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Veronika, der Lenz ist da
ОглавлениеWiens große Komponisten müssen ein Faible für Frauen mit dem Namen Yvonne gehabt haben. »Einzi« Stolz heißt eigentlich so, Emmerich Kálmáns Tochter ebenfalls. Und auch die Witwe nach Walter Jurmann hat – erraten – den Vornamen Yvonne. Sie lebt seit vielen Jahren in Los Angeles.
Dabei müßte Yvonne Jurmann eigentlich in San Francisco zu Hause sein, denn das ist der Titel des berühmtesten Liedes, das ihr Mann – ein gebürtiger Wiener – geschrieben hat: San Francisco, du bist die Stadt für mich . . . zählt zu den erfolgreichsten Schlagern aller Zeiten.
Walter Jurmann war Pianist im Panhans am Semmering, wo ihm Richard Strauss eine große Zukunft prophezeite. In der Berliner Eden-Bar traf er Lehár, Kálmán und den Textdichter Fritz Rotter, mit dem er seinen ersten Schlager schrieb: Was weißt denn du, wie ich verliebt bin wurde von Richard Tauber gesungen. Aus einer Blödelei entsteht ein weiterer Hit: Als ein Plattenproduzent namens Grenzebach ein Kaffeehaus betrat, improvisierte Jurmann am Klavier eine Melodie, zu der er selber sang: »Wer kommt denn da, der Grenzebach . . .« Der Produzent erkannte den Rhythmus und beauftragte Jurmann, daraus ein Lied zu schaffen. Es entstand Veronika, der Lenz ist da.
Jurmann komponierte mehr als vierhundert Melodien, deren Interpreten Jan Kiepura, Mario Lanza, die Marx-Brothers, Duke Ellington, Judy Garland, Gene Kelly, José Carreras, Hans Moser und Hans Albers sind. Zu seinen »Ohrwürmern« zählen Du bist nicht die erste, Ein spanischer Tango, Nino, Cosi Cosa.
1936 gelang Jurmann mit San Francisco der Durchbruch. Ohne je in dieser Stadt gewesen zu sein, schrieb er das Lied für den gleichnamigen Film mit Clark Gable, Jeanette McDonald und Spencer Tracy. Dreizehn Jahre nach Jurmanns Tod kam es dann zum »Krieg« seines größten Hits mit der nicht minder berühmten Melodie I left my Heart in San Francisco: Die Bewohner der Stadt an der Golden Gate-Brücke wurden aufgerufen, sich in einer Volksbefragung zu entscheiden, welche der beiden Melodien die offizielle Hymne der Metropole werden sollte. Das Ergebnis war eindeutig: Achtzig Prozent stimmten für das Lied des Wieners.
1971 besucht Jurmann mit seiner Frau noch einmal die alte Heimat. Am 16. Juni komponiert er hier, überwältigt von der Pracht seiner Vaterstadt, Wien ist wieder Wien, wie’s einmal war. Tags darauf stirbt er, 68jährig, in Budapest.