn. Die Riemen hingen jetzt dicht über der Wasseroberfläche.

„Verflucht noch mal“, sagte er leise. „Hier muß es sein, dafür lege ich meinen Kopf in die Schlinge.“

Die Gestalten waren wie erstarrt. Keiner bewegte sich. Nur die Köpfe drehten sich in alle Himmelsrichtungen. Aber es gab nichts zu sehen außer der grauweißen Wand, die fast mit den Händen greifbar war.

Juan ließ das Riemenblatt unmerklich in Wasser sinken. Die Jolle lief keine Fahrt mehr. Bewegungslos hing sie auf dem Wasser. Die Männer sahen nach vorn, nach achtern und zu beiden Seiten, in der Hoffnung, die Umrisse des Schiffes zu entdecken.

Don Juan schob mit dem Fuß die Axt zu sich heran und belauerte dabei die Spanier. Er tat auch so, als blicke er angespannt über Bord.

„Dort vorn, Steuerbord voraus“, raunte jemand. „Dort ist etwas zu erkennen.“

Der Don sah bestenfalls ein Hirngespinst, das der Nebel ihm vorgaukelte. Vielleicht wollte er sich bei Virgos auch nur wichtig machen. Er erreichte damit aber lediglich, daß jetzt alle gebannt in die Nebelwand starrten und einige kundtaten, jetzt ebenfalls etwas zu sehen.

Juan de Alcazar erhob sich langsam. Die Axt hielt er in der Hand und holte weit aus.

Der Krach war so schmetternd und laut, daß es auf entsetzliche Weise die Stille durchbrach. Der Schlag war auch mit aller Kraft geführt worden.

Die Dons zuckten zusammen und stöhnten verhalten. Einige von ihnen fuhren in panischer Angst herum.

Ein zweiter, berstend lauter Schlag ertönte. Einer der Kerle sank vor Angst auf der Ducht zusammen und rutschte auf die Gräting.

In der Jolle schoß eine Wassersäule hoch wie aus einem Geysir, der explosionsartig ausbrach.

„Santa Maria!“ schrie Virgos, der keine Ahnung hatte, was passiert war. Er sah nur eine Wasserfontäne vor sich, die mitten aus der Jolle aufbrach, und hörte ein Schmatzen und Gurgeln.

Die Jolle schwankte hin und her, während ein dritter Schlag zu hören war.

Jetzt schoß das Wasser in mehreren Säulen hoch. Die Jolle neigte sich zur Seite, als ein paar Dons blind vor Angst zur Backbordseite sprangen.

Ein Zischen und Brausen überlagerte das ängstliche Wimmern von Männern, die annahmen, der Teufel sei persönlich an Bord erschienen.

Noch immer wußte keiner, was eigentlich passiert war. Die Dons drängten und schoben sich, und einer brüllte laut, die „Bastarde“ hätten sie unter Feuer genommen.

Don Juan warf die Axt über Bord, blickte zu den schemenhaften Gestalten und ließ sich über das Dollbord gleiten.

In der Jolle war augenblicklich der Teufel los. Die Gräting war mitsamt dem Rumpf von den starken Hieben durchschlagen worden. Drei gezackte Löcher klafften in dem Beiboot.

Die Kerle schrien sich die Kehlen heiser. Ihren Gegner hatten sie in der Angst vergessen und nahmen auch keine Rücksicht darauf, daß man sie vielleicht hören könnte.

Der Spanier lachte lautlos und stieß sich von der immer stärker überkrängenden Jolle ab. Die Konturen verschwammen sofort. Er hörte nur das Brüllen der Männer und das Gurgeln des Wassers. Auch ein lautes Klatschen vernahm er, als einer der Dons in seiner Angst über Bord sprang.

Das Boot sackte ihnen buchstäblich unter den Hintern weg und krängte immer stärker.

Juan sah es wie einen riesigen, toten Fisch auf dem ruhigen Wasser treiben. Virgos brüllte wieder etwas, aber er verstand es nicht. Es war auch unwichtig. Die Kerle hatten ihren Denkzettel weg, waren die Jolle los und konnten zurückschwimmen. Und ihren Gegner hatten sie auch nicht gefunden.

