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Mord im Wiener Konzerthaus Das Attentat auf eine ägyptische Prinzessin
ОглавлениеDie Pause des Violinkonzerts neigte sich ihrem Ende zu, da fielen im Foyer des Wiener Konzerthauses fünf Schüsse. Eine junge, elegant gekleidete Frau brach zusammen und starb. Wie sich bald herausstellte, handelte es sich um ein Eifersuchtsattentat.
Im Konzerthaus wurde am Abend des 3. November 1928 ein Konzert des berühmten tschechischen Virtuosen Váša Příhoda gegeben, wobei vor der Pause Niccolò Paganinis Violinkonzert in D-Dur auf dem Programm stand. Die 35-jährige, in Wien lebende ägyptische Prinzessin Wagiha Mouheb Pascha wollte mit dem letzten Pausenzeichen gerade zu ihrer Loge gehen. Da fielen fünf Schüsse, die sie von hinten trafen. Die Prinzessin war sofort tot.
Der Täter trat die Flucht an und lief in Richtung des Stiegenhauses, wurde aber vom Logenschließer Josef Oberwasser aufgehalten und entwaffnet. Bei dem Pistolenschützen handelte es sich um den 48-jährigen Rittmeister a. D. Felix Gartner, der sich jetzt verwirrt und völlig aufgelöst nach dem Befinden der Prinzessin erkundigte, ob er sie hoffentlich nicht ernsthaft verletzt hätte.
»Die Prinzessin war bis nach dem dritten Klingelton mit Baron Gartner in eine immer heftiger werdende Diskussion verstrickt«, gab Logenschließer Oberwasser später bei der Polizei zu Protokoll. »Nach dem letzten Läuten wandte sich die Prinzessin brüsk von ihrem Gesprächspartner ab, um sich in ihre in der Nähe liegende Loge zu begeben. In diesem Moment griff Gartner in die Tasche, zog eine Pistole und gab in rascher Reihenfolge mehrere Schüsse auf die Prinzessin ab. Diese stürzte zu Boden und blieb regungslos liegen. Gartner jedoch lief dem Ausgang entgegen und rief laut ›Aufhalten, aufhalten‹, so als wollte er selbst einen Täter verfolgen.«
Mord im Wiener Konzerthaus: Prinzessin Wagiha Mouheb Pascha starb vor ihrer Loge.
Da im Zuschauerraum, als die Schüsse gefallen waren, große Unruhe herrschte, betrat Konzerthausdirektor Hugo Knepler die Bühne und informierte das Publikum, dass es sich bei der Tat um ein Eifersuchtsdrama »mit harmlosem Ausgang« handelte, es sei nichts passiert und es bestünde auch keine Gefahr für die Besucher des Konzerts.
Die Gäste nahmen ihre Plätze ein und der Abend wurde wie geplant mit Tschaikowskis Sérénade mélancholique fortgesetzt.
Bei seinem Verhör durch die Wiener Kriminalpolizei stellte sich heraus, dass der Täter mit einer reichen Engländerin verheiratet war und in Scheidung lebte. Er befand sich in steten Geldnöten und hatte einen Teil des Vermögens seiner Frau in Monte-Carlo verspielt. Auf der Suche nach einer neuen Geldgeberin lernte er bei einer Faschingsredoute die schöne Prinzessin kennen, verliebte sich in sie und machte ihr sofort einen Heiratsantrag. Anfangs schien auch diese einer Verbindung mit dem Baron nicht abgeneigt, doch ihr Vater Mouheb Pascha lehnte eine Ehe mit ihm ab, zumal er Informationen über Gartner eingeholt hatte, der als Lebemann und Schürzenjäger übel beleumundet war.
Und so wollte auch die Prinzessin bald nichts mehr von dem pensionierten Offizier wissen, und sie teilte ihm mit, einen orientalischen Prinzen heiraten zu wollen. Da lauerte Gartner der Angebeteten im Konzerthaus auf, versuchte sie noch einmal von sich zu überzeugen und tötete sie, als ihm das nicht gelungen war. Er wurde wegen Mordes zu zwölf Jahren schweren Kerkers verurteilt.