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Kein Duell mit dem Walzerkönig
ОглавлениеJohann Strauß Sohn galt als bescheidener Mann. Als der Pianist Alfred Grünfeld seinen Frühlingsstimmenwalzer spielte, sagte der Walzerkönig: »So schön wie du ihn spielst, ist er gar nicht.«
Und über seinen Bruder Josef: »Ich bin populärer, er ist begabter.«
Selten haben sich Kritiker so sehr geirrt wie bei den »Sträussen«. Eduard Hanslick nannte Johann »ziemlich erfindungsschwach«. Demselben Irrtum erlag auch Strauß Vater, der seinen Söhnen einmal schrieb: »Das habe ich schon herausgekriegt, ihr habt alle keine Spur von Talent.«
Wie dem Talentiertesten der »Talentlosen« die Noten zuflogen, hinterließ uns ein Komitee-Mitglied des Technikerballs. Der Mann trat kurz vor der Eröffnung in einem Restaurant an Johann jun. heran, um ihn zu fragen, wie weit die Komposition eines vor Wochen in Auftrag gegebenen Musikstückes gediehen sei. »Ich habe noch keine Note«, gestand Strauß, nahm die Speisekarte zur Hand und ließ innerhalb von dreißig Minuten den seither oft gespielten Accelerationenwalzer entstehen.
Öffentliche Auftritte haßte er. »Lieber zehn Walzer komponieren«, meinte Strauß, »als eine einzige Rede halten.«
Jean« oder »Schani«, wie die Wiener ihn nannten, war der große Frauenliebling seiner Zeit. Ein Offizier forderte ihn zum Duell auf, weil seine Frau dem Walzerkönig Rosen geschickt hatte. Johann nahm das Duell an, unter der Bedingung allerdings, daß der Eifersüchtige vorher sein Hotelzimmer besichtige. In dem mit Blumenbouquets unzähliger Verehrerinnen übersäten Appartement sagte Strauß dann: »Bitte, suchen Sie die Rosen Ihrer Gattin heraus.«
Das Duell fand nicht statt.