Читать книгу Der Höllenhund - Фредерик Марриет - Страница 15
13. Kapitel
ОглавлениеMit Tagesanbruch wurde der Verlust des Bootes durch Obadiah Coble gemeldet, worauf sich Herr Vanslyperken mit seinem Spähglase auf das Deck begab, um nachzusehen, ob der Korporal nicht mit der letzten Strömung der Ebbe herunterkomme. Aber da war nirgends etwas zu schauen. Der Leutnant musterte den Horizont nach allen Richtungen. Nirgends ein Boot, nirgends der Korporal Vanspitter! Seine Beklommenheit überzeugte die Matrosen, daß er bei dem Schliche des Korporals beteiligt gewesen, und sie flüsterten unter sich. Endlich erteilte Herr Vanslyperken den Befehl, Korporal Vanspitter zu ihm zu schicken. Natürlich wurde ihm bald gemeldet, daß der Korporal nirgends zu finden sei, worüber er sich sehr erstaunt stellte. Da er es für ausgemacht annahm, das Boot sei mit der Ebbe hinausgefegt worden, beschloß er unter Segel zu gehen, den Korporal, wenn er ihn finden könne, aufzulesen und dann nach Portsmouth, dem Hafen seiner Bestimmung, zu steuern.
Sobald die Matrosen ihr Frühstück beendigt hatten, lichtete der Kutter die Anker und stach in die See. Den ganzen Tag über kreuzte Vanslyperken in der Zuyder-See und sah sich nach dem Boote um, aber ohne Erfolg, so daß er endlich wohl oder übel seinen Kurs nach England anlegen mußte, freilich in keiner geringen Verlegenheit, da er jetzt keinen vertrauten Steward mehr hatte, und es ihm ganz und gar an einem Manne fehlte, durch dessen Vermittlung er sein Betrugssystem gegen die Schiffsmannschaft fortsetzen konnte. Außerdem sah er sich genötigt, die Züchtigung Jemmy Entenbeins aufzuschieben, da die Seesoldaten sich ohne den Korporal nicht getrauten, den Zorn der Matrosen auf sich zu laden. Die Folge davon war, daß sich Herr Vanslyperken während der drei Fahrtage in seine Kajüte einschloß, weil er sogar für seine eigene Sicherheit Gefahr fürchtete. Nachdem er zu Portsmouth angelangt war, händigte er dem Admiral seine Briefschaften ein und erhielt Befehl, sobald er das verlorene Boot ersetzt habe, seinen Posten als Schmugglerkreuzer wieder anzutreten.
Ein Jahr vor der eben mitgeteilten Fahrt hatte er seine Mutter mit herübergebracht, die er bis zum Friedensschlusse viele Jahre nicht gesehen. Sie bewohnte ein kleines Zimmer in jenem Teile der Stadt, welcher jetzt unter dem Namen der Halfway Houses bekannt ist. Die alte Frau lebte von einer kleinen Pension des holländischen Hofes, da sie viele Jahre lang in untergeordneter Stellung bei dem königlichen Haushalte beschäftigt gewesen war. Der Sage nach war sie einmal schön und in ihrer Jugend nicht karg mit ihren Gunstbezeugungen gewesen, jetzt aber hatte sie die Gebrechlichkeit des Alters heimgesucht, obgleich ihre geistigen Fähigkeiten noch so ungetrübt waren, wie in dem Lenze ihres Lebens. Nichts konnte ihren blinzelnden, blutunterlaufenen kleinen Augen oder ihrem scharfen Ohre entgehen, und obschon sie kaum fünfzig Ellen weit zu humpeln vermochte, so hielt sie doch keine Magd, da sie ebenso geizig war wie ihr Sohn. Cornelius Vanslyperken war das einzige noch lebende Kind aus zwei Ehen. Die Alte schien ihn nicht sehr zu lieben und behandelte ihn immer noch als Kind, indem sie ihr mütterliches Ansehen brauchte, als ob er noch das Geiferlätzchen trüge. Ihre Übersiedlung nach England sollte zu beiderseitiger Bequemlichkeit dienen. Sie hatte Geld erspart, welches sich Vanslyperken zu sichern wünschte, auch war es ihm lieb, eine Heimat und eine Person zu haben, der er trauen konnte. An ihrem früheren Wohnorte aber trug man sich mit so schauerlichen Gerüchten über sie, daß sie froh war, einen Platz verlassen zu können, wo ihr jedermann wie einer Pest aus dem Wege ging.
