Читать книгу Tränen einer Braut: 3 Romane - G. S. Friebel, Hendrik M. Bekker - Страница 16
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ОглавлениеEs war wieder später Mittag, als sie endlich in die Küche kam. Ihre Gefühle waren seltsam. Stumm hockte sie am Tisch und dachte nach. Liebte Albert sie nun wirklich oder nicht?
Kaum hatte der Koch ihr das Essen vorgesetzt, da erschien der Wirt. Er trug ein längliches Paket unter dem Arm, sah Elvira kurz an und sagte: »Hier ist das versprochene Kleid.«
Atemlos sah sie zu, wie er es auspackte. So etwas Duftiges und Gewagtes hatte sie im Leben noch nicht getragen.
»O Albert!«, rief sie und flog ihm um den Hals. »Ich liebe dich ja so sehr!«
»He, nicht so stürmisch«, brummte er.
»Du liebst mich doch auch, nicht wahr?«
Er machte ein erstauntes Gesicht. Liebe, das Wort kannte er nun wirklich nicht. Die Kleine hatte ihm nur irgendwie leidgetan.
»Ich tu ja alles, was du willst«, hauchte sie hingegeben. So schnell hatte Elvira nicht damit gerechnet, dass Albert sie lieben würde.
»Na, das ist ja prächtig«, sagte er rasch. »Dann arbeite du man schön weiter.«
»Waaas?«, rief sie enttäuscht. »Hier in der Küche willst du mich lassen? Aber, Albert, ich möchte in deiner Nähe bleiben, immer. Kannst du das nicht begreifen?«
Albert war dreißig Jahre alt und kannte das Leben nur von der hässlichen Seite. Die Anbetung des Mädchens kam ein wenig überraschend. Oberhaupt, was hatte er sich da nur eingebrockt? Aber dann sagte sein Instinkt: Es ist ein hübscher Käfer und der wird umsonst für mich schuften. Musst nur ein wenig nett zu ihm sein. Und wenn du seiner überdrüssig bist, dann lässt du ihn als Biene laufen. Auf alle Fälle hast du sie dann angelernt und sie wird kuschen.
So war er jetzt mit seinen Antworten etwas vorsichtig und sagte nur: »Die Bullen sind im Augenblick sehr scharf. Ich kann das nicht riskieren. Später.«
Elvira machte einen Schmollmund. Als Einzelkind hatte sie bisher auf diese Art immer ihren Willen durchsetzen können, das heißt, wenn der Wunsch nicht zu unsinnig war.
»Was heißt später?«, fragte sie gedehnt.
»Ich bleibe nicht immer in dieser mistigen Bude hängen«, sagte er. »Bald werde ich die beste Bar haben, und man wird sich um einen Platz reißen. Du wirst schon sehen. Alles wird schick sein, mit Plüsch und Polster, Kristalllüstern und feinem Geschirr. An nichts wird es fehlen, und dann kannst du an der Bar bedienen, Elvira. Du wirst schon sehen, das ist der richtige Platz für dich. Ich werde dir tolle Abendkleider kaufen, und die Männer werden in Scharen kommen, nur um dich zu sehen.«
Sie sah ihn mit ihren großen Kulleraugen an.
»Aber Albert, ich liebe dich ich will keine anderen Männer.«
»Närrchen!«, sagte er verächtlich. »Natürlich sollst du nicht mit ihnen schlafen, sie nur anlocken. Es sei denn, sie bieten einen hohen Preis.«
Elvira verstand nur, dass ihr Albert ganz hoch hinauswollte. Und bestimmt würde er sich dann auch einen todschicken Wagen zulegen. Mit dem würden sie dann nach Hause fahren. Instinktiv sehnte sie sich, genau wie es damals ihre Mutter getan hatte, nach einer guten Existenz und nach Geborgenheit.
»Dann sind wir also jetzt so gut wie verlobt?«, jubelte sie.
»Nenn es, wie du willst«, sagte er lachend und verließ die Küche.
Die ganze Zeit hatte Lie-San im Hintergrund gearbeitet. Er hatte alles mitbekommen. Jetzt kam er näher, sein Gesicht war wie immer ausdruckslos.
»Geh zurück nach Hause«, sagte er jetzt. »Du rennst in dein Unglück.«
Lachend um wirbelte Elvira ihn. »Jetzt soll ich zurückgehen? Bist du verrückt! Wo ich jetzt mit Albert verlobt bin?«