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Lernet-Holenia im Kleinen Bezirksgericht

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Lernet-Holenias Zornesausbrüche sorgten immer wieder für Schlagzeilen. Die berühmteste Affäre betraf einen Autofahrer, der sich vor der Garageneinfahrt von Lernet-Holenias Sommerhaus am Wolfgangsee eingeparkt hatte. Der Dichter ging auf den Unglücklichen zu und verpaßte ihm eine schallende Ohrfeige, was natürlich ein gerichtliches Nachspiel zur Folge hatte: Lernet-Holenia wurde zur Zahlung einer Geldstrafe in Höhe von eintausend Schilling verurteilt. »Vom Lernet-Holenia«, munkelte man damals, »liest man im Kleinen Bezirksgericht mehr als auf der Literaturseite!«

Als besonders volksverbunden galt der Dichter Franz Nabl. Als ihm eine etwa gleichalte Frau mit den Worten »Ich glaub’, uns beide hat der Tod vergessen«, zum neunzigsten Geburtstag gratulierte, legte Nabl lächelnd den Zeigefinger an die Lippen, machte »Pssst« und sagte dann: »Damit er’s nicht hört.«

Im darauffolgenden Jahr hat »er’s« dann offensichtlich doch »gehört«, Franz Nabl lag sterbend im Krankenhaus. Und wurde dort gefragt: »Wie geht es?«

Worauf er korrigierend antwortete: »Nicht es geht – ich gehe!«

Heimito von Doderer wurde von einem jungen Schriftsteller belagert, der mit ebenso viel Ausdauer wie Talentlosigkeit tätig war. Eines Abends saß er bleich, mit rot geränderten Augen, an Doderers Stammtisch.

»Was ist los?« fragte der große Dramatiker, »sind Sie krank?«

»Ich habe in den letzten Wochen bis in die Nacht hinein geschrieben«, sagte der Möchtegern-Schriftsteller, »und konnte nachher nicht einschlafen.«

»Ja, warum«, erwiderte Doderer spitz, »warum haben Sie das Geschriebene nicht noch einmal durchgelesen?«

Es hat uns sehr gefreut

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