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Erster Brief.

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Moritz an seine Mutter in Nohant.

Pans, 16. messidor XII.

„Deinen liebenswürdigen Brief für Lacuée habe ich erhalten und denselben persönlich zu ihm getragen. Er war in Saint-Cloud, ich bin gestern zurückgekehrt und habe ihn gesprochen. Mein Gesuch liegt auf dem Kriegsbureau; es soll nächste Woche dem Kaiser vorgelegt werden, und man hat mich in die Avancementsliste eingetragen.

Nach einer andern Seite hin bahnt sich unsere Familie ihren Weg. Herr von Ségur ist zum Groß-Würdenträger des Kaiserreiches und zum Ober-Ceremonienmeister mit 100,000 Frcs. Gehalt ernannt worden; 40,0000 Frcs. erhält er außerdem als Staatsrath. René tritt mit einem großen, goldgestickten Schlüssel auf dem Rücken in seine Funktion. — Der Prinz soll jetzt eine Garde erhalten und Appoline verspricht mir eine Compagnie davon. Der Prinz wird Groß-Connetable. Ich reibe mir dir Augen, um mich zu versichern, daß ich nicht träume, aber ich kann sie schließen wie ich will, der Ehrgeiz kommt nicht und ich fühle mich immer nur getheilt zwischen dem Wunsche, in den Krieg zu gehen und dem, bei Dir zu leben. Einen glänzenderen Ehrgeiz habe ich nicht und der Anderer macht auf mich immer einen komischen Eindruck. Indessen freue ich mich über das Glück derer, die ich liebe, denn ich bin nicht eifersüchtig. Mein Glück würde nicht auf diese Weise zu erreichen sein. Ich würde Thätigkeit und Ehre wünschen oder etwas Behaglichkeit und häusliches Glück. Wenn ich Hauptmann wäre, könntest Du hierher kommen — ich hätte dann die Mittel, ein gutes Kabriolet anzuschaffen, um Dich spazieren zu fahren; ich würde Dich pflegen, Dich alle Traurigkeit vergessen machen, und da Deschartres nicht hier ist, würden wir glücklich sein wie ehemals, davon bin ich überzeugt. — Ich liebe Dich so sehr, daß Du es, was Du auch dagegen sagen magst, endlich doch wirst glauben müssen. Dein, letzter Brief ist so gut, wie Du bist und in meiner Freude habe ich ihn aller Welt gezeigt. [Das heißt Sophien.] Schilt nicht darüber. Ich umarme Dich von ganzer Seele.

„Beaumont hat ein Melodrama für das Theater an der Porte-Saint-Martin gemacht. Es ist nicht gut, aber das ist auch nicht nöthig, um Erfolg zu haben — und überdies unterhält es sehr. [Das Schicksal des Melodrams von meinem Großonkel ist mir unbekannt geblieben, ich weiß selbst den Titel nicht.]

„Die Reise des Kaisers veranlaßt mich, das Projekt, sogleich zu Dir zurückzukehren, bis auf den Monat September zu verschieben; dann aber will ich Weinlese bei Dir halten und wenn Deschartres noch den Prediger spielt, werde ich ihn in seine Bütte stecken.“

Mein Vater bekam zu jener Zeit das Scharlachfieber und René schrieb während der Krankheit an meine Großmutter, um sie zu beruhigen; dabei beging er eine unfreiwillige Indiskretion in Bezug auf meine Geburt, von der er sie unterrichtet glaubte. Von der Heirath ist in diesem Briefe nicht die Rede und ich glaube nicht, daß man ihn in's Vertrauen gezogen hatte, aber er schrieb es der dauernden Zuneigung für Sophie zu, daß mein Vater bei den Bemühungen für sein Avancement so geringe Erfolge hatte. Das scheint mir indessen nicht bewiesen, denn mein Vater war von der allgemeinen Ungnade des Generalstabes mit betroffen, und wenn es wahr ist, daß er es durch beharrliche Aufdringlichkeit und andere Schritte hätte dahin bringen können, eine Ausnahme zu seinen Gunsten zu erlangen, so bin ich ihm nicht böse, daß er zu ungeschickt war, auf diese Weise Erfolge zu erreichen. Aber meine Großmutter, erschreckt und aufgebracht durch die Einflüsterungen, zu denen das zärtlichste Interesse Herrn von Villeneuve veranlaßt hatte, schrieb einen ziemlich bittern Brief an ihren Sohn, der diesem einen neuen Fieberanfall zuzog. Die Antwort ist voll Zärtlichkeit und Schmerz.

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