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Verwandtschaft mit Erde und Göttern

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Diese Verbundenheit ist im wahrsten Sinn des Wortes Angehörigkeit, denn die Einheit von Natur und Göttern bedeutet, dass wir mit beiden auf gleiche, natürliche Weise verwandt sind. Der göttliche Grund des Seins liegt nicht jenseits des Physischen, sondern ist eins mit ihm. Deshalb können Mythen regelrecht von der Abstammung einer Sippe oder eines ganzen Volkes von den Göttern berichten: der Wälsungen und der angelsächsischen Könige von Wodan, der schwedischen Ynglinge von Freyr oder der mythischen Urstämme der Germanen von den drei Enkeln des erdgeborenen Gottes Tuisto.

Hierin zeigt sich deutlich, worum es bei diesen Mythen geht: nicht um die Mystifizierung eines bestimmten Stamms oder Volkes und auch nicht um die Verherrlichung von Fürstensippen, obwohl diese ihre Abstammungsmythen bei Gelegenheit auch dazu missbraucht haben. Der ursprüngliche Sinn ist die Einheit von Erde und Göttern, natürlichem und göttlichem Ursprung, durch die wir nicht „Fremde in der Welt“ und in ihr „fern von Gott“ sind, sondern Natur und Göttern zugleich angehören. Kein Volk ist dabei bevorzugt, denn solche Mythen hat jede heidnische Religion überall auf der Welt. Alle Menschen, die Ehrfurcht vor der Natur haben und in ihr das Göttliche finden, wissen auch, dass sie von ihrem Land und ihren Göttern abstammen und mit ihnen verwandtschaftlich verbunden sind.

Heidentum ist also kein Glaube an Götter, sondern eine Verwandtschaftsbeziehung zu ihnen. Das prägt den Charakter des heidnischen Rituals. Es ist kein schwieriger Umgang mit fremden Wesen, wie der christliche Gott ein „ganz anderer“ ist oder wie die Zeremonialmagie komplizierte Verrichtungen braucht, um fremdartige Kräfte zu handhaben. Das tun wir nicht. Wir laden unsere Verwandten ein, mit uns ein Fest zu feiern.

Das Heilige Fest

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