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»WARUM GERADE ICH?« Paula Wessely
Wien 19., Himmelstraße 24

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Der Regisseur Willi Forst und sein Autor Walter Reisch standen vor einem Dilemma. Das Drehbuch zu dem Film Maskerade war fertig, sie spürten, dass es beim Publikum ankommen würde, aber sie hatten noch keine Hauptdarstellerin für die Rolle der schüchternen Gesellschaftsdame Leopoldine Dur. Gewiss, eine Schauspielerin namens Paula Wessely war die beste von allen, die zur Auswahl standen. Aber sie kam vom Theater und verkörperte keineswegs das Schönheitsideal, das im noch jungen Tonfilm gefragt war. Wie konnte man den Zuschauern im Kino glaubhaft machen, dass sich der blendend aussehende Adolf Wohlbrück – der für die Rolle des Malers Heideneck gewonnen werden konnte – ausgerechnet in diese als »unfotografierbar« geltende junge Frau verliebt?

Autor und Regisseur saßen am Beginn des Jahres 1934 beisammen und dachten darüber nach, wie der Film zu retten wäre. Plötzlich hatte Walter Reisch die zündende Idee, er riss eine Seite aus dem Drehbuch und fügte eine neue Szene ein. Leopoldine Dur steht darin vor einem Spiegel, sieht in ihr Gesicht und fragt: »Warum gerade ich? Er kann doch ganz andere Frauen haben.« Sie läuft weg, kommt wieder zurück, schaut noch einmal in den Spiegel und sagt: »Warum nicht gerade ich!«

Die paar Worte waren ausschlaggebend für den unvergleichlichen Erfolg von Maskerade und für den kometenhaften Aufstieg der Paula Wessely. Millionen Frauen identifizierten sich mit ihr, kleideten sich wie sie, trugen das Haar wie sie, wollten »erobern« wie sie. Die 27-jährige Wienerin wurde über Nacht zum Idol.

1935 kaufte die Wessely von ihrer ersten Filmgage ein altes Winzerhaus in der Grinzinger Himmelstraße, das sich einst im Besitz der Industriellenfamilien Schoeller und Krupp befunden hatte. Im selben Jahr noch heiratete sie Attila Hörbiger. Er bewohnte das Erdgeschoss, sie den ersten Stock. Heute betreibt Maresa Hörbiger in dem Biedermeierhaus den Kultursalon Hörbiger.

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