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Dritter Brief.

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Vom 7. Pluviose des Jahres XII (Januar 1803). Im Lager von Ostrohow.

„Es giebt Augenblicke des Glücks, welche alle Leiden auslöschen! Eben habe ich Deinen Brief vom 26. erhalten — Ach, meine liebe Mutter, kaum vermag mein Herz die Gefühle zu fassen, die es durchdringen, meine Augen füllen sich mit Thränen, die mich zu ersticken drohen. Bei jedem Ausdrucke Deiner Liebe oder Deiner Güte muß ich weinen wie ein zehnjähriger Knabe — und ich weiß nicht, ob vor Schmerz oder vor Freude! O, meine gute Mutter, meine vortreffliche Mutter, wie soll ich Dir den Schmerz beschreiben, den mir Dein Kummer, Deine Unzufriedenheit bereitet haben. Ach! Du weißt es wohl, daß die Absicht Dich zu betrüben nie in meiner Seele Raum finden kann, und daß von allen Leiden, die ich zu tragen habe, das Bitterste ist, wenn ich Dir Thränen erpresse. Dein letzter Brief hatte mir das Herz zerrissen, der heutige giebt mir Frieden und Freude wieder. Ich finde darin endlich die Sprache und das Herz meiner Mutter wieder; sie sieht es ein, daß ich kein schlechter Sohn bin, und daß ich nicht verdiente, so viel zu leiden. Ich versöhne mich wieder mit mir selbst; denn wenn Du mir sagst, daß ich schuldig bin, suche ich mich zu überreden, daß Du Recht haben mußt, auch wenn mein Gewissen mir nichts vorwirft. Und ehe ich Dir widerspreche, will ich mich lieber aller Verbrechen schuldig bekennen.

„Ich weiß nicht, wer Dir gesagt haben mag, daß ich mich in's Meer stürzen wollte. Ich habe diesen Gedanken nie gehabt, denn dadurch würde ich mich gegen Dich zu versündigen glauben, die Du mich so innig liebst. Wenn ich mich mehrere Male dem Tode in den Fluthen ausgesetzt habe, so geschah es ohne zu bedenken, was ich that. Ich mißfiel mir in Wahrheit so sehr auf der Erde, daß ich mich auf den Wogen behaglicher fühlte; das Toben des Windes, die heftigen Stöße der Barke, paßten besser als alles Uebrige zu dem, was in mir vorging, und inmitten dieser Bewegung fühle ich mich gleichsam in meinem Elemente.

„Lebe wohl, meine geliebte Mutter; bewahre die Feder, mit welcher Du mir den letzten Brief geschrieben hast, und bediene Dich nie einer andern, um an Deinen Sohn zu schreiben, dessen Liebe für Dich Deiner Güte gleichkommt, und der Dich so zärtlich umarmt, wie er Dich liebt.

„Ich möchte wohl Cato-Deschartres hier haben, um das hübsche Gesicht zu sehen, das er beim Schwanken des Schiffes und dem Tosen des Meeres machen würde.“

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