Читать книгу Der Höllenhund - Фредерик Марриет - Страница 16

14. Kapitel

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Am nächsten Morgen hatte die ‚Jungfrau‘ St. Helen im Stern und sondierte den östlichen Teil der Insel Whigt, worauf sie in die offene See segelte. Das Wetter war schön und das Wasser glatt, sobald da her der Kutter weit genug außen stand, legte er bei. In der Hast des Ankerlichtens hatte Herr Vanslyperken nicht daran gedacht, oder es vielleicht auch nicht gewußt, daß Jemmy Entenbeins Weib noch immer an Bord war, erst als er auf dem Halbdeck hin und herging, bemerkte er, daß sie auf der Back mit den Matrosen plauderte.

„Was ist das für ein Weibsbild?“ fragte er Jansen, welcher sich am Steuer befand.

„Die Frau dort, Mynheer? Das ist die Frau von Schemmy Entenbein.“

„Wie kann sie sich unterstehen, an Bord zu kommen? Bringt sie nach dem Hinterschiffe, Seesoldat.“

Der Mariner begab sich nach vorn und meldete den Befehl. Jemmy, welcher einen Sturm erwartete, schärfte seiner Frau ein, sich ruhig aufzuführen. Indes schien sein Rat nicht gehört worden zu sein.

„Wie seid Ihr an Bord gekommen, Weib?“ rief Vanslyperken, indem er sie mehrere Male vom Wirbel bis zur Zehe musterte.

„Wie ich an Bord gekommen bin? Wie anders als in einem Boote?“ versetzte Moggy, die es auf einen Sturm ankommen lassen wollte.

„Warum seid Ihr nicht wieder ans Land gegangen, ehe der Kutter absegelte?“ fragte Vanslyperken zornig.

„Warum? Just aus dem entgegengesetzten Grunde — weil kein Boot da war.“

„Nun, so will ich Euch einfach dies sagen: wenn ich Euch je wieder an Bord sehe, so habt Ihr Euch die Folgen selbst zuzuschreiben“, entgegnete Vanslyperken.

„Und ich will Euch nur dies sagen“, erwiderte Moggy; „wenn Ihr je wieder ans Land kommt, so habt Ihr Euch die Folgen zuzuschreiben. Seht Euch vor — ich habe Euch gewarnt. — Meinen Jemmy, mein liebes Schatzkind, peitschen lassen zu wollen!“

Herr Vanslyperken schäumte vor Wut, während die ganze Mannschaft des Kutters kicherte und lachte.

„Die Seesoldaten sollen nach hinten kommen“, rief Vanslyperken. „Nehmt dieses Weib in den Raum hinunter. Ich will die Unverschämtheit, die Ihr Euch erlaubt habt, Eurem Manne zu gut schreiben, und verlaßt Euch darauf, er soll volle Zahlung erhalten.“

„Das könnt Ihr halten, wie Ihr wollt. Seesoldat, ich sage Euch, bleibt mir drei Schritte vom Leibe, wenn Ihr keine Beulen am Kopfe haben wollt. Und was mich betrifft, so will ich all dies auf Eure Rechnung schreiben. Ihr sagt, Ihr wollt meinen Schatz ausbezahlen — so denkt denn an mich, ob ich nicht mit Euch und Eurem garstigen Köter da gleichfalls Abrechnung halte. Die Bestie soll mir einen Kreuzzug nach Korporal Vanspitter tun. Wenn Ihr Euch untersteht, nur einen Finger an meinen Jemmy zu legen, so schlage ich das Aas tot, wo ich es finde, und hacke es in Blutwürste, nur um das Vergnügen zu haben, es zu essen. Ich will Euch ein Pfund davon zum Präsent machen. Ihr, Seesoldat, seid kein Narr — ich kann nach dem Vorderschiff gehen, ohne daß Ihr mir Euern Arm anbietet — seid verdammt dafür!“

Mit diesen Worten begab sich Moggy nach dem Vorderschiff und schloß sich den Matrosen in der Back an.

„Seid Ihr mit diesem giftigen Weibsbilde näher bekannt?“ fragte Herrn Vanslyperkens neuer Freund.

„Nein“, versetzte Vanslyperken, der nicht sehr von dieser Bemerkung erbaut war.

„Nun, Ihr mögt Euch immerhin auf Böen gefaßt machen, denn sie wird Wort halten. Wir wollen jetzt die Fockschote anziehen und einwärts steuern, wenn’s gefällig ist.“