Herr Vanslyperken verfügte sich, sobald er die nötigen Schritte für die Ersetzung des Bootes eingeschlagen hatte, nach dem Aufenthaltsorte seiner Mutter, einem einzigen Zimmer im zweiten Stockwerke. Als er die Treppe hinanstieg, erkannte das scharfe Ohr der Alten seinen Schritt.
„So, da kommst du, Cornelius Vanslyperken. Ich höre dich und entnehme aus deinem hastigen Tritte, daß du ärgerlich bist. Nun, warum solltest du’s in dieser Welt von Teufeln nicht ebensogut sein dürfen wie deine Mutter?“
So lautete das Selbstgespräch der Alten, ehe Vanslyperken in das Zimmer getreten war, wo er seine Mutter vor einem kleinen Kamin über einigen halb angezündeten Kohlenstückchen sitzen sah. Die Sparsamkeit erlaubte ihr nicht, mehr Brennmaterial zu verbrauchen, obschon ihre Glieder ebensosehr vor Kälte als vor Schwäche zitterten. Ihre Nase und ihr Kinn trafen beinahe zusammen, ihre aschfahlen Lippen sahen aus wie alte Narben und ihr eingesunkener, zahnloser Mund erinnerte an ein kleines, tiefes, dunkles Grab.
„Wie geht’s Euch, Mutter?“ fragte Vanslyperken, als er in das Zimmer trat.
„Ich bin noch am Leben.“
„Mögt Ihr mir das noch lange sagen können, liebe Mutter!“
„Ah!“ versetzte das Weib, als ob sie die Aufrichtigkeit seiner Worte bezweifelte.
„Ich werde nur kurze Zeit bleiben“, fuhr Vanslyperken fort.
„Gut, Kind, um so besser. An Bord kannst du Geld ersparen, während du es am Lande ausgeben mußt. Hast du welches mitgebracht?“
„Ja, Mutter, ich muß es Eurer Obhut überlassen.“
„So gib es her.“
Vanslyperken zog ein Paket heraus und legte es in den Schoß seiner Mutter, welche den Inhalt mit zitternden Händen überzählte.
„Gold, und gutes Gold. So lange du lebst, mein Kind, mußt du dich nicht von dem Golde trennen. Ich mag noch nicht sterben — nein, nein, Die Teufel mögen immerhin an mir zerren und mich angrinsen, aber ich bin noch lange nicht ihr Eigentum.“ Hier hielt die Alte inne und schaukelte sich in ihrem Stuhle. „Cornelius, schließ das Geld ein und gib mir den Schlüssel. So, jetzt ist’s wohl verwahrt. Du kannst mir nun erzählen, wenn du Lust dazu hast, mein Kind, ich höre noch gut genug.“
Vanslyperken berichtete alle Ereignisse des letzten Kreuzzuges und sprach von seinen Gefühlen gegen die Witwe, von Smallbones und von Jemmy Entenbein. Die Alte unterbrach ihn nie, sondern blieb, die Arme in ihrer Schürze verschlungen, sitzen.
„Ganz so, ganz so“, sagte sie, als er endlich fertig war. „Ich habe das nämliche gefühlt, aber du besitzest nicht den Mut zu handeln, wie ich. Ich konnte es tun, aber du — du bist eine Memme. Niemand durfte es wagen, meinen Pfad zu kreuzen, oder wenn er sich’s unterstanden hätte — ah, nun, das sind vergangene Zeiten, und ich bin noch nicht tot.“
Die Alte murmelte in einer Art halben Selbstgesprächs. Nach einer Pause fuhr sie fort: „Es ist besser, den Knaben gehen zu lassen. Kommt nichts dabei heraus. — Die Frau — da gibt’s Arbeit, denn es handelt sich um Geld.“
„Aber sie weigert sich, Mutter, wenn ich nicht den Hund umbringen lasse.“
„Weigert sich — ah, gut — laß mich sehen. Kannst du nicht ihren Ruf zu Grunde richten? Glückt dir dies, so ist sie dein und ihr Geld dazu. Dann — dann — hast du Geld und Rache — beides gut, aber Geld — nein — ja Geld ist das beste. Aber du bist feige, du wagst nichts.“
„Was fürchte ich denn, Mutter?“
„Die Menschen — den Galgen — und den Tod. Den Tod fürchte ich auch, aber ich sterbe noch nicht — nein, nein, ich will leben — ich will nicht sterben. Ja, der Korporal — in der Zuyder-See verloren — Tote plaudern nichts aus — er konnte viel von dir erzählen, mein Kind. Mögen sich die Fische an ihm mästen.“
„Ich kann ihn nicht entbehren, Mutter.“
„Hunderttausend Teufel!“ rief die Alte, „daß ich solche Wehen um einer Memme willen ausstehen mußte! Cornelius Vanslyperken, du bist nicht wie deine Mutter. Dein Vater — in der Tat —“
„Wer war mein Vater?“
„Stille, Kind — so geh’ jetzt — ich wünsche allein zu sein mit meinen Erinnerungen.“
Vanslyperken, welcher wußte, daß Vorstellungen nutzlos seien und nur zu bitteren Verwünschungen von seiten seiner Mutter führen würden, stand auf und ging nach Sally-Port zurück, wo er sich an Bord der ‚Jungfrau‘ rudern ließ.
