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INFO 5: ZIM-Koop

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 Themen- und technologieoffen

 Förderberechtigt: KMU unter 250 Beschäftigte und Forschungseinrichtungen

 Fördersätze: 35–50 % der zuwendungsfähigen Kosten, maximal 350.000 € pro Teilprojekt (Unternehmen); 90–100 % max. 175.000 € pro Teilprojekt (Forschungseinrichtungen)

 Zuwendungsfähige Projektkosten: Personaleinzelkosten, Kosten für projektbezogene Aufträge an Dritte (max. 25 % der Personaleinzelkosten), übrige Kosten (pauschaler Zuschlag, bei Unternehmen bis 100 % der Personaleinzelkosten, bei transnationalen Projekten 120 %)

 ZIM-Koop ist mit einer Fördersumme von insgesamt 830,8 Mio. € (08/2008–06/2010) bzw. 75 % Anteil am gesamten Programm die größte ZIM-Förderlinie

 Die durchschnittliche Förderquote für die Unternehmen beträgt 43,1 %, der durchschnittliche Förderbetrag pro Projekt 132.100 €

 Die Zusagewahrscheinlichkeit liegt bei 63 %: So wurden von 10.128 Anträgen 6352 bewilligt

 Auf Kleinunternehmen (10 bis 49 Mitarbeiter) entfallen 54,5 % der zugesagten Fördermittel; zusammen mit Kleinstunternehmen sind es 75 %

 Projektträger: AIF Projekt GmbH

Quelle: Zahlen sind dem Bericht „Evaluierung des Programmstarts und der Durchführung des ZIM“ entnommen

INFO 5

Hauptfokus besonders von den Förderlinien ZIM-Koop und ZIM-NEMO ist, dass klein- und mittelständische Unternehmen Innovationskooperationen eingehen; ZIM-Koop, mit einem Anteil von 75 % an der Fördersumme die umfangreichste Förderlinie, fördert FuE-Kooperationsprojekte zur Entwicklung innovativer Produkte und Verfahren und technischer Dienstleistungen ohne Einschränkung auf eine Technologie oder Branche. Unterschiedliche Konstellationen sind möglich: Kooperationen mit mindestens 2 Unternehmen, Kooperationen von mindestens einer Forschungseinrichtung und einem Unternehmen (1+1), Verbundprojekte mit mindestens 4 KMUs und 2 Forschungseinrichtungen (4+2). Gefördert wird auch die Vergabe eines FuE-Auftrags an einen Forschungspartner.

Die Erschließung ausländischer Märkte steht nicht im Vordergrund: Von 5500 Anträgen im Jahr 2010 waren nur 4 % international ausgerichtet; beim Vorgänger-Programm ProINNO betrug der Anteil transnationaler Projekte 25 %. Da die Internationalität nicht im Vordergrund steht, ist eine feste Einbeziehung lokaler, ausländischer Partner nicht unbedingt erforderlich.3

So gibt es Projekte wie BIOWARE, bei dem die 2 Firmen Hydro Air und Alensys mit dem ttz in Bremerhaven an der Entwicklung und Betreibung eines effizienten Bewässerungssystems für Energieholzplantagen in China zusammengearbeitet haben. Um eine geeignete Nährstofflösung für die Bewässerung zu erhalten, wurde kommunales Abwasser mit Grundwasser kombiniert. Bei dem inzwischen abgeschlossenen Projekt waren zwar das chinesische Wasseramt, eine lokale Biogasfirma ebenso wie das lokale Klärwerk als Stakeholder einbezogen; aber wissenschaftliche Partner in China gab es nicht. Dass das ttz die Pilotplantage selbst betreibt, zeigt, dass das Hauptaugenmerk solcher ZIM-Projekte auf der Entwicklung der Technologie liegt.

Das Upscaling der Lösungen in ausgewählten Zielmärkten ist unter diesen Bedingungen natürlich nicht einfach: Im Fall von BIOWARE müssen nun möglichst viele Kommunen von dem Bewässerungssystem überzeugt werden, die über ausreichend Fläche verfügen bzw. die Flächen von Landwirten pachten, um dort Energieholzplantagen anzulegen und diese mit dem entwickelten System zu bewässern. Ebenso muss die Wirtschaftlichkeit der Anlage überzeugend demonstriert werden. Entsprechende Maßnahmen sollen aus den Einnahmen finanziert werden, welche die beiden Firmen als Betreiber haben.

