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DAS SCHEIDUNGSDRAMA Max Reinhardt
Salzburg, Schloss Leopoldskron

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Salzburg, Wien, Berlin, Mailand, Florenz, London, New York – das waren die Theaterstationen, die Max Reinhardt durch seine einzigartigen Inszenierungen verzauberte. Einmal führte der bedeutendste Regisseur seiner Zeit aber auch in Lettland Regie. Was veranlasste Max Reinhardt auf dem Höhepunkt seines Ruhms ausgerechnet in Lettland Die Fledermaus zu inszenieren?

Um es kurz zu machen: Es war die Liebe. Denn nicht nur Helene Thimig war verheiratet, als sie Max Reinhardt traf. Auch er war es. Seine Frau war die Schauspielerin Else Heims, und die dachte nicht daran, einer Scheidung zuzustimmen. Sie wollte immer nur eines: Frau Reinhardt sein – und bleiben.

Ein Scheidungskampf von selten da gewesener Härte zieht sich mehr als zwei Jahrzehnte lang hin. Max Reinhardt scheut weder Kosten noch Mühen, seine Ehe für null und nichtig erklären zu lassen. Aber Else Heims lässt nicht mit sich reden. Scharen von Anwälten studieren internationale Scheidungsgesetze, um Schlupflöcher zu finden. Reinhardts in Deutschland eingebrachte Klage wird von den Advokaten seiner Frau verschleppt, seine Versuche vor Prager Richtern scheitern.

Deshalb geht er 1931 nach Lettland, denn dort gibt es liberalere Gesetze. Aber man muss dort mehrere Monate gemeldet sein, um die Scheidung einreichen zu können. Natürlich will Max Reinhardt in der lettischen Hauptstadt nicht untätig herumsitzen, und davon profitiert die Nationaloper von Riga, für die er in dieser Zeit Die Fledermaus inszeniert.

Der Aufwand scheint sich zu lohnen, denn die Ehe wird 1932 nach lettischem Recht aufgehoben. Und doch ist die Scheidung damit noch nicht vollzogen, denn sie gilt nur in Lettland. Würde Reinhardt Helene Thimig in Wien oder Berlin heiraten, müsste er wegen Bigamie vor Gericht.

Bis 1935 verweigert Else Heims die Scheidung, dann gelingt es ihrem Sohn Gottfried zwischen Vater und Mutter zu vermitteln. Reinhardt geht auf alle Forderungen ein und verpflichtet sich zu hohen Zahlungen an seine Frau.

Die Ehe wird rechtsgültig geschieden, Helene Thimig und Max Reinhardt können heiraten. Nach über zwanzigjährigem Kampf.

Mittlerweile ist Reinhardts Berliner Theaterimperium »arisiert« worden, nur das Wiener Theater in der Josefstadt, die Salzburger Festspiele und Leopoldskron sind noch in seiner Hand. Reinhardt hatte das Rokokoschloss nach dem Zusammenbruch der österreichisch-ungarischen Monarchie erworben und – wie manche meinen – die Salzburger Festspiele gegründet, um die Sommermonate auf seinem prunkvollen Anwesen verbringen zu können. Der von Erzbischof Leopold Firmian im 18. Jahrhundert erbaute spätere Alterssitz des bayerischen Königs Ludwig I. wurde von Reinhardt aufwändig revitalisiert und – wie alles in seinem Leben – »inszeniert«. Die Stuckaturen der Decken blickten jetzt wieder auf kostbar möblierte Räume, auf den Saal, die Bibliothek, das venezianische Zimmer. Der noch aus Bischof Firmians Zeiten stammende Sakristeischrank, die barocken Kachelöfen, der Park mit seinen Sandsteinfiguren, der Tiergarten, die Glashäuser, der Herkulesteich – alles war mit neuem Leben erfüllt und diente als Wohnort, aber auch als Schauplatz für spektakuläre Theateraufführungen, Konzerte, Premierenfeiern.

Zeit und Muße für all die Pracht fand Reinhardt wenig, da er ständig beschäftigt war. »Ein Morgenspaziergang durch den Park, zu den Tieren, bis zur barocken Nepomukstatue am äußersten Ende des Besitzes, war die einzige Erholung, die sich Reinhardt während der Festspiele gönnte«, erinnerte sich seine engste Mitarbeiterin Gusti Adler. »Aber nur selten vermochte er mit Helene Thimig diese kurze Stunde ungestört zu genießen: Ferngespräche, Telegramme, dringende Anfragen zwangen ihn allzu oft, halb laufend zum Schloss zurückzukehren. Doch der Garten klang nach, das Haus klang nach.«

Als Reinhardt nach dem »Anschluss« in Amerika hörte, dass ihm nun auch Leopoldskron, in das er so viel Geld und Liebe investiert hatte, geraubt worden war, kommentierte er dies mit den Worten: »Ich habe es gehabt!«

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