„Da kommt er“, rief ein langes, knöchernes Weib in einer Haube mit grünen, verblichenen Bändern, welche auf dem Vorderkastell des Kutters stand. „Da kommt er, der Spitzbube, der meinen Jemmy peitschen lassen wollte.“
Dies war die Frau von Jemmy Entenbein, welche zu Portsmouth wohnte und, sobald sie die Vorgänge vernommen, Rache zu üben gelobt hatte.
„Stille da, Moggy“, sagte Jemmy, der an ihrer Seite stand.
„Ja, ich will meinetwegen den Mund halten, bis die Zeit kommt, aber dann soll ihm sein Recht werden, dem betrügerischen Halunken.“
„Ruhig, sage ich, Moggy.“
„Und was diesen petzenden alten Korporal betrifft, so will ich ihn vanspittern, wenn er je wieder meinem lieben Jemmy etwas anhaben will.“
„So schweig doch, Moggy, siehst du denn nicht, daß ein Seesoldat an deinem Ellenbogen steht?“
„Er soll dies für seine Mühe nehmen“, rief Moggy, indem sie sich umwandte und dem erstaunten Soldaten eine schallende Ohrfeige versetzte.
Dieser, dem ein Zwist mit einer solchen Amazone nicht sonderlich zusagte, zog sich hastig zurück und schlüpfte durch die Vorderluke hinunter.
„So, seid Ihr endlich da?“ fuhr Moggy fort, als Vanslyperken auf das Deck trat.
„Halt’s Maul, Moggy.“
„Ihr wolltet also meinen lieben Entenbein peitschen lassen — meinen Jemmy?“
„Willst du einmal schweigen, Moggy?“ rief Jemmy in zornigem Tone. „Wenn du nicht ruhig bist, schlag ich dir deine Fenster ein.“
„Du müßtest auf die Kanonen klettern, um sie zu erreichen, mein kleiner Mann“, versetzte sein Weib. „Nun, je mehr ich jetzt meine Zunge im Zaum halte, desto mehr bleibt für ihn übrig, wenn ich einmal an ihn komme. Oh! er ist in seine Kajüte hinuntergegangen, um seinen Snarleyyow zu küssen. Die Bestie soll mir auch zu Kochstücken werden, ehe ich mit ihm fertig bin. Meinen Jemmy peitschen — meinen lieben, teuren Jemmy — der garstige, dürre — —“
„Geh hinunter, Moggy“, sagte Jemmy Entenbein, indem er sie nach der Luke hinschob.
„Schnüffelnde, großrockige — —“
„Marsch da“, fuhr Jemmy fort, indem er sie weiter zerrte.
„, Wieseläugige, schneidnasige — —“
„Willst du einmal hinuntergehen?“ rief Jemmy, sie nach der Luke zerrend.
„Heringschluckende, kahlköpfige — —“
„Zum Geier! Jetzt mache, daß du hinunterkommst.“
„Spitzbübische Vagabund! Gott behüte, Jemmy, du hättest mich ja beinahe die Luke hinuntergeworfen! Nun, gleichviel, mein Schatz! Wir wollen zum Nachtessen gehen.“
Moggy faßte nun ihren Eheherrn, hob ihn mit erstaunlicher Kraft vom Boden auf und trug ihn auf ihren Armen hinunter, als wäre er ein Kind — sehr zur Belustigung der Matrosen, welche in der Back standen.
