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9.8 Umgang mit unseren Muslimen

Wie also umgehen mit der übergroßen Mehrheit unserer friedlichen muslimischen deutschen Mitbürger?

Ihnen muss – genauso wie allen anderen Bürgern – zugutegehalten werden, dass sie in einer islamisch geprägten und damit kulturell völlig anders gearteten Gedanken- und Ideenwelt aufgewachsen sind. Diese hat sie von Kind auf geprägt. Das trifft in (zu vielen) Fällen selbst dann zu, wenn sie in Deutschland geboren und Angehörige der zweiten oder sogar dritten Generation sind.

Die gleiche Einsicht gilt selbstverständlich auch für alle Menschen der westlich-ethisch-christlichen Herkunft, würde daher keine Kritik an sich rechtfertigen. Sich jedoch aus der engen Umklammerung einer über 1.500 Jahre alten Kultur zu lösen, erfordert sehr viel Zeit – und die innere Bereitschaft dazu. So etwas benötigt wahrscheinlich die Kraft mehrerer Generationen. Es ist daher einfach unrealistisch, erwarten zu wollen, dass die Umstellung auf die westliche Kultur und ihre Lebensbedingungen schnell und reibungslos möglich ist. Dafür sitzen die Lehren des Islam zu tief; sie lassen sich nicht einfach abschütteln. Dass die strengen islamischen Bestimmungen dennoch keineswegs eingehalten werden, wenn nur ein anderes Wollen vorliegt, zeigen beispielhaft die Frauen der Kutschi-Nomaden in Afghanistan. Sie weigern sich störrisch, die engen Bekleidungsvorschriften zu befolgen und lehnen es standhaft ab, ihre Gesichter zu verdecken:

„Selbst die Taliban haben darauf verzichtet, den Kutschi-Frauen die Burqa überzustülpen“.

Aus Scholl-Latour, „Kampf dem Terror – Kampf dem Islam?“ 2002

Im Grunde stecken bei uns alle Beteiligten in einer Art von „Zwickmühle“. Obwohl der gute Wille zur Übereinkunft bei den meisten Menschen vorhanden ist, sind die Widersprüche zwischen den Grundvoraussetzungen teilweise so hoch, dass sie sich zu unüberwindlich scheinenden Hindernissen auftürmen. Im Augenblick ist ein hohes Maß von Geduld auf beiden Seiten das offensichtliche Mittel der Vernunft. Langfristig aber steht Deutschland vor der Entscheidung, ob die durch unser Grundgesetz bestimmten Errungenschaften zum uneingeschränkten allgemeingültigen ethischen Maßstab auch für unsere muslimischen Mitbürger werden können. Das bedeutet dann für sie, im positiven Sinn in Deutschland tatsächlich „angekommen“, also integriert zu sein. Das bedeutet aber nicht, dass sie ihre übrige kulturelle islamische Identität aufgeben müssen – ganz im Gegenteil. Und genau in diesem Bereich schützt sie auch unser Grundgesetz!

Aber was muss passieren, falls das nicht gelingt?

Islam in Deutschland

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