Читать книгу Monsieur Violet's Reisen und Abenteuer in Californien, Sonora und dem Westen von Texas - Фредерик Марриет - Страница 5
Zweites Kapitel.
ОглавлениеIch war damals noch nicht dreizehn Jahre alt; aber trotz meiner Jugend hatte ich doch schon viele Reisen gemacht und jene Kenntnisse erworben, die man durch das Auge erlangt — vielleicht die beste Erziehung in den früheren Lebensperioden. Ich übergehe die Einförmigkeit einer Reise, bei der man fast eine Ewigkeit nichts als Himmel und Wasser sieht; sie ging glücklich von statten, denn ich kann mich nicht erinnern, dass wir je in irgend einer bedeutenden Gefahr geschwebt hätten.
Nach fünf Monaten erreichten wir die Küste und gelangten mit einiger Schwierigkeit in die Mündung eines Flusses, der in die Mündung der Trinity-Bay fällt, 41° nördlicher Breite und 124° 28′ Länge.
Wir ankerten ungefähr vier Meilen über der Mündung. Der Fluss liegt dort in der Mitte der Shoshonen-Küste und die Eingebornen besuchen ihn an jener Stelle bei ihren jährlichen Fischerstreifzügen. Zum Gedächtniss unserer Landung erhielt er von den Indianern den Namen: „Nu elejé sha wako“ oder Wegweiser der Fremden.
Die Landungsstelle bildete mehrere Wochen den Schauplatz einer seltsamen Rührigkeit. Der Fürst Seravalle war während seines früheren Aufenthalts als Krieger und Häuptling unter die Shoshonen aufgenommen worden, und jetzt kamen die Indianer schaarenweise aus dem Innern, um den Blassgesichts-Häuptling zu bewillkommnen, der seine rothen Kinder nicht vergessen hatte. Sie halfen uns das Schiff ausladen, versahen uns mit allen Arten von Wild und hatten unter Anweisung des Zimmermanns bald ein grosses Magazin erbaut, in welchem wir unsere Güter und Werkzeuge gegen die Einwirkungen des Wetters schützen konnten.
Sobald wir unsere Ladung untergebracht hatten, machten sich der Fürst und mein Vater, von den Häuptlingen und Aeltesten des Stammes begleitet, auf den Weg, um einen Ort für die Ansiedelung auszuwählen. Während ihrer Abwesenheit wurde ich der Obhut einer Häuptlings-Squaw anvertraut, deren drei hübsche Kinder meine Spielgefährten waren. Nach drei Wochen kehrte die Spähpartie wieder zurück; sie hatte an den westlichen Ufern des Buona-Ventura-Flusses einen Platz ausgelesen, der an dem Fusse eines hohen, kreisförmigen Gebirges lag, wo die verhärtete Lava und der verwitterte Schwefel, der das Gestein bedeckte, auf frühere vulkanische Ausbrüche hindeutete. Längs des Flusses standen hohe, als Bauholz taugliche Bäume, und ganz in der Nähe befanden sich ungeheure Kalksteinbrüche, während die kleineren Ströme einen Thon lieferten, aus welchem sich treffliche Ziegel fertigen liessen.
Die Spanier hatten schon früher diesen Ort besucht und dem Gebirge den Namen „St. Salvador“ gegeben; unsere Niederlassung erhielt jedoch ihre Benennung nach dem indianischen Namen des Fürsten und hiess „Nanawa ashta jueri ê,“ oder Wohnung des grossen Kriegers. Da unser Landungsplatz zur Zeit des Fischens von den Indianern häufig besucht wird, so beschloss man, auch hier ein viereckiges Fort, ein Magazin und ein Bootshaus zu errichten. Sechs oder sieben Monate war Alles in grosser Thätigkeit, als mit einemmal ein Umstand sich ereignete, der unsere Anstrengungen entmuthigte.
Obgleich es im ganzen Lande von Vieh wimmelt und einzelne Stämme, deren ich später erwähnen werde, grosse Heerden besitzen, so wissen die Shoshonen doch durchaus nichts von Viehzucht, deren sie auch recht wohl entrathen können, da ihr ausgebreitetes Gebiet alte Arten von Wild in grosser Menge birgt. Dies war jedoch dem Fürsten nicht genehm, da er einen Ehrgeiz darin suchte, unter dem Stamme Ackerbau und häuslichere Gewohnheiten einzuführen. Er schickte deshalb die Esmeralda ab, um von Monterey oder Santa Barbara Vieh beizuschaffen. Von dem Schiff wurde jedoch nichts mehr gehört. Die Mexikaner gaben an, sie hätten das Wrack eines Schiffes in der Nähe von Cap Mendocino bemerkt, was uns natürlich auf die Vermuthung brachte, dass die Trümmer unserer verunglückten Brigg angehörten.