Als es dunkel wurde, machte ein Boot neben dem Kutter Halt, und ein Mann stieg auf das Deck, welchem Obadiah Coble mit der Frage entgegentrat: „Was steht zu Dienst?“
„Ich muß augenblicklich den Befehlshaber dieses Schiffes sprechen.“
„Geduldet Euch ein Weilchen, ich will ihm Euer Anliegen vorbringen“, versetzte Coble, welcher sich nach der Kajüte begab und Herrn Vanslyperken den Ankömmling meldete.
„Was ist’s für eine Art von Mensch?“ fragte der Leutnant.
„Oh, ich weiß nicht — kommt mir wie so ein Mischling vom Lande vor — halb Bettelvogt, halb Marketenderschiffer.“
„Nun, so weist ihn herunter.“
Der Mann, welcher bald nachher in die Kajüte trat, war ein kleiner Kerl in roter Weste, Kniehosen und einer rund geschnittenen Jacke aus grünem Tuche. Sein Gesicht zeigte eine Menge von Furunkeln, von denen einige so groß waren, daß sich seine kleine Mopsnase nur wenig von ihnen unterschied. Dabei hatte er kleine, scharfe Augen und einen tiefroten Backenbart. Sobald er in die Kajüte getreten war, schloß er sehr bedächtig die Tür hinter sich zu.
„Nichts ist besser, als wenn man Nummer sicher spielt“, bemerkte er.
„Ha, was, zum Teufel, wollt Ihr?“ rief Vanslyperken etwas beunruhigt, während Snarleyyow die dicken Waden des Männleins umwandelte, dabei knurrende Töne von sich gab und mehr als einmal Lust bezeugte, seine Zähne in die blauwollenen Strümpfe zu schlagen.
„Schafft Euren Köter beiseite und laßt uns unser Geschäft bereinigen“, sagte der Mann, indem er kaltblütig einen Stuhl nahm, „denn wir haben keine Zeit zu verlieren. Hoffentlich sind keine Lauscher in der Nähe, denn wenn ich entdeckt würde, könnte mein Leben verwirkt sein.“
„Ich verstehe kein Wort“, versetzte Vanslyperken in großer Überraschung.
„Ich will’s kurz machen. Wünscht Ihr fünftausend Pfund in Eurer Tasche zu haben?“
Bei dieser Frage wurde Vanslyperken aufmerksam. Er trieb seinen Hund zurück und nahm an der Seite des Fremden Platz.
„Ah! Wenn sich’s um den eigenen Vorteil handelt, so werden die Leute stets höflich. Zur Sache also, Ihr seid der Kommandant dieses Kutters, oder nicht?“
„Allerdings“, entgegnete Vanslyperken.
„Gut, Ihr seid im Begriffe, nach den Schmugglern zu kreuzen?“
„Ja.“
„Ich kann Euch eine Ladung von ungefähr zehntausend Pfund oder mehr melden, die in einer gewissen Nacht ans Land gesetzt werden soll.“
„Wirklich?“ erwiderte Vanslyperken.
„Ja, und dazu Euren Booten eine Stellung anweisen, daß sie die ganze Fracht erwischen müssen.“
„Ich bin Euch sehr verbunden. Wollt Ihr nicht etwas zu Euch nehmen, Sir — vielleicht ein wenig Schiedam?“ sagte Vanslyperken, indem er seinen Schrank aufschloß und einen großen steinernen Krug zum Vorschein brachte, aus welchem er ein paar Gläser füllte.
„Kein übler Stoff“, bemerkte der Mann. „Ich möchte Euch noch um ein Gläschen bemühen.“
Dies war eigentlich mehr, als Herr Vanslyperken beabsichtigte. Eine weitere Erwägung weckte jedoch in ihm den Wunsch, seinen neuen Bekannten mitteilsamer zu machen, weshalb er das Glas noch einmal füllte, obschon es fast ebenso schnell wieder geleert war.
„Ein kapitaler Stoff!“ sagte das Rotgesicht, indem es sein Glas dem Leutnant wieder hinschob.
Vanslyperken wollte jedoch den Wink nicht verstehen, da sein neuer Gast bereits eine Portion verschluckt hatte, die für ihn eine Woche gereicht haben würde.