Es war die Zeit der kurzen Tage, die Nacht brach bald herein. Der Kutter stand ungefähr acht Meilen weit in hoher See. Den Weisungen des Angebers zufolge, holten sie jetzt auf und liefen längs der Insel hin, bis sie einem Punkte dicht an dem Black-Gang-Chyne gegenüber lagen. Hier legten sie bei, hißten ihre drei Boote heraus und bemannten sie mit Matrosen, die mit Pistolen und Stutzsäbeln bewaffnet waren. Kurz befehligte das eine, Coble das andere Boot und im dritten saß Vanslyperken mit dem Angeber. Sobald alles bereit war, erhielt Jemmy Entenbein, welcher den Kutter befehligte, die Weisung, an Ort und Stelle liegen zu bleiben, mit dem Eintritte der Flut aber gegen die Küste zu steuern. Alles war zum Aufbruche fertig, als Vanslyperken noch einfiel, es dürfte nicht geraten sein, Snarleyyow auf der ‚Jungfrau‘ zu lassen, weil er ihn nach Moggys Drohung und bei der bekannten Feindseligkeit des elenden Smallbones kaum mehr lebendig zu treffen hoffen durfte. Er beschloß daher, ihn ins Boot zu nehmen. Der Angeber machte zwar Einwendungen, aber Vanslyperken wollte nichts von seinen Protesten wissen. Der Hund wurde in das Boot gehoben und sie ruderten ab. Nach einer viertelstündigen Fahrt änderten sie ihren Kurs und steuerten längs der Küste, bis sich der Angeber genau über den Standpunkt unterrichtet hatte. Er wünschte dann, daß die beiden anderen Boote herankämen, und teilte den Mannschaften mit, sie müßten das größte Stillschweigen beobachten, denn sie seien im Begriffe, nach der Stelle hinzufahren, wo sich die Empfänger der Güter befänden, der mindeste Lärm würde die Wegnahme der Prise verhindern. Die Boote ruderten nun auf einige große Felsen los. Die Fahrt ging zwischen durch und die Boote befanden sich nun in einer kleinen Bucht mit ruhigem Wasser.

Die Boote, welche mit belegten Riemen gerudert hatten, lagen wohl eine Stunde ruhig da, als mit einemmal ein Nebel die Aussicht nach der hohen See verdunkelte.

„Nur um so besser“, flüsterte der Angeber, „so kommen sie uns in die Falle. Horch; pst! Ich höre rudern.“

Die Matrosen lauschten. Aus der Ferne ließen sich Ruderschläge vernehmen und die Mannschaft griff zu ihren Waffen.

In einer Minute sah man ein großes, luggerartig gebautes Boot, das augenscheinlich ebensogut segeln als rudern konnte, in durch den Nebel vergrößerten Umrissen auf die Buchtmündung zukommen.

„Stille und ja kein Wort. Wir wollen es an uns vorbeilassen“, flüsterte der Angeber.

Das Boot näherte sich rasch und war noch etwa zehn Faden von dem Eingange entfernt, als Snarleyyow, welcher die Ruderschläge hörte, sich an dem Bug des Bootes aufstellte und ein ganz ungewöhnlich ausgedehntes „Wau, wau, wau, wau, wau, wau“, begann.

Bei dem Bellen des Hundes hielten die Schmuggler an. Sie wußten, daß ihre Freunde keine Hunde bei sich hatten, konnten also daraus entnehmen, daß die Häscher zur Hand waren. Der Hund bellte, trotz aller Hinderungsversuche fort, und auf diese Warnung hin holte das Luggerboot um. In demselben Augenblicke zeigten sich auch Lichter auf den Klippen, um die Meldung zu geben, daß ein Feind zur Stelle sei, denn das Bellen des Hundes hatte der Wachsamkeit der Uferschmuggler nicht entgehen können — nach einigen Sekunden war das Fahrzeug im Nebel verschwunden.

„Die Pest auf Euren Köter! Ich bin um fünftausend Pfund betrogen!“ rief der Angeber. „Habe ich’s nicht vorausgesagt? Werft die Bestie über Bord, Ihr Leute, denn Ihr hättet Euch Eure Taschen füllen können.“

Vanslyperken war ganz außer sich und rief: „Fahrt nach, Ihr Leute, fahrt nach! Wir werden sie dennoch erwischen.“

„Ja, schickt eine Kuh aus, um einen Hasen zu jagen!“ versetzte der Angeber, „Ich weiß das besser. Ihr könnt Euch die Mühe und den Matrosen die Anstrengung ersparen. Möge Euch der Teufel holen und Euern verwünschten Köter dazu! Wer anders als ein Tollhäusler konnte bei einer solchen Gelegenheit einen Hund mitnehmen! Ich bin um meine fünftausend Pfund geprellt und habe nun nichts als den Trost, daß Ihr gleichfalls nichts abgefangen habt. Das ist eine teure Bestie, wenn Ihr Euren Verlust auf sie schlagt.“

In diesem Augenblicke war Vanslyperken ebenso erbost über die entgangenen Schätze wie der Angeber. Auch die Bootsmannschaft teilte diesen Ingrimm, und der Hund wurde der Reihe nach mit Fußtritten behandelt, bis er sich endlich zwischen den Beinen seines Gebieters niederkauerte. Aber auch dieser versetzte ihm in seiner Wut einen Stoß, weshalb sich Snarleyyow unter die Beine des Angebers rettete, der jedoch eine Pistole ergriff und ihm mit dem Kolben einen solchen Schlag versetzte, daß jeder minder dicke Schädel davon hätte splittern müssen. Der Köter befand sich nun in einer traurigen Lage, er suchte abermals Schutz bei seinem Herrn, welcher ihn diesmal aber nicht beachtete.

„Was können wir jetzt tun?“ bemerkte Vanslyperken.

„Wieder zurückgehen wie Hunde, die Schwänze zwischen den Beinen. Aber laßt’s Euch gesagt sein, Herr Leutnant, Ihr habt mich zu Eurem Feinde gemacht, und dies ist vielleicht ein ernstlicherer Umstand, als Ihr glauben mögt.“

„Stille, Sir, Ihr seid in einem königlichen Boot.“

„Hole der Teufel den König!“ entgegnete der Angeber.

„Vorwärts, Ihr Leute, und rudert an Bord“, sagte Vanslyperken in ebenso böser Stimmung.

Die Matrosen gehorchten voll Ärger und befanden sich nach einer Stunde wieder an Bord des Kutters.

Der Höllenhund

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