Ihre Mannschaft war also gleichfalls zu Grunde gegangen, und wir empfanden den Verlust schwer. Sie hatte aus dem Kapitän, seinem Sohn und zwölf Matrosen bestanden; zugleich hatte man auch fünf Personen, die zu unserem Haushalt gehörten, mitgeschickt, um verschiedene Aufträge zu besorgen. Diese waren Giuseppe Polidori, der jüngste unserer Missionäre, einer unserer Büchsenmacher, ein Maurer und zwei italienische Bauern. So traurig übrigens auch diese Schickung war, war sie doch nicht im Stande, die Thätigkeit der Zurückgebliebenen zu mindern. Die Felder wurden gelichtet, Gärten angelegt, und mit der Zeit verwischte sich die Erinnerung an das schmerzliche Ereigniss in der Aussicht einer glücklichen Zukunft.
Sobald wir uns völlig eingerichtet hatten, wurde das Werk meiner Erziehung nach einem neuen Plane wieder aufgenommen, der übrigens viele Aehnlichkeit mit der Erziehungsmethode der Militärschulen in Frankreich hatte, sofern alle meine Freistunden auf Leibesübungen verwendet wurden. Den beiden trefflichen Missionären habe ich viel zu danken, und ich verbrachte mit ihnen manche angenehme Stunde.
Wir waren im Besitze einer sehr grossen und auserlesenen Bibliothek, und unter ihrer Leitung wurde ich bald mit den Künsten und Wissenschaften der civilisirten Welt vertraut. Ich studirte die allgemeine Geschichte, erhielt Unterricht im Lateinischen und Griechischen, und lernte auch bald mehrere neue Sprachen. Meine Lehrer behandelten mit mir vorzugsweise die Geschichte der alten Völker Asiens, um mich in den Stand zu setzen, ihre Theorien zu verstehen und ihren Lieblingsuntersuchungen über den Ursprung der grossen Ruinen im westlichen und mittleren Amerika folgen zu können, wobei meine geringen Kenntnisse, welche ich in der Propaganda vom Arabischen und der Sanscrit-Sprache gewonnen hatte, mit jedem Tage erweitert wurden..
Soviel über die Studien, die ich unter der Anleitung der guten Väter betrieb; der übrige Theil meiner Erziehung war ganz indianisch. Ich wurde der Obhut eines gefeierten alten Kriegers übergeben, der mich den Bogen, den Tomahawk und die Büchse brauchen, den Lasso werfen, das wildeste Pferd lenken und das unbändigste Fohlen zähmen lehrte. Hin und wieder erhielt ich auch Erlaubniss, die Eingebornen auf ihren Jagd- und Fischereiausflügen zu begleiten.
In dieser Weise fuhr ich mehr als drei Jahre lang fort, mich mit Kenntnissen der verschiedensten Art zu bereichern. In der Zwischenzeit erweiterte sich die Colonie allmählig, und es schien alle Aussicht vorhanden zu seyn, die wilden Shoshonen zu einem civilisirteren Leben heranzubilden.
Doch der Mensch denkt, Gott lenkt. Ein weiterer schwerer Schlag betraf den Fürsten, der alle seine Hoffnungen vernichtete. Nach dem Verlust des Schiffes hatten wir ausser den Missionären und uns selbst nur noch acht Weisse in der Colonie, und der Fürst beschloss, sieben davon auszuschicken, um den Einkauf des sehnlich erwünschten Viehes zu besorgen, indem er nur den alten Diener meines Vaters zurück behielt.
Sie traten ihre Sendung an, kehrten aber nicht wieder zurück. Wahrscheinlich wurden sie von Apaches-Indianern erschlagen, obgleich auch der Fall denkbar ist, dass sie uns, der bisherigen einfachen und gleichförmigen Lebensweise müde, verliessen, um sich in den entlegenen Städten Mexiko’s niederzulassen.
