Читать книгу Es hat uns sehr gefreut - Georg Markus - Страница 26
Warum spielt bei den
Schinkenfleckerln . . .
ОглавлениеIn Wien wurde Fritz Spielmann durch einen Schlager populär, der durch den Reim Warum spielt bei den Schinkenfleckerln allerweil das Fleisch Verstekkerln? gekrönt wird. In den USA kennt man ihn als Komponisten, der Lieder für Frank Sinatra, Nat King Cole, Bing Crosby, Dean Martin und Elvis Presley schrieb.
In den zwanziger Jahren, als der gebürtige Wiener noch in seiner Heimatstadt lebte, ist die folgende, von ihm selbst erzählte Geschichte passiert: »Ein sehr reicher Mann namens Maurice Lindemann hatte es sich in den Kopf gesetzt, Komponist zu werden, und ich sollte ihm dabei behilflich sein. Das Problem war: Alles, was Herr Lindemann komponierte, hatte Lehár schon vor ihm geschrieben! Ich riet ihm davon ab, mit seinen Liedern in die Öffentlichkeit zu gehen, aber er ließ sich nicht davon abbringen.«
Spielmann lebte damals als armer Musikstudent in Wien. »Lindemann zahlte gut, also nahm ich eines seiner Lieder mit nach Hause, bearbeitete es, so daß er am nächsten Tag glaubte, es wäre seines. Dann sagte er: ›Jetzt brauche ich einen Textdichter.‹«
Fritz Spielmann fuhr mit Lindemann zu den Librettisten Alfred Grünwald und Julius Brammer. Dieser, vom unbedingten Wunsch getragen, ein berühmter Komponist zu werden, machte den beiden ein großzügiges Angebot: Er würde ihnen, sollten sie einen Text zu seiner Melodie schreiben, aus seiner Kunstsammlung einen echten Tizian überlassen. Ein Original des Meisters aus dem 16. Jahrhundert!
Spielmann schildert weiter: »Das konnten die beiden nicht ablehnen. Und so verfaßten sie zu ›seinem‹ Werk den etwas holprigen Refrain: In Paris, bei der Uhr der Madeleine.«
Und jetzt geschah das Unglaubliche: Das Lied wurde ein Schlager – hätte es damals eine Hitparade gegeben, es wäre auf einem der vordersten Plätze gelandet, jeder sang, spielte, kaufte In Paris, bei der Uhr der Madeleine.
Spielmann traf die beiden Textdichter kurze Zeit später im Café Sacher, »wo mich Alfred Grünwald einem Fremden als ›der Komponist vom Herrn Lindemann‹ vorstellte«. Fragte Brammer seinen Co-Autor Grünwald: »Was machen wir zu zweit mit einem Tizian?«
Antwortete Grünwald: »Auseinanderschneiden!«
Ob das wahrhaft fürstliche Honorar jemals ausbezahlt wurde, konnte ich trotz intensivster Recherchen nicht herausfinden.