Читать книгу Tränen einer Braut: 3 Romane - G. S. Friebel, Hendrik M. Bekker - Страница 24

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Albert brachte also seinen sechsjährigen Sohn in die Schweiz. Patrick hielt seinen Vater für so etwas wie einen Weihnachtsmann. Regelmäßig besuchte Albert ihn in seinen Ferien. Nach Hamburg wollte er ihn erst später wieder mitnehmen. Außerdem brauchte er auch selbst Urlaub. Die Arbeit war anstrengend, und meistens musste er sich die Nächte um die Ohren schlagen. Als Patrick zehn Jahre alt war, begann sein Vater mit dem Bau einer pompösen Villa. Sie hatte sieben Zimmer, Schwimmhalle, Sauna, einen Partykeller, Kaminzimmer, und damit es recht nobel aussah, auch so etwas wie eine Bibliothek. Von den Büchern hatte er keines gelesen.

Patrick war ein Musterschüler und hatte hervorragende Zeugnisse. Er ritt, spielte Tennis, und später würde er ihm auch noch ein Segelflugzeug kaufen. Sein Sohn sollte alles bekommen, was auch die Söhne vornehmer Eltern in dem Internat hatten, von einem viel zu großzügigen Taschengeld ganz abgesehen. Patrick selbst wollte das eigentlich gar nicht alles haben. Im Grunde genommen war er sehr einsam und äußerst sensibel. Er hatte nie eine Mutter gehabt. Immer waren es Fremde gewesen, die sich um ihn gekümmert hatten. Was Liebe wirklich bedeutete, wusste der Junge überhaupt nicht. Und ein richtiges Zuhause hatte er auch noch nie besessen. War sein Vater bei ihm, dann lebten sie in Hotels, unternahmen Reisen. Aber immer lebten sie hektisch. Immer mussten sie etwas erleben, glänzen.

Dabei fühlte der Junge sich gar nicht glücklich. Und wenn er danach fragte, wann er denn endlich einmal nach Hause kommen dürfe, vertröstete der Vater ihn immer wieder.

»Das Haus ist noch nicht fertig. Bald.  Wenn du dein Abitur gemacht hast.«

Patrick glaubte seinem Vater.

Albert war ein mittelgroßer Mann mit zerfurchtem, grauem Gesicht. Das er wenig Sonne bekam, machte sich natürlich bemerkbar. Er hatte immer noch dunkles Haar, das sich jetzt lichtete und vor dem Bauch baumelte stets eine schwere Goldkette. Alles an ihm war gut und teuer.

Er hatte sich jetzt sein Imperium aufgebaut, schwamm in Geld und konnte sich alles leisten, wonach sein Sinn stand. Aber er raffte immer weiter. So viele Jahre hatte er es getan, er konnte einfach nicht anders.

Von der alten Garde war nur Lie-San übrig geblieben. Er war es auch, der von Patrick wusste. Ihm erzählte er stets stolz von den Preisen, die der Junge bei Schülerwettbewerben gewann.

»Wenn er nach Hause kommt, werde ich wahrscheinlich alles einem Geschäftsführer überlassen. Was meinst du Lie-San?«

»Wieso?«

»Na ja, ich meine der Junge, ich weiß nicht ...«

»Er könnte sich daran stoßen?«

»Ja. Er soll stolz auf mich sein.«

Lie-San schaute ihn nur kurz an. Wie immer konnte man in seinem Gesicht nicht lesen.

»Stolz?«, sagte er verächtlich. »Seine Fehler kann man mit Geld nicht zudecken.«

Albert wurde rot, wurde wütend.

»Nimm dich in Acht!«

In all den Jahren hatte Lie-San ihm immer die Wahrheit ins Gesicht gesagt, und Albert hatte ihm immer gedroht. Er machte sich nichts daraus.

Und dann trat Senida in Alberts Leben.

Tränen einer Braut: 3 Romane

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