Diese zweite Katastrophe drückte schwer auf den Geist des guten alten Fürsten. Alle seine schönen Hoffnungen waren zu Grabe getragen und die Bilder, die er sich für den Abend seines Lebens ausgemalt hatte, für immer zernichtet. Er hatte seinen Stolz darein gesetzt, seine indianischen Freunde von ihrer wilden Lebensweise abzubringen, und dieses Ziel liess sich nur durch Handel und Ackerbau erringen.
Die Felder um die Ansiedlung herum waren nun bereits seit vier Jahren unter Anleitung der Weissen von den Weibern und jungen Indianern bebaut worden. Die Beschäftigung sagte ihnen zwar durchaus nicht zu, aber der Fürst gab die Hoffnung nicht auf, dass die Shoshonen, mit der Zeit durch das gute Beispiel belehrt, die Vortheile des Feldbaues einsehen und veranlasst werden dürften, das Land für sich selbst urbar zu machen.
Vor unserer Ankunft war der Winter für denjenigen Theil der Indianer, welcher nicht mit nach den Jagdgründen ziehen konnte, von grossen Entbehrungen begleitet gewesen, während es jetzt Mais, Kartoffeln und andere Vegetabilien in Fülle gab — wenigstens für die Umwohner der Ansiedelung. Sobald wir aber alle unsere weissen Ackerbauer und Werkleute verloren hatten, mussten wir die Entdeckung machen, dass die Indianer sich vor der Arbeit scheuten.
Alle unsere Bemühungen waren also nutzlos, denn ihre Vortheile zeigten sich noch nicht augenfällig genug, und die versuchte Umwandlung hatte zu kurz gedauert, so dass die guten, aber auch stolzen und trägen Shoshonen das Grabscheit wieder verliessen und in ihre alte Gleichgültigkeit zurückversanken.
Aergerlich über diesen Wechsel, beschlossen der Fürst und mein Vater, einen Aufruf an die ganze Nation ergehen zu lassen, ob man sie nicht vielleicht überzeugen könne, wie weit glücklicher sie seyn würden, wenn sie für ihren Unterhalt auch den Boden bebauten. Es wurde ein grosses Fest gegeben und das Calumet geraucht, worauf sich der Fürst erhob und die Indianer nach ihrer eigenen Weise anredete. Da ich kurze Zeit zuvor als Häuptling und Krieger anerkannt worden war, wohnte ich natürlich gleichfalls der Versammlung bei. Der Fürst sprach:
„Wollt ihr nicht die mächtigste Nation des Westens werden? Ihr wollt es. Wenn nun dies der Fall ist, so müsst ihr die Erde, eure Mutter, um ihren Beistand anflehen. Es ist wahr, dass eure Prairieen von Wild wimmeln, aber die Weiber und Kinder können euch nicht folgen auf dem Jagdpfade.
„Müssen nicht die Krähen, die Bonnaxes, die Flachköpfe und die Umbiquas den Winter über hungern? Sie haben keine Büffel in ihrem Lande und nur wenige Hirsche. Was haben sie zu essen? Ein paar magere Pferde, vielleicht einen Bären und das stinkende Fleisch der Fischotter oder Biber, welche sie in der geeigneten Jahreszeit mit Schlingen fangen.
„Würden sie sich nicht überglücklich schätzen, ihr Pelzwerk gegen den Mais, den Tabak und die guten getrockneten Fische der Shoshonen auszutauschen? Jetzt verkaufen sie ihre Felle an die Yankees, aber die Yankees bringen ihnen keine Nahrungsmittel. Die Flachköpfe nehmen das Feuerwasser und die Decken von Händlern, aber sie thun es nur deshalb, weil sie nichts Anderes bekommen können und ihre Felle verderben würden, wenn sie dieselben für sich behielten.
„Würden sie nicht lieber mit euch tauschen, da ihr ihnen viel näher seyd? Ihr würdet ihnen gute Nahrung geben, damit sie mit ihren Kindern den Winter über leben und während des langen Schnees, während der traurigen Monate der Dunkelheit ihre Weiber und Greise erhalten könnten.
