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DAS WEIHNACHTSWUNDER Walther Reyer
Wien 5.,
Leopold-Rister-Gasse 5

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Wien, am 24. Dezember 1958. Eine Maschine vom Typ Super Constellation der Air France verpasst in dieser stürmischen Regennacht die Landebahn des Flughafens Schwechat und stürzt in einen angrenzenden Acker. Es folgt eine gewaltige Explosion und das Flugzeug brennt vollkommen aus.

An Bord der Maschine befanden sich 34 Passagiere, einer von ihnen war der Burgschauspieler Walther Reyer, der in Berlin an der Synchronisation des Films Der Tiger von Eschnapur gearbeitet hatte. »Plötzlich stürzte das Flugzeug in die Tiefe«, beschreibt er den Vorfall in seinen Lebenserinnerungen. »Gleichzeitig begann alles wie irrsinnig zu schwanken. Ein gigantischer Krach, als die Maschine auf dem Boden aufschlug – in der Kabine wurde es stockdunkel. Ein Lichtschein blitzte an mir vorbei, die Tür flog auf. Angstvolles Gekreisch, dann wurde es ganz ruhig. Nur das Knistern der Flammen war zu hören. Ein Gedanke schoss mir durch den Kopf: ›So ist es also, wenn du stirbst. Jetzt kannst du nur noch beten.‹ Alles drängte zur Tür. Wie ich dorthin fand, weiß ich nicht mehr. An den Sprung ins Freie erinnere ich mich gut. Ich musste mitten durch die Flammen, dann rannte ich, instinktiv ahnend, dass die Maschine gleich explodieren würde … Wenige Minuten nachdem sich der letzte Passagier nach draußen hatte retten können, krachte es dumpf, schossen Stichflammen in die Höhe, explodierte die riesige Constellation. Kein Mensch, der noch an Bord gewesen wäre, hätte diese Gluthölle überstanden.«

Walther Reyer wird ab diesem Tag an jedem Heiligen Abend um 22 Uhr nicht nur Weihnachten, sondern auch – zum zweiten Mal im Jahr – seinen Geburtstag feiern. Die Tatsache, dass am 24. Dezember 1958 kein einziger Passagier zu Schaden kam, ging als »Weihnachtswunder« in die Geschichte des Schwechater Flughafens ein.

Dem Schauspieler hat es mehr als vierzig Lebensjahre geschenkt. Er starb im Herbst 1999 im Alter von 77 Jahren.

Zum Zeitpunkt des Unglücks hatte Reyer mit seiner damaligen Frau Gretl Elb im vierten Stock des Matzleinsdorfer Hochhauses in der Leopold-Rister-Gasse gewohnt, später ließ er sich in der Hanselmayergasse, in der Nelkengasse und in der Reisnerstraße/Ecke Rennweg nieder, ehe er 1982 seine letzte Wohnung in der Schadekgasse 16 bezog. Wobei er zwischendurch immer wieder in seine Tiroler Heimat zurückkehrte.

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