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AUF DER FLUCHT Oskar Werner
Wien 8., Trautsongasse 3

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Als Oskar Werner nach einem Vorsprechen im Oktober 1941 ans Burgtheater engagiert wurde, ging ein Traum in Erfüllung. Ein Traum, der wohl auch sein Leben gerettet hat. Denn als Mitglied der renommierten Bühne stellte man ihn während des Krieges »uk«*, wodurch er nicht an die Front musste. Burgtheaterdirektor Lothar Müthel hatte das außergewöhnliche Talent des 19-jährigen Eleven erkannt und ihn regelmäßig – wenn auch nur in kleineren Rollen – beschäftigt. Allerdings durften die Verträge wegen der möglichen Einberufung eines »wehrtauglichen Schützen« immer nur für einen Monat abgeschlossen werden.

Gefährlich wurde die Situation im September 1944 mit der Schließung aller Bühnen, womit Oskar Werner, wie viele andere Schauspieler auch, jederzeit an die Front gerufen werden konnte. Als er keinen anderen Ausweg mehr sah, desertierte er, um mit seiner Lebensgefährtin und späteren Frau, der Schauspielerin Elisabeth Kallina, und seiner kleinen Tochter nach Baden in den Untergrund zu gehen. In einem Brief an seine Freundin Anne Marie Peterlechner schilderte Oskar Josef Bschließmayer, wie er damals noch hieß, seine Flucht in den letzten Kriegstagen: »Als die russische Front näher rückte und die Russen bereits in Baden standen, wurde die Stadt zweimal in rollendem Einsatz bombardiert. Das Haus, in dem wir wohnten, hatte keinen Luftschutzkeller, so haben wir im Souterrain, eng umschlungen, unser Kind in der Mitte, das Ende erwartet. In Baden konnten wir nicht bleiben. So sind wir in der Nacht, in der auch zahllose Bomben fielen, geflohen. Um 2 Uhr früh haben wir unser Kind in einen Wäschekorb gelegt, das Notwendigste an Proviant in einen Rucksack getan und sind zu Fuß losgezogen – und wussten nicht, wohin. Mehr als 1000 Todesmöglichkeiten, doch die schützende Hand Gottes war bei uns.«

Die Familie gelangte auf Irrwegen nach Hadersdorf-Weidlingau, wo sie im Wochenendhaus von Oskar Werners Tante Unterschlupf fand. »Nun verlebten wir die grausamsten Tage unseres Lebens. Denn nun begann ein Artillerieduell, das pausenlos wie ein Maschinengewehrfeuer donnerte und das wir 1 ½ Tage mitmachten, vollkommen preisgegeben in einem Holzhaus ohne Keller. Die Deutschen schossen nach Purkersdorf und die Russen zurück auf die Flakstelle nach Weidlingau.« Später sollte er erfahren, »dass die Villa in Baden vollkommen niedergebrannt ist und dass das Holzhaus in Weidlingau, nachdem wir weg waren, einen Volltreffer erhielt«.

Am 17. Mai 1945 stand Oskar Werner im Ronacher, dem Ausweichquartier des zerstörten Burgtheaters, wieder auf der Bühne. Er heiratete Elisabeth Kallina, bezog zunächst eine Wohnung im Hochhaus in der Herrengasse und durfte mit amtlicher Genehmigung die Änderung seines Familiennamens von Bschließmayer auf Werner vornehmen. Eine unvergleichliche Karriere begann.

Während prominente Künstler meist in repräsentativen Altbauten wohnen, lebte Oskar Werner in den letzten Jahren seines Lebens im ersten Stock eines schlichten Neubaus in der Wiener Josefstadt, von dessen Fenstern er jedoch einen prachtvollen Blick in den Park des benachbarten Palais Auersperg hatte. Neben der Vier-Zimmer-Wohnung in der Trautsongasse besaß er ein Appartement in Paris, ein Haus in Thallern in der Wachau und eines in Triesen im Fürstentum Liechtenstein, das er »Teixlburg« nannte. Als man den ständig von einem Wohnsitz zum anderen Rasenden fragte, ob er nicht irgendwann ganz in Wien bleiben wollte, antwortete er: »Nein, ich spring hier nur gelegentlich mit dem Fallschirm ab.«

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