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»Wenn ich die Einzi zur Witwe hätt’«
ОглавлениеNach Verlust von Uhr (und Frau) ließ Robert Stolz seinen damaligen Spitzbart abrasieren, um von den zahlreichen Gläubigern nicht erkannt zu werden. Daß er selbst in dieser Situation seinen Humor behielt, bestätigte mir eine alte Dame – ihr Name ist Friedl Weiss, und sie war zwischen den beiden Weltkriegen eine beliebte Soubrette an Wiener Bühnen und Kabaretts. Frau Weiss, die im August 1996 in bewundernswerter Frische ihren hundertsten Geburtstag feierte und die seinerzeit noch alle Berühmtheiten persönlich gekannt hatte, verkehrte einst im legendären Künstlercafé Dobner am Naschmarkt, zu dessen Gästen – neben Lehár, Kálmán und vielen anderen – auch Robert Stolz zählte. Als er dort aus obigem Grund erstmals ohne Bart erschien, gingen selbst seine besten Freunde grußlos an ihm vorbei, weil sie Stolz mit blankem Gesicht nicht erkannten. Eines Tages erblickte der frischrasierte »Unbekannte« im Dobner die fesche Friedl Weiss. Er kam an ihren Tisch und fragte: »Sagen Sie Fräulein, kennen Sie den Robert Stolz?«
»Ja, natürlich«, antwortete die Angesprochene.
»Ist das nicht ein unsympathischer Kerl?«
»Nein, ganz im Gegenteil, das ist ein überaus feiner Mann.«
Da lachte Robert Stolz und gab sich zu erkennen: »Friedl, ich dank’ dir, du bist die erste, die nicht über mich schimpft!«
Sein wahres Glück hatte Stolz dann erst mit Ehefrau Nummer fünf, mit seiner »Einzi«, gefunden, die sich auch als perfekte Managerin (und später dann als Nachlaßverwalterin) des Komponisten erwies. Ernst Haeusserman sagte nach dem Tod von Robert Stolz: »Ja, wenn ich die Einzi zur Witwe hätt’, könnt ich auch beruhigt sterben.«