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Einundzwanzigster Brief.

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Courcelles, den 28. prairial (Juni 1801).

„Gestern Abend bin ich hier angekommen, liebe Mutter, und habe den Weg mit dem Postwagen sehr unbequem, aber dafür auch sehr schnell zurückgelegt. — Das war eine traurige Reise. Deine Schmerzen, Deine Thränen quälten mich wie Gewissensbisse und doch sagte mir mein Herz, daß ich nicht strafbar bin, denn Alles, was Du verlangst, ist, Dich zu lieben, und ich fühle, daß ich Dich liebe. Ist es möglich, daß ich Dir thränen erpresse, ich, der Dich so glücklich sehen möchte! Aber warum betrübst Du Dich auch so? Es ist unbegreiflich und ich kann es nicht fassen. Diese junge Frau hat nie gedacht, daß ich sie heirathen würde, denn ich habe selbst noch nicht daran gedacht — was sie Deschartres gesagt hat, sagte sie im Zorne, der wohl durch die Härte gerechtfertigt ist, mit welcher er gegen sie auftrat. Ich kann nicht oft genug wiederholen, daß Alles dies nicht geschehen wäre, wenn er sich ruhig verhalten hätte. Ich würde sie ohne Aufsehen haben abreisen lassen, da ihre Gegenwart in la Châtre (um die Du Dich nicht zu kümmern brauchtest) so sehr Dein Mißfallen erregte. Aber da es nun einmal so ist, so verspreche ich Dir, daß ich niemals wieder eine Geliebte unter Deinen Augen haben will, und daß ich Dir niemals wieder etwas von meinen Abenteuern erzählen werde. Das wird mir weh thun, denn ich bin so gewöhnt, Dir Alles mitzutheilen, was ich erlebe und erfahre, daß ich nicht begreife, wie ich Geheimnisse vor Dir haben soll. — In welche traurige Notwendigkeit versetzt uns diese beklagenswerthe Geschichte und der unbesonnene Streich Deschartres'! Aber laß uns nicht mehr davon sprechen. Ich kann mich nicht mit ihm veruneinigen und möchte um Alles in der Welt keinen Unfrieden zwischen Euch stiften. Er wird seine Fehler nicht mehr ablegen und wir wollen ihn trotz alledem lieben und seine guten Eigenschaften anerkennen.

„Ich schweife hier durch den Wald und an den Ufern des Wassers umher — die Gegend ist ein Paradies auf Erden. — Man hat mich mit der zärtlichsten Freundschaft empfangen — René war mit seiner Frau auf einer Insel im Park; er kam mit dem Kahn, um mich zu holen und unsere Umarmung auf dem Wasser war so stürmisch, daß das Schiffchen beinahe umgeschlagen wäre. Adieu, meine gute Mutter, auf baldiges Wiedersehen. Gräme Dich nicht mehr, liebe mich immer und sei versichert, daß ich nicht glücklich sein kann, wenn Du es nicht bist, denn Deine Schmerzen sind die meinigen. Ich umarme Dich von ganzer Seele.“

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