„Wenn nun die Shoshonen für die Pelze Mais und Tabak geben könnten, so würden sie reich werden; sie erhielten die besten Sättel von Mexiko, die besten Büchsen von den Yankees, die besten Tomahawks und Decken von den Kanadiern. Wer könnte dann den Shoshonen widerstehen? Wenn sie jagen wollten, würden hunderte von den übrigeu Eingeborenen den Waldpfad für sie lichten oder mit ihren Händen das Gras ausraufen zu einem Weg in der Prairie. Ich habe gesprochen.“
Alle Indianer erkannten an, dass seine Rede gut sey und voll Weisheit; aber sie waren zu stolz, um zu arbeiten. Ein alter Häuptling antwortete daher für den ganzen Stamm:
„Nanawa Ashta ist ein grosser Häuptling; er ist tapfer! der Manitou spricht sanft zu seinen Ohren und lehrt ihn das Geheimniss, welches das Herz eines Kriegers gross oder klein macht. Aber Nanawa hat ein blasses Gesicht — sein Blut ist fremdes Blut, obgleich sein Herz stets ist bei seinen rothen Freunden. Doch nur der weisse Manitou spricht mit ihm, und wie vermöchte der weisse Manitou die Natur der Indianer zu kennen? Er hat sie nicht geschaffen, ruft sie nicht zu sich, gibt ihnen nichts, lässt sie arm und elend, und behält Alles für die Blassgesichter.
„Es ist auch ganz Recht, dass er so handelt. Der Panther wird nicht säugen das Junge der Hirschkuh, noch wird der Falke sitzen auf den Eiern der Taube. Es ist Leben, es ist Ordnung, es ist Natur. Jeder hat für die Seinigen zu sorgen, für weiter nicht. Mais ist gut, Tabak ist gut, er erfreut das Herz der alten Männer, wenn sie betrübt sind. Tabak ist das Geschenk der Häuptlinge an die Häuptlinge. Das Calumet spricht von Krieg und Tod; es spricht aber auch von Frieden und Freundschaft. Der Manitou machte den Tabak ausdrücklich für den Menschen — er ist gut.
„Aber Mais und Tabak müssen von der Erde genommen werden; man muss sie bewachen viele Monde, und sie pflegen wie Kinder. Dies ist eine Arbeit, die nur für Weiber und Sklaven passt. Die Shoshonen sind Krieger und frei. Wollten sie in der Erde graben, so würde ihr Gesicht schwach werden, und ihre Feinde würden sagen, sie seyen Maulwürfe und Dächse.
„Wünscht der gerechte Nanawa, dass die Shoshonen verachtet werden von den Krähen oder den Reitern im Süden? Nein! er hat gefochten für sie, ehe er hinging, um zu sehen, ob die Gebeine seiner Bäter wohlbehalten seyen; und gab er ihnen nicht nach seiner Rückkehr Büchsen und Pulver, lange Netze, um den Salm zu fangen, und Eisen in Menge, um ihre Pfeile für die Büffel ebenso fruchtbar zu machen, als für die Umbiquas?
„Nanawa spricht gut, denn er liebt seine Kinder; aber der Geist, der zu ihm flüstert, ist ein Blassgesichtsgeist, der nicht zu sehen vermag unter die Haut eines rothen Kriegers, denn sie ist zu zäh: auch nicht in sein Blut, denn es ist zu dunkel.
„Und doch ist der Tabak gut, desgleichen auch der Mais. Die Jäger der Flachköpfe und der durchbohrten Nasen würden im Winter kommen und darum betteln. Ihre Felle würden die Hütten der Shoshonen erwärmen und mein Volk würde reich werden und mächtig; sie könnten sich zu Herren machen über das ganze Land, von dem Salzwasser bis zu dem grossen Gebirge, und die Hirsche kämen, um ihre Hände zu lecken, und die wilden Pferde würden weiden um ihre Wigwams. Dies ist die Weise, wie die Blassgesichter reich und stark werden; sie pflanzen Mais, Tabak und süsse Melonen; sie haben Bäume, die Feigen und Pfirsiche tragen; sie mästen Schweine und Ziegen und zahme Büffel. Sie sind ein grosses Volk.
