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Êwa – der heilige Vertrag

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Dies alles mündet in einer klaren und für unsere Ahnen selbstverständlichen, in allen ihren Erfahrungen auf der Hand liegenden Regel: Götter und Menschen sind durch eine Art von „Recht“ und „Sitte“ verbunden, die auf

Althochdeutsch êwa heißt, ein Begriff, der heute nur noch im Wort „Ehe“ erhalten ist: durch ein Treuebündnis oder, in juristischer Nüchternheit gesagt, einen Vertrag auf Gegenseitigkeit – Gabe und Vergeltung, göttliche Segnungen gegen Opferpflicht. Ja, richtig: Pflicht.

Das wird nicht immer gern gehört. Viele, die mit der Zuwendung zum Heidentum auch das befreiende Gefühl verbinden, den Geboten und Verboten einer autoritären Religion entronnen zu sein, wollen es lieber als unverbindliches Angebot sehen, in dem man Rituale aus vielerlei Gründen durchführen kann, aber nicht muss. Alle diese Gründe haben ihre Berechtigung und machen einen wichtigen Teil des Werts aus, den Rituale für den einzelnen haben. Wenn wir die Religion unserer Ahnen aber wirklich seriös und authentisch in ihrem Geist wiederbeleben möchten, muss uns klar sein, dass für sie die Verehrung der Götter neben allen Erfahrungen, Reifungsprozessen und handfesten Vorteilen, die sie bringt, auch und vor allem eine heilige Pflicht war.

Die Götter haben unsere Welt geordnet und uns mit Leben und Geist erfüllt, sie schützen und leiten uns, geben uns Wachstum und Fruchtbarkeit, Erfolg und viele andere Segnungen. Es ist nur recht und billig, sie dafür zu ehren und ihnen mit Gebeten und Opfern Dankbarkeit und Treue zu zeigen – für germanisches Denken Ehrensache: Man opfert den Göttern auch, um sich ihnen als ehrenhafter Mensch und als eine Gemeinschaft zu zeigen, die Ehre besitzt und des Heils, das sie gewähren, würdig ist.

Die êwa erfordert es, dass die Gemeinschaft als Ganzes und jeder nach seinen Möglichkeiten den Göttern die Ehre erweist, die ihnen gebührt. Das ist der heilige Vertrag, der zwischen ihnen und unseren Ahnen bestand und den jeder, der sich dem germanischen Heidentum zuwendet, von Neuem schließt. Es ist auch alles, was die Götter von uns verbindlich erwarten. Sie fordern weder, dass wir bestimmte Dinge über sie glauben, noch dass wir ihnen gehorchen und unser Leben in ihren Dienst stellen. Was wir von ihnen lernen, wie wir uns spirituell und persönlich entwickeln, wie tief wir in ihre Geheimnisse eindringen, welche Fertigkeiten und Kräfte wir entfalten und manches andere, was für den einzelnen in seiner heidnischen Praxis noch alles Bedeutung hat, ist seine eigene Sache. Die Götter selbst verlangen nur, dass wir sie gebührend verehren.


Das Heilige Fest

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