„Nun, so sprecht“, sagte Vanslyperken. „Wo ist die Ladung zu treffen und wann?“
„Ja, da müßte ich aus der Schule schwatzen“, versetzte der Mann.
„Nun, wenn Ihr nicht zu diesem Zwecke gekommen seid, was Teufels hat Euch sonst hergeführt?“ entgegnete Vanslyperken, der jetzt zornig wurde.
„Das hängt von den Umständen ab“, erwiderte der Mann.
„Von den Umständen?“
„Ja, von den Umständen“, sagte der Mann. „Was wollt Ihr geben?“
„Geben? Wie soll ich dies verstehen?“
„Was soll mein Anteil sein?“
„Euer Anteil? Ihr könnt keinen Anteil verlangen, denn Ihr steht nicht in des Königs Dienst.“
„Nein, aber ich bin der Angeber, und dies kommt auf dasselbe heraus.“
„Gut, verlaßt Euch darauf, ich werde Euch sehr freigebig bedenken.“
„Mit wieviel, wenn ich fragen darf?“
„Das können wir hinterdrein bereinigen — mit etwas Schönem, darauf dürft Ihr zählen.“
„Nein, so handle ich nicht. Wünsche guten Abend, Sir. Vielen Dank für den Schiedam — kapitaler Stoff.“
Und der Mann erhob sich von seinem Stuhle.
Herr Vanslyperken hatte jedoch keine Lust, ihn gehen zu lassen. Sein Geiz bewog ihn, zuerst den Versuch zu machen, ob sich der andere nicht mit Versprechungen abspeisen ließe.
„Geduld, mein teurer Sir, Ihr braucht nicht so zu eilen. Laßt Euch noch ein Gläschen belieben.“
„Mit Vergnügen“, versetzte der Mann, indem er wieder Platz nahm und noch ein Glas Schiedam versorgte. „Das ist in der Tat erste Qualität, der Trunk schmeckt mir um so besser, je mehr ich davon koste. Wohlan, wollen wir unser Geschäft wieder aufnehmen? Ich will offen gegen Euch sein: ich mache die Hälfte zur Bedingung oder behalte meine Hinweise für mich.“
„Die Hälfte?“ rief Vanslyperken. „Die Hälfte von zehntausend Pfund? Ei, das wären ja fünftausend Pfund?“
„Ganz recht, die Hälfte von zehn ist fünf — wie Ihr sagt.“
„Wie, und ich soll Euch fünftausend Pfund geben?“
„Ich dächte eher, daß ich Euch fünftausend biete, denn ohne mich werdet Ihr keinen Heller kriegen. So viel verlange ich und Ihr müßt mir den Kontrakt schriftlich geben, oder ich drücke mich weiter. Euer Schiff ist nicht das einzige im Hafen.“
Vanslyperken versuchte noch einigemale, an den Bedingungen herunterzumäkeln, aber der Mann blieb entschieden. Dann probierte er, ob es ihm nicht gelinge, seinen Freund betrunken zu machen und auf diese Weise einen besseren Kontrakt zu erzielen. Aber fünfzehn Gläser seines Ausstich-Schiedams erzielten nichts weiter als das angemessenste Lob des Stoffes, und endlich sah er sich genötigt, in die Forderungen des Mannes zu willigen.
„Wir müssen mit der Ebbe lichten“, sagte der Angeber, indem er den schriftlichen Vertrag in die Tasche steckte. „Ich werde an Bord bleiben. Wir haben eine mondhelle Nacht, und wenn dies auch nicht wäre, so ist mir nicht bange, meinen Weg durch einen gelben Nebel zu finden. Haltet nur alle Eure Boote bereit und verseht sie mit gehörig bewaffneter Mannschaft, da es vielleicht einen scharfen Strauß gibt.“
„Aber wann und wo gedenken Sie anzufahren?“ fragte Vanslyperken.
„Morgen nacht an der Hinterseite der Insel. Laßt mich sehen“, fuhr der Mann fort, indem er seine Uhr herausnahm, „ei, der Teufel, wie doch die Zeit flieht! Das macht der Schiedam. Wir müssen in ein paar Stunden die Anker aufziehen. Wenn’s beliebt, Leutnant, so wollen wir noch ein Gläschen auf den Erfolg der Unternehmung trinken. Wahrhaftig, das ist Kapitalstoff!“