Offenbar wählen besonders ostdeutsche KMUs gerne die ZIM-Koop-Förderlinie statt BMBF-Förderprogramme, da letztere laut einigen befragten Unternehmen „recht streng in Bezug auf die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der Unternehmen“ seien und ostdeutsche Firmen mit dünner Kapitaldecke hier schnell an ihre Grenzen stoßen würden. Zudem liegt der Fördersatz für Unternehmen aus den neuen Bundesländern meistens um 5 % höher als bei KMUs aus dem restlichen Bundesgebiet. So wurden als Output des ZIM-Nemo-Projektes „MineWaterTec“ Forschungsprojekte zur Sanierung von Bergbaugebieten als ZIM-Koop durchgeführt, wobei die Zielrichtung der beteiligten Unternehmen primär Länder wie Südafrika und Chile sind, da es in Deutschland kaum Geschäftsmöglichkeiten gibt.

Ein Unterschied zwischen ZIM und den BMBF-Förderprogrammen ist auch der Umfang zuwendungsfähiger Kosten: Die ZIM-Koop-Förderung bezieht sich vor allem auf Personalkosten. Angesichts des hohen Eigenbetrags der Firmen in Bezug auf die Gesamtprojektkosten sind öffentlich zugängliche Informationen zu konkreten Kooperationsprojekten selten; einige Erfolgsbeispiele sind auf der Website einzusehen (http://www.zim-bmwi.de/erfolgsbeispiele/zim-erfolgsbeispiele-umwelttechnologien%20).

Anträge können bis zum 31.12.2013 laufend gestellt werden (Antragsformulare: http://www.zim-bmwi.de/kooperationsprojekte/download-zim-koop).

BMZ: DeveloPPP.de im forschungsnahen Bereich

Verbundprojekte zur Entwicklung lokal angepasster Technologien werden zwar hauptsächlich im Rahmen von Programmen des BMBF oder BMWi gefördert, aber es gibt auch Partnerschaften von Unternehmen mit Durchführungsorganisationen der EZ (GIZ, DEG und sequa), sogenannte Entwicklungspartnerschaften (develoPPP.de-Projekte). Da diese Projekte immer eine entwicklungspolitische Dimension haben, muss das FuE-Vorhaben in ein umfassenderes Projektkonzept eingebettet sein: So können die Aus- und Fortbildung von lokalen Zielgruppen in den ausländischen Märkten oder die Errichtung von Demonstrationsanlagen eine FuE-Komponente ergänzen. Das zeigen Projekte wie die von der Firma TECNARO zusammen mit der sequa in Brasilien oder das Kooperationsprojekt der Firma IPRO Dresden mit der GIZ in Marokko.

Die Firma IPRO Dresden AG hat im Königreich Marokko im Rahmen einer Entwicklungspartnerschaft mit der GIZ neue Ansätze für die Rekultivierung von Böden entwickelt, die vor allem infolge einer Übernutzung in der Landwirtschaft an Qualität bzw. Fruchtbarkeit verlieren, so dass immer weniger wachsen kann. Im Projekt wurden an verschiedenen Standorten bzw. Pilotflächen mit jeweils unterschiedlicher Bodenbeschaffenheit Rekultivierungsmethoden getestet und dabei natürlich angepasst bzw. weiterentwickelt. Ein wichtiges Ergebnis für das deutsche Planungs- und Ingenieursbüro ist, dass auch ein neuer Bodenhilfsstoff entwickelt wurde, der eine Symbiose mit den Pflanzen eingeht und diese widerstandsfähiger macht; dieser Bodenhilfsstoff basiert ausschließlich auf lokalen Ausgangsmaterialen, was der Leiterin des Bereiches Umwelt, Dr. Kerstin Hartsch, wichtig ist.

Im Alleingang hätte die Firma dies nie gewagt: Das Instrument von develoPPP.de erlaubt, einen neuen Markt kennenzulernen, in die Stakeholder-Landschaft von kompetenten Partnern wie der GIZ eingeführt zu werden die bereits seit Jahren vertrauensvolle Beziehungen zu den lokalen Akteuren hat, und schließlich die Risiken des Markttests und der Produktentwicklung zu streuen.

Das Projekt hätte im gegebenen Zeitrahmen von 2 Jahren nicht erfolgreicher sein können: Kontakte zu den Schlüsselakteuren sind geknüpft, was in einem Königreich wie Marokko, wo sich vieles zentral in wenigen Händen konzentriert, nicht leicht ist: So war es dank der Kooperation mit der GIZ möglich, den Zugang zu den entscheidenden Fachministerien zu bekommen. Hier wurde das Personal für das Thema Boden-Rekultivierung sensibilisiert und geschult. Die Krönung ist ein MoU von IPRO Dresden mit den relevanten Fachministerien, in dem man die Bereitschaft unterstreicht, gemeinsam Projekte anzugehen, nicht nur zur Rekultivierung der Böden, sondern insgesamt zur Ressourcennutzung und Erosionsbekämpfung. Die Finanzierung solcher Projekte muss natürlich auf beiden Seiten jeweils mobilisiert werden.

