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Keine zweite Frau für Franz Joseph Aber intensive Bemühungen

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Nach dem tragischen Tod der Kaiserin Elisabeth gab es am Hof ebenso ernsthafte wie intensive Bemühungen, eine zweite Ehefrau für den verwitweten Kaiser zu finden. Vor allem Erzherzogin Marie Valerie verfolgte diesen Plan vehement, da sie darunter litt, mitansehen zu müssen, wie ihr Vater zunehmend vereinsamt in seinen Palästen saß.

Auch dem britischen Botschafter Sir Horace Rumbold waren die Kuppelversuche zu Ohren gekommen, und so berichtete er seinem Außenminister nach London, dass man in Hofkreisen an die Schwägerin des Monarchen, Erzherzogin Maria Therese, die Witwe nach seinem Bruder Erzherzog Karl Ludwig*, dachte, die 43 Jahre alt war und die der Kaiser persönlich sehr schätzte. Eine solche Ehe hätte auch den Vorteil gehabt, dass Erzherzog Franz Ferdinand nicht nur als Neffe, sondern auch als Stiefsohn des Kaisers der Thronerbe wäre.

Sollte mit dem Kaiser »verkuppelt« werden: Mathilde von Trani, eine jüngere Schwester der Kaiserin Elisabeth

Doch Marie Valerie, so verkündeten die Hofauguren, hatte eine jüngere Prinzessin aus dem Hause Bourbon-Orléans im Auge. Allerdings vertraute die Erzherzogin ihrem Tagebuch an, dass für ihren fast siebzigjährigen Vater nur Elisabeths 47-jährige Schwester Mathilde in Betracht käme. Mathilde – wegen ihrer hohen Piepsstimme in der Familie »Tante Spatz« genannt – war bis zu dessen Tod mit dem Grafen Ludwig von Trani verheiratet, mit dem sie eine allseits bekannt schlechte Ehe geführt hatte. Der Graf war alkoholkrank und betrog sie ständig, aber auch ihr wird ein Verhältnis mit einem jungen Offizier nachgesagt. Mit der Gräfin Mathilde Trani als Ehefrau wäre Franz Joseph wohl vom Regen in die Traufe gekommen, war sie doch wie ihre ältere Schwester »Sisi« ständig auf Reisen. Ihr Mann Ludwig, mit dem sie eine Tochter hatte, war 1886, zwölf Jahre vor der Kaiserin Elisabeth, gestorben.

Franz Joseph wollte von den Bemühungen seiner engeren Verwandtschaft nichts wissen, sonst hätte er sich als Doyen der europäischen Monarchen ja für eine der zweifellos bereitwillig zur Verfügung stehenden Damen entschieden.

Die Kaiserin selbst hatte einen ganz anderen Plan für ihren Mann ausgeheckt. Elisabeth befürchtete schon acht Jahre vor ihrem Ableben eine mögliche Einsamkeit des Kaisers – zum ersten Mal am 28. Mai 1890, als Marie Valerie in ihrem Tagebuch notierte, Elisabeth hätte sie aufgefordert, »falls sie stürbe … Papa zuzureden, Schratt zu heiraten.« Und auch in Bad Kissingen, wenige Tage vor ihrem Tod, erwähnte Elisabeth, dass ihr Mann, wenn er sie überleben sollte, in zweiter Ehe seine engste Vertraute, Katharina Schratt, heiraten sollte.

»Merkwürdigerweise«, schreibt Franz Josephs erster Biograf Egon Caesar Conte Corti, »wäre ihre Unebenbürtigkeit kein Hindernis, da eine Lücke im Hausgesetz des Erzhauses es möglich erscheinen ließe, dass der Herrscher auch eine Frau aus bürgerlichem Hause oder niederem Adelsstande ehelicht«.

Einige Monate nach Elisabeths Tod vermerkte Marie Valerie dann – datiert mit 11. Juli 1899: »Lossagen wird er sich nie und nimmer von ihr (gemeint ist Frau Schratt, Anm.), und heiraten kann er sie ja leider nicht, denn sie ist ja ganz rechtmäßig verheiratet.«

Tatsächlich befand sich die Schratt zu diesem Zeitpunkt noch in aufrechter Ehe mit dem Diplomaten Nikolaus von Kiss, auch wenn sie von diesem getrennt lebte. Dieses »Ehe-Hindernis« änderte sich zehn Jahre später, als Kiss am 21. Mai 1909 einem Herzschlag erlag.

Von da an gibt es ernst zu nehmende Hinweise, dass der Kaiser und Katharina Schratt – nach dem üblichen Trauerjahr, also ab 1910 – in der Andreaskapelle des Erzbischöflichen Palais in Wien eine geheime »Gewissensehe« eingingen, wie sie die katholische Kirche für regierende Monarchen vorsieht. Diese Ehe wird nur »vor Gott, nicht aber vor der Menschheit« geschlossen.

Jedenfalls lebte der Kaiser nach Elisabeths Tod alleine und fand in der Beziehung mit seiner »Seelenfreundin« Trost. »Meine Gedanken sind sehr viel bei Ihnen«, schreibt er am 16. Jänner 1899 an Katharina Schratt, »meine Stimmung ist dunkelgrau, fast schwarz«. Und schon am nächsten Tag teilt er ihr brieflich mit: »Die Stunde, die ich mit Ihnen zubringe, ist meine einzige Erheiterung, ist mein Trost in meiner traurigen, sorgenvollen Stimmung.«

Zu einer offiziellen zweiten Ehe des Kaisers ist es nicht gekommen.

*Siehe auch Seiten 137–141

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