César Garcia würde mit Sicherheit einen Wutanfall kriegen, wenn er von der Pleite erfuhr.

Juan hatte außerdem die Genugtuung, daß niemand wußte, was denn eigentlich passiert war. Sie waren völlig ahnungslos. Niemand würde auf die Idee verfallen, daß sich ein Saboteur des Seewolfs bei ihnen eingeschlichen hatte, und so würden sie rätseln und grübeln, wie diese Schlappe hatte passieren können.

An ihrem Geschrei und dem Blubbern hörte er, daß sich die Jolle jetzt anschickte, den Grund der Bucht aufzusuchen. Er sah allerdings nichts mehr und orientierte sich nur an dem wilden Gebrüll, das sicherlich bis hin zur Galeone zu hören war.

Seelenruhig schwamm er weiter. Er mußte sich nach rechts halten, bis er den Tapti erreichte, wo die Strömung herrschte. Dazu mußte er eine kleine Landzunge überqueren. Die schmale Einfahrt zur Bucht zu finden, war bei den Sichtverhältnissen nicht einfach.

Nicht lange, und er spürte Grund unter den Füßen. Von der Buchtmitte her war immer noch Geschrei zu hören, als er an Land watete.

Er blieb stehen und lauschte, dabei konnte er sich ein Grinsen nicht verkneifen.

Kein Zweifel, daß die Dons ihre Jolle los waren und jetzt in der Bucht schwammen. Die Orientierung, die vorhin schon ein Problem darstellte, schien ihnen jetzt noch schwieriger zu fallen. Er hörte es an den Zurufen, mit denen sie ihre Position bekanntgaben. Er glaubte auch Virgos Stimme zu hören.

Juan überquerte die paar Yards breite Landzunge mit dem dichten Gebüsch, bis er den Tapti rauschen hörte. Er mußte sich flußabwärts nach rechts halten, doch er sah nicht mal das Wasser. Er spürte es erst, als er am Ufer ausglitt und schon in der warmen Brühe drin war.

Diesmal schwamm er zügig bis zum gegenüberliegenden Ufer und ließ sich dort langsam treiben.

Er hatte jetzt selbst Mühe, die Orientierung zu halten, um die Bucht zu finden. Es war ungefähr so, als suche er in einem riesigen Heuhaufen die berühmte kleine Nadel.

Das Entsetzen steckte den Dons noch in den Knochen. Ein paar von ihnen soffen vor Angst fast ab, als sie sich übergangslos im Wasser befanden.

Virgos schrie und brüllte nach seinen Leuten, die sich in alle Richtungen zerstreuten und wie wild herumplanschten.

Nach und nach kam in den wilden Haufen wieder Ordnung, und die Männer schwammen auf Weisung Virgos zum inneren Teil der Bucht, bis sie Land erreichten.

Die Spanier zitterten trotz der Wärme, und sie glaubten, der Leibhaftige säße ihnen immer noch im Nacken, der ihnen gerade so übel mitgespielt hatte.

Hätte Virgos jetzt seine Leute abgezählt, dann wäre ihm möglicherweise etwas aufgefallen. Aber daran dachte er in der Aufregung nicht. Er sah Gestalten um sich herum und setzte sich in Richtung der Siedlung Esperanza in Marsch. Von der ersten Hütte aus hatten sie einen Anhaltspunkt und konnten zur „Aguila“ hinüberschwimmen.

Sie redeten kaum miteinander. Jeder versuchte, so schnell wie möglich das rettende Schiff zu erreichen, das allein Schutz vor Teufeln und Dämonen zu bieten schien.

Eine knappe Stunde nach dem Untergang ihrer Jolle, der so rätselhaft war, befanden sie sich endlich an Bord.

César Garcia hatte wirklich schlechte Laune, als die Männer erfolglos zurückkehrten und Virgos Bericht erstattete.

„Ein Ungeist muß an Bord gewesen sein“, schloß der Profos seinen Bericht. „Es gibt keine andere Erklärung, Señor Capitán. Die Jolle wurde von etwas getroffen und versank fast augenblicklich. Wir hörten nur ein entsetzliches Krachen und Splittern.“

„Die Bastarde werden auf euch geschossen haben, ohne daß ihr sie auch nur sehen konntet!“ rief Garcia wütend. „Ich hatte ausdrücklich befohlen, daß ihr euch leise verhalten und ganz vorsichtig heranpullen solltet.“

Der Erste Offizier Molina mischte sich ein.

„Verzeihung, Señor Capitán. Wir haben keinen einzigen Schuß gehört. Das Geräusch wäre uns auf die Entfernung nicht entgangen. Es muß etwas anderes passiert sein.“

„Darüber befinden wir später. Lassen Sie die Männer abzählen, Señor Molina. Ich will wissen, ob es Ausfälle gegeben hat.“

„Es fehlt kein Mann“, erklärte der Profos schnell.

„Das wird sich gleich herausstellen.“

Molina ließ die Männer antreten. Dann wurde gezählt, und der Profos Virgos schien recht zu behalten. Es fehlte tatsächlich kein Mann. Alle waren von dem Unternehmen zurückgekehrt, wenn auch erfolglos.

„Es hat also niemand von uns einen Schaden davongetragen“, sagte Garcia mit böse glitzernden Augen. „Aber wir haben die große Jolle verloren. Wie war das möglich?“

Die Dons rätselten daran herum. Es war kein Schuß abgefeuert worden, wie auch die Jollencrew bestätigte. Trotzdem war das Beiboot regelrecht explodiert.

Garcia ging im Nebel auf und ab und versuchte die Gestalten zu erkennen, die sich in seiner Nähe aufhielten.

„Wer war in der Jolle? Vortreten, dicht vor mich hinstellen! Virgos, Sie nennen mir zusätzlich noch die Namen.“

Virgos zählte, einschließlich sich selbst, insgesamt acht Mann auf. Dabei fiel auch der Name Carmona.

„Ich war nicht dabei!“ rief Carmona fast empört. „Das weiß ich ganz genau.“

„Aber wir waren insgesamt acht Leute. Natürlich warst du dabei.“

„Nein, ich war an Bord. Das können etliche bestätigen.“

Julian Carmona drängte sich weiter vor. Er sah aus, als litte er unter der Schwindsucht. Er war stoppelbärtig und hatte eine Haut wie Leder, die sich straff über die kantig hervortretenden Wangenknochen spannte.

Zwei Mann bestätigten, daß er an Bord gewesen sei, als die Jolle längst unterwegs war.

Garcia schlug erregt mit dem Degen gegen seine Stiefel. Er wußte nicht, was er von der Sache halten sollte.

„Das ist ja reichlich mysteriös und geheimnisvoll“, knurrte er. „Das grenzt ja fast an Zauberei. Noch einmal: Alle, die in der Jolle waren, melden sich mit Namen bei mir persönlich.“

Dabei stellte sich etwas Eigenartiges heraus. Genau sieben Mann waren in der Jolle gewesen. Aber das konnte nicht stimmen.

„Drei Rudergasten auf jeder Seite“, zählte der entnervte Profos auf. „Ich selbst war an der Pinne, und im Bug der Jolle saß einer als Beobachter. Das war Cordes.“

„Stimmt, ich war im Bug der Jolle“, bestätigte der Mann verwirrt.

Noch einmal wurde gezählt, aber das ließ die Angelegenheit nur noch undurchsichtiger erscheinen.

Es fehlte ein Mann! Und das war etwas, das keiner von ihnen begriff. Einer der Männer auf der Steuerbordseite war spurlos verschwunden, als habe es ihn nie gegeben. Und doch waren alle vollzählig an Bord.

„Hier ist eine Sauerei übelsten Ausmaßes im Gange!“ brüllte Garcia. „Etwas stimmt an der ganzen Geschichte nicht, und ich werde herausfinden, wer mich angelogen hat. Gnade Gott dem Kerl! Ich lasse ihn auspeitschen und zusätzlich kielholen!“

Jetzt wollten sie es ganz genau wissen.