An dieser Stelle haben deutsche Firmen öfters den Eindruck, dass sie nach der Entwicklungspartnerschaft „im Wald stehen gelassen werden“. Es wäre wünschenswert, wenn Brücken zu anderen Instrumenten geschlagen würden und die Partnerschaften mehr in die Projektlandschaft von Forschung, Bildung, EZ eingebettet sind, so dass die Nachhaltigkeit gewährleistet ist. Die IPRO Dresden steht nach erfolgreichem Abschluss des develoPPP.de-Projektes vor der Herausforderung, dass die Ansätze zur Rekultivierung Verbreitung finden, ebenso wie der Bodenhilfsstoff marktseitig in Marokko verfügbar gemacht werden sollte.

Dass ein develoPPP.de-Projekt nur einen (wenn auch entscheidenden) Anstoß gibt, um eine angepasste Lösung zu entwickeln und im Markt zu verbreiten, zeigt auch die Entwicklungspartnerschaft der TECNARO GmbH in Brasilien mit der sequa: Die Firma aus Ilsfeld-Auenstein (bei Heilbronn) ist ein Spin-off des Fraunhofer Instituts für Chemische Technologie. Sie entwickelt, produziert und vertreibt thermoplastische Compounds auf Basis nachwachsender Rohstoffe. Im Rahmen des develoPPP.de-Projektes hat sie einen Werkstoff auf Basis von Bagasse entwickelt; Trainer des lokalen brasilianischen Partners SENAI (Nationaler Dienst für industrielle Ausbildung) wurden geschult, um selbst entsprechend Kurse zu Biowerkstoffen durchführen zu können. Das Ergebnis: Der Werkstoff ist entwickelt und erfolgreich getestet worden, brasilianische Kunden wie Hersteller in der Haushaltswaren-Industrie, bspw. Hersteller von Schüsseln, Telleruntersetzern und Serviettenringen, kaufen nun bereits Biowerkstoffe der TECNARO GmbH. Herausforderung: Um im Markt stärkere Verbreitung zu finden, sollte der Werkstoff auch lokal produziert werden, dies ist aber erst ab bei einer Menge von 2000–3000 Tonnen wirtschaftlich. Auch hier stellt sich also die Herausforderung des „Upscaling“.

Diesen Weg beschreitet TECNARO seit 2010. Dies mit der Durchführung einer weiteren sehr erfolgreichen Entwicklungspartnerschaft: Bei dieser geht es darum, die Zusammenarbeit auf weitere brasilianische Bundesstaaten auszuweiten und zudem Werkstoffe nicht nur auf Basis von Bagasse, sondern auch anderer Naturfasern und Biopolymeren zu entwickeln und anzubieten. Durch die Ausbildung von Multiplikatoren bei SENAI-CIMATEC sowie weiteren Bildungspartnern in anderen Bundesstaaten wird sichergestellt, dass das Wissen über Biowerkstoffe in Brasilien unter Studierenden und potenziellen Anwendern der Werkstoffe in der Industrie verbreitet wird.

Vorteilhaft für die Durchführung vor allem des ersten develoPPP.de-Projektes war, dass die Firma TECNARO auf einen deutschen CIM-Experten beim lokalen Partner SENAI in Brasilien zurückgreifen konnte: Als integrierte Fachkraft, die bei SENAI angestellt und zusätzlich aus Mitteln des BMZ bezahlt wurde, unterstützte dieser seinen Arbeitgeber SENAI vor allem bei der Verbesserung der Zusammenarbeit mit der Wirtschaft; die Zusammenarbeit mit der TECNARO GmbH bzw. das develoPPP.de-Projekt diente sozusagen als ein Praxisbeispiel. Das Know-how über den brasilianischen Partner und die lokalen Strukturen in Brasilien sind TECNARO erhalten geblieben. Der CIM-Experte ist inzwischen bei der deutschen Firma angestellt.

In diesem Zusammenhang sei darauf hingewiesen, dass es mehrere deutsche CIM-Fachkräfte gibt, die in Schwellen- und Entwicklungsländern für Institutionen aus der FuE-Landschaft tätig sind und bei der Anbahnung sowie Durchführung von Innovationskooperationen eine vermittelnde oder möglicherweise sogar eine koordinierende Funktion übernehmen können. So finanziert das BMBF zum Beispiel einen deutschen CIM-Experten im indonesischen Ministerium für Forschