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Gershwins Kugelschreiber in Wien

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1928, in dem Jahr, da Kálmán seine Vera kennenlernte, kam Amerikas Musikgenie George Gershwin nach Wien. Der Komponist war damals in den USA überaus populär, vor allem durch seine Rhapsodie in Blue, in Europa hingegen war sein Name noch weitestgehend unbekannt.

Da Gershwin ein großer Operettenfan war, schrieb er – ehe er die Europareise antrat – einen Brief an Emmerich Kálmán, dessen Gräfin Mariza er liebte.

Kálmán kannte und schätzte Gershwins Musik und lud den Kollegen aus Amerika zu einem Diner in seine Wiener Wohnung ein. Anwesend waren an diesem Abend die Librettisten Alfred Grünwald und Julius Brammer, die den Text zur Gräfin Mariza geschrieben hatten, sowie Kálmáns junge Frau Vera.

Die erinnerte sich später: »Grünwald hatte eine Idee, wie man Gershwin, der mit Bruder Ira – seinem kongenialen Librettisten – in Wien war, eine Freude bereiten könnte. Man würde nach dem Essen ins Café Westminster auf der Mariahilfer Straße fahren, wo damals jeden Abend Dolfi Dauber mit seinem Vierzig-Mann-Orchester aufspielte. Während Gershwin unterwegs nach Wien war, wurden die Noten seiner bekanntesten Werke beschafft und in die Mariahilfer Straße verfrachtet. Die Dauber-Kapelle übte tagelang den für sie ungewohnten amerikanischen Sound.

Diner also bei Kálmáns. Nach dem Essen sagt Gershwin, er würde gerne in eine Bar gehen, in der man Operettenmelodien, vor allem von Kálmán, spielt. Die Wiener in der Runde warfen einander vielsagende Blicke zu, denn das war der richtige Moment, um den Überraschungscoup zu landen.

Man fuhr ins Café Westminster, wo George Gershwin Operettenmelodien zu hören hoffte. »Die Herren saßen noch nicht an ihrem Tisch«, erzählte Vera Kálmán, »da intonierte die Kapelle auch schon die Rhapsodie in Blue. Gershwin hatte Tränen in den Augen, er dachte ja, daß hier kein Mensch seine Musik kennt.«

Und dann eine schöne Geste: Gershwin nimmt einen Stift aus der Sakkotasche. Es war ein Stift, der die kleine Künstlerrunde in großes Erstaunen versetzte, denn ein solches Ding kannte man in Europa noch gar nicht. »Das ist ein Kugelschreiber«, erklärte George Gershwin, »ein neues Schreibgerät aus den USA. Mit diesem Stift habe ich die Rhapsodie in Blue geschrieben. Und ich schenke ihn Emmerich Kálmán.«

So war der erste Kugelschreiber nach Wien gelangt.

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