Zwei Kerle behaupteten mit der größten Selbstverständlichkeit, den einen Platz in der Jolle habe der Teufel selbst eingenommen, der nach dem Unglück sofort verschwunden sei. Sie hätten auch noch einen leichten Geruch nach Schwefel wahrgenommen.

„Verstehen Sie das, Molina?“ fragte Garcia. „Sieben Mann sind in der Jolle gewesen und sieben sind auch zurückgekehrt. Unterwegs müssen es aber acht gewesen sein, wenn alle Riemen besetzt waren.“

„Ich verstehe überhaupt nichts mehr. Ich weiß nur, daß es hier nicht mit rechten Dingen zugeht, Señor Capitán. Oder es muß doch einer verschwunden sein.“

„Zum Donnerwetter, nein und nochmals nein!“ brüllte Garcia. „Die Mannschaft ist vollzählig. Wir haben das doch einwandfrei festgestellt. Und an den Teufel glaube ich nun mal nicht. Ich habe noch nie einen gesehen.“

Es ging hin und her, und schließlich hatten alle vor Aufregung knallrote Köpfe.

Don Juan hätte seine helle Freude an der allgemeinen Verwirrung gehabt, wenn er das gesehen hätte.

Es stellte sich heraus, daß Molina nicht abgeneigt war, an die Version des Teufels zu glauben. Vielleicht deshalb, weil er keine andere Erklärung fand. Daß der Capitán den Teufel noch nie gesehen hatte, war noch lange kein Beweis dafür, daß es ihn nicht gab. Den Wind konnte man schließlich auch nicht sehen, trotzdem war er da und pfiff ihnen hin und wieder kräftig um die Ohren.

Das sagte er Garcia auch, und daraufhin explodierte der Capitán voller Wut.

„Verschonen Sie mich mit diesem verdammten Mist!“ brüllte er den zusammenzuckenden Mann an. „Hier geht etwas vor, was selbst mein Begriffsvermögen bei weitem übersteigt! Von Ihrem ganz zu schweigen!“

Der Profos mußte zum wiederholten Male alles genau angeben, wo und wie jeder in der Jolle gesessen hatte und was seine Aufgabe gewesen war.

Garcia biß sich in den Fall buchstäblich hinein – und fand dennoch keine Lösung. Nicht mal eine Vermutung hatte er. Er starrte seine Leute nur voller Mißtrauen an.

„Ich werde das noch herausfinden“, versprach er düster. „Vielleicht hatte doch der Bastard Killigrew seine Finger in diesem Spiel. Verschwinden Sie jetzt unter Deck, Geschützmeister, und lassen Sie zwei Rohre abfeuern. Ich lasse mich nicht zum Narren halten. Erhöhen Sie auch den Schußwinkel.“

Ein paar Männer verschwanden in auffallender Eile, froh darüber, nicht mehr der schlechten Laune des Kapitäns ausgesetzt zu sein.

„Was hat er nur“, murmelte der Stückmeister. „Schließlich ist es doch egal, wie viele Kerle in der Jolle waren. Sie sind schließlich alle wieder heil zurückgekehrt und kein Mann fehlt. Da soll es mir doch völlig schnuppe sein, ob sich einer verzählt hat.“

Der Logik des Stückmeisters schlossen sich auch die anderen an. Da hatte sich eben einer verzählt – damit basta! Warum sollte man sich deswegen künstlich aufregen?

Im Batteriedeck ließ der Stückmeister Keile untersetzen und prüfte die Kanonen dann genau. Er erkannte zwar kein Ziel und feuerte wieder mal aufs Geratewohl, aber möglich war es ja, daß sie den englischen Bastard trafen, vielleicht durch einen Zufallstreffer.

Die Rohre waren jetzt um eine Handbreite erhöht.

Der Stückmeister gab den Befehl zum Feuern.

Seewölfe Paket 34

Подняться наверх