Читать книгу Tränen einer Braut: 3 Romane - G. S. Friebel, Hendrik M. Bekker - Страница 21
15
ОглавлениеUber vierzehn Tage blieb sie in der Klinik. Und diese Zeit war die schönste für sie, seitdem sie von zu Hause fortgelaufen war, obwohl sie viele Schmerzen erdulden musste. Aber sie war glücklich. Hier waren nette Menschen, hier hatte sie ihren Sohn ganz für sich. Man wunderte sich darüber, dass sie nie Besuch bekam. Nur einmal tauchte Lie-San auf.
»Du wirst nicht mehr in der Küche arbeiten müssen. Ich gehe in die Nachtbar. Aber das habe ich für dich durchgedrückt, Elvira.«
Tränen liefen ihr übers Gesicht.
»O Lie-San, du bist so gut zu mir. Einmal war ich so böse und habe dir nicht geglaubt, und du bist nur gut zu mir.«
»Jemand muss ein wenig Licht in dein Leben bringen«, sagte er ruhig. »Ohne Licht ein Mensch nicht leben, verkümmert.«
»Ich habe Angst vor der Zukunft. Und wenn ich jetzt nach Hause komme, dann bist du auch nicht mehr da, Lie-San. Ich werde sehr einsam sein.«
»Wenn es meine Zeit erlaubt, werde ich euch besuchen kommen und nachschauen, was der Kleine macht.«
Als er fort war, packte sie sein Geschenk aus. Es war eine kleine blaue Rassel für Patrick. Darüber musste sie so schrecklich weinen, dass die Schwestern sie kaum beruhigen konnten.
Aber dann war die schöne Zeit vorbei, und sie musste das Krankenhaus verlassen. Leer und traurig wirkte das Hinterzimmer, als sie mit Patrick einzog.
Zu später Stunde tauchte Albert auf, blieb breitbeinig in der Tür stehen, dann kam er langsam näher und sah mit gerunzelter Stirn auf das Kind.
»Wenn es Ärger macht, werfe ich es hinaus. Ich habe dir immer gesagt, dass ich es nicht haben will. Hast du mich verstanden?«
Sie erwiderte nichts.
»Du brauchst nicht mehr in der Küche zu arbeiten. Ich musste es dem verdammten Chinesen versprechen, sonst wäre er nicht mit in die Nachtbar gekommen.«
»Er hat es mir gesagt.«
Er schaute sie höhnisch an.
»Und du glaubst, du könntest jetzt wie eine Made im Speck hier leben? Irrtum! Ich habe dir gesagt, du wirst mir alles zurückzahlen. Alles, hast du kapiert! Ich habe Nachsicht mit dir gehabt. Aber in drei Wochen ist es vorbei, dann wirst du nachts für mich auf den Strich gehen. Im Hafenviertel. Kapiert? Du wirst so alle Gelder wieder reinbringen. Am Tage kannst du dich um das Balg kümmern, aber nachts wirst du für mich auf Anschaffe gehen.«
Sie starrte ihn so entgeistert an, dass er gemein auflachte. »Ich habe dich ja gut eingelernt. Du bist jetzt mit allen Taktiken vertraut. Und solltest du etwas noch nicht wissen, da sind ja Lola und Anke. Von ihnen kannst du noch viel lernen. Und sie werden dir auch sagen, was mit dir geschieht, wenn du nicht dein Soll erfüllst.«
Fassungslos ließ sie sich auf das Bett fallen. Sie würgte und würgte.
»Ich bin deine Frau«, brachte sie mühsam hervor. »Das kannst du doch nicht wirklich wollen! Was werden sie sagen?«
»Wer weiß das denn schon?«, höhnte er.
»Ich werde es sagen«, stammelte sie.
»Man wird dich für eine Spinnerin halten«, gab er brutal zurück.
Sie legte ihre kalten Hände an die pochenden Schläfen.
»Es wäre nicht das erste Mal, dass ein Mann seine Alte auf den Strich schickt«, lachte er. »Das ist denen hier nicht neu. Und sie kennen mich alle. Und weißt du auch, wie mein Spitzname lautet?«
»Nein!«
»Albert, der über Leichen geht!«
Ein kalter Schauer rann ihr über den Rücken. Und in dieser Sekunde wusste sie, dass alles so werden würde, wie er gesagt hatte.
Bewusstlos brach sie zusammen.