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2.2. Internationale Normungskooperation

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Neben dem Politikdialog ist die Normungskooperation ein wichtiger Anknüpfungspunkt für deutsche Unternehmen. Normen und Standards sind zwar keine Rechtsvorschriften, aber sind ganz wesentliche Rahmenbedingungen eines Marktes: Entsprechen die Normen eines Landes nicht den europäischen oder internationalen Standards, dann erschweren sie den internationalen Handel bzw. für deutsche Unternehmen den Marktzugang.

Die Ergebnisse einer Studie zum Nutzen der Normung belegen: 84 Prozent der produzierenden Unternehmen der deutschen Wirtschaft erhalten globalen Marktzugang, indem sie europäische und internationale Normen anwenden. Damit liegt die Anwendung von Normen als Internationalisierungsstrategie deutlich vor der Einrichtung von Fabriken im Importland (13 Prozent) und dem Abschluss von Zulieferverträgen im Importland (7 Prozent).

Den größten Exporterfolg erzielen Unternehmen, die nicht nur Normen anwenden, sondern sich am Normungs- und Standardisierungsprozess aktiv beteiligen. Hier gilt „Wer die Norm setzt, macht den Markt“. Dies gilt natürlich nicht nur für den heimischen Markt, sondern auch für Auslandsmärkte. Somit sind Normung und die Mitwirkung an dieser strategische Instrumente im globalen Wettbewerb. Besonders deutsche Unternehmen haben ein großes Interesse daran, dass deutsche bzw. internationale Normen in den Wachstumsmärkten übernommen werden. Denn in der Regel ist in diesen Ländern der Wettbewerb ein ungleicher, indem lokale Unternehmen nicht nur aufgrund kompetitiver Kostenvorteile (u. a. niedrige Arbeitskosten) Produkte günstiger anbieten können, sondern weil auch die Qualität geringer ist bzw. die Qualitätsanforderungen nicht so hoch sind; werden internationale Normen auch in den Zielmärkten übernommen, steigen damit dort die Qualitätsanforderungen und deutsche Produkte, die diesen von vornherein genügen, haben einen Wettbewerbsvorteil.

Kurzum also: Einheitliche internationale Normen sind für deutsche Produkte ein Reisepass für den globalen Markt.

Vor diesem Hintergrund sind die deutschen Normungsinstitutionen DIN und VDE/DKE bemüht, auf internationaler Ebene die Normungsarbeit zu prägen und das deutsche bzw. europäische Standardsystem zu verankern. Mit einer Reihe internationaler bilateraler Kooperationen wird zugleich das Ziel verfolgt, technische Handelshemmnisse abzubauen, indem der Austausch von Informationen zu den geltenden Normen gefördert und auf die Übernahme europäischer/deutscher Standards hingewirkt wird.

So hat der DIN bereits in den Jahren 2005/2006 Kooperationsvereinbarungen mit Russland, China, Indien und zuletzt (2008) mit Indonesien geschlossen. Die Zusammenarbeit mit Indien und Indonesien umfasst:

 Einrichtung eines Informationssystems zur Normung und zum Austausch von Experten

 Durchführung von sog. Twinning-Projekten, bei denen die Partner gemeinsam die Führung technischer Komitees bei der ISO übernehmen

 Beratung zur CE-Kennzeichnung

Über den Austausch zu Normen hinaus sind auch oft Fragen der Konformitätsbewertung Gegenstand von Konferenzen, Seminaren und Workshops. Hier berührt die Normungskooperation die Entwicklungszusammenarbeit, in deren Rahmen die PTB (Physikalisch-Technische Bundesanstalt) und im weiteren Sinn auch die GIZ-Projekte der Qualitätssicherung durchführen: Dabei geht es um den Aufbau einer entsprechenden Qualitätsinfrastruktur, angefangen mit der Stärkung der nationalen Metrologieinstitute über die Unterstützung lokaler Kalibrier- und Prüflaboratorien hin zur Entwicklung und Implementierung von Zertifizierungsprogrammen.

Als Beispiel sei Indien genannt: Als ein Themenfeld für die Normungskooperation sind Photovoltaik und Solarthermie identifiziert worden. Im Rahmen eines Expertenaustausches werden nicht nur Informationen zum geltenden technischen Regelwerk ausgetauscht, sondern auch Fragen wie die der Anpassung von IEC-Standards für Solarmodule an indische (klimatische) Verhältnisse diskutiert; VDE-Prüfverfahren gehen ohnehin bereits über die IEC-Standards hinaus, indem sie die Testzyklen erweitert haben. Deutsche Unternehmen können sich mit Themenvorschlägen einbringen, zu welchen konkreten Normen ein Austausch stattfinden sollte. Eng vernetzt mit der bilateralen Normungskooperation ist ein Projekt, das die PTB im Auftrag des BMZ zur Stärkung der Qualitätsinfrastruktur in der indischen Solarindustrie seit Januar 2012 durchführt. Schwerpunkte sind u. a. die Konformitätsbewertung von PV-Anlagen, die Stärkung lokaler Labore zur Prüfung von Solarkollektoren und die Einführung eines Zertifizierungsprogramms für Kollektoren in Anlehnung an Solar Keymark.

Energie-und Umweltthemen sind auch Themen in der Kooperation der DKE mit Ländern wie Russland, GUS, Indien und China: Im Mai 2010 fand in China das erste europäisch-chinesische „Smart Grid Technology and Standardization Forum“ in Kooperation mit dem ZVEI, EuropElectro und chinesischen Partnern statt. Gegenstand der Zusammenarbeit mit Weißrussland sind u. a. energieeffiziente Geräte und Systeme und Öko-Design.

Um besseren Zugang zu Auslandsmärkten zu bekommen und dort wettbewerbsfähiger zu sein, können deutsche Unternehmen also:

 Konkrete Themen für die bestehenden Normungskooperationen vorschlagen

 Sich unmittelbar in Events im Rahmen der Normungskooperation einbringen

 Weiterführende Projekte der Qualitätssicherung (PTB/GIZ) anstoßen

1 (1) Effizienz im konventionellen Stromsektor, (2) Erneuerbare Energien, (3) Energieeffizienz auf Verbraucherseite, (4) Forschungskooperation.

2 Die dena wurde im Herbst 2000 mit Sitz in Berlin gegründet. Die Gesellschafter der dena sind die Bundesrepublik Deutschland (50 %), die KfW-Bankengruppe (26 %) und die Allianz SE, die Deutsche Bank AG und die DZ BANK AG mit jeweils 8 %. Die Bundesregierung ist im Aufsichtsrat mit den 4 Ministerien BMWi, BMU, BMVBS und BMELV vertreten.

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