„Ein Rothhautkrieger ist nichts als ein Krieger; er ist stark, aber arm; er ist kein Murmelthier, kein Dachs oder ein Präriehund; er kann nicht den Boden aufgraben; er ist ein Krieger und weiter nichts. Ich habe gesprochen.“
Natürlich stand der Ton, in welchem diese Rede gehalten war, zu sehr im Einklange mit den Vorstellungen der Indianer, um nicht mit Bewunderung aufgenommen zu werden. Der alte Mann setzte sich nieder, worauf sich ein Anderer erhob, um gleichfalls zu sprechen:
„Der grosse Häuptling hat gesprochen; sein Haar ist weiss wie der Flaum des Schwans; seiner Winter sind viele gewesen; er ist weise. Warum sollte ich nach ihm sprechen, da seine Worte wahr sind? Der Manitou hat meine Ohren und meine Augen berührt, als er redete (und er redete wie ein Krieger); ich hörte sein Kriegsgeschrei. Ich sah die Umbiquas in die Sümpfe eilen und wie schwarze Schlangen sich unter das Gebüsch verkriechen. Ich erspähte dreissig Skalps an seinem Gürtel; seine Beinkleider und Moccassins waren genäht mit dem Haar der Wallah Wallahs.1)
„Ich sollte nicht sprechen; ich bin noch jung und habe keine Weisheit; meine Worte sind wenig, ich sollte nicht sprechen. Aber in meinem Gesichte hörte ich einen Geist; er kam herauf mit den Lüften und drang in mein Inneres.
„Nanawa ist mein Vater, der Vater von uns Allen; er liebt uns, wir sind seine Kinder. Er hat einen grossen Krieger der Blassgesichter mit sich gebracht, der ein mächtiger Häuptling war in seinem Stamme; er hat uns einen jungen Häuptling gegeben, der ein grosser Jäger ist; in wenigen Jahren wird er ein grosser Krieger seyn und unsere Jünglinge in den Kriegspfad führen auf die Ebenen der Wachinangoes.2) Der Owato Wanisha3) ist ein Shoshone, obgleich seine Haut blässer ist, als die Blüthe der Magnolie.
„Nanawa hat uns auch zwei Makota Konayas4) gegeben, unsere Jünglinge Weisheit zu lehren; ihre Worte sind süss, sie sprechen zum Herzen; sie wissen Alles und machen die Menschen besser.
„Nanawa ist ein grosser Häuptling und sehr weise; was er sagt, ist recht — was er wünscht, muss geschehen, denn er ist unser Vater und gab uns Kraft, unsere Feinde zu bekämpfen.
„Er hat Recht: die Shoshonen müssen ihre Wohnungen gefüllt haben mit Mais und Tabak. Die Shoshonen müssen stets bleiben, was sie sind und was sie waren — ein grosses Volk. Doch der Häuptling von vielen Wintern hat es gesagt; die Igel und die Füchse mögen die Erde aufwühlen, aber die Augen der Shoshonen sind immer ihren Feinden zugekehrt in den Wäldern oder den Büffeln in den Ebenen.
„Dennoch soll der Wille von Nanawa geschehen, aber nicht durch einen Shoshonen. Wir wollen ihm geben genug Weiber und Hunde; wir wollen ihm Sklaven bringen von den Umbiquas, den Cayusen und den Wallah Wallahs. Sie sollen den Mais und den Tabak pflegen, während wir jagen oder weitere Sklaven holen, sogar bis in den grossen Gebirgen, oder bei den Hunden des Südens, den Wachinangoes. Ich will die Cochenille5) schicken meinen jungen Kriegern; sie werden ihr Gesicht bemalen und mir folgen auf den Kriegspfad. Ich habe gesprochen!“
Ein solches Ende hatten die Hoffnungen, das wilde Volk, unter dem wir lebten, zum Ackerbau heranzubilden; es nahm mich übrigens nicht Wunder; denn so, wie sie waren, fühlten sie sich glücklich. Was hatten sie auch sonst noch nöthig ausser ihren reinlichen, kegelförmigen Hütten aus Fellen, ihrem guten, gemächlichen und hübschen Anzug, und ihren hübschen, tugendhaften und treuen Weibern? Hattten sie nicht ein unbegränztes Feld auf den Prairieen vor sich? Waren sie nicht die Herren über Millionen von Elendthieren und Büffeln? — Sie bedurften nichts, als Tabak. Und doch war es Schade, dass es uns nicht gelang, ihnen Geschmack an der Civilisation beizubringen. Sie waren von Natur Gentlemen — wie überhaupt fast alle Indianer, wenn sie nicht dem Trinken ergeben sind, hatten eine sehr gute Erziehung und trugen das unzweideutige Siegel des Adels auf ihrer Stirne.
Die Berathung wurde abgebrochen, da sowohl die christlichen als politischen Grundsätze des Fürsten Seravalle unmöglich dem Gedanken Raum geben konnten, die Sklaverei auszudehnen. Er beugte sich demüthig unter den Willen der Vorsehung und bemühte sich, durch andere Mittel das hohe Ziel zu erreichen, den Geist dieser reinen, edlen Wilden zu erleuchten.