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Eine Ohrfeige für Karl Kraus

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Einige der großen Schriftsteller unseres Jahrhunderts saßen im Kaffeehaus und dichteten, hört und liest man immer wieder. Also werden sie »Kaffeehausliteraten« genannt. Die Geschichte freilich entspricht nur bedingt der Wahrheit. Die »Kaffeehausliteraten« schrieben ihre Werke nämlich meist zu Hause.

Ausnahmen waren nur Karl Kraus und Peter Altenberg, die an den runden Marmortischen des Griensteidl und des Central tatsächlich Literatur schufen. Alle anderen kamen ins Kaffeehaus, um Kaffee zu trinken, Ideen zu sammeln, Freunde zu treffen.

Und Feinde. Auf diesem Gebiet war Karl Kraus der ungekrönte König. In seinem Feuilleton Die demolirte Literatur, das der erst 23jährige verfaßte, als das Café Griensteidl 1897 für immer gesperrt werden sollte, rechnete er mit der gesamten literarischen Szene Wiens ab: Er attackierte Hermann Bahr und Hugo von Hofmannsthal, von dem er behauptete, er hätte schon als Gymnasiast seine »letzten Worte« einstudiert. In Arthur Schnitzler sah er den »Dichter, der das Vorstadtmädl burgtheaterfähig machte«. Und Felix Salten warf er vor, die deutsche Grammatik nicht zu beherrschen. Dafür erhielt Kraus von Salten anderntags im Kaffeehaus eine schallende Ohrfeige, »was allseits freudig begrüßt wurde«, notierte Schnitzler in sein Tagebuch.

Das Wort war Kraus heilig. »Was fehlt«, sagte er, »sind Strafbestimmungen gegen die öffentliche Unzucht, die mit der deutschen Sprache getrieben wird.« Gegen eine Zeitung, die einen Beistrich in einem von ihm verfaßten Artikel falsch gesetzt hatte, führte er einen Prozeß.

Als Polgar 1936 eine Abendgesellschaft relativ früh verlassen wollte, fragte Friedell: »Polgar, was ist, du gehst so zeitlich?«

Polgar erwiderte: »Wie kannst du zeitlich sagen?«

Worauf Friedell meinte: »Jetzt, wo der Kraus tot ist!«

Es hat uns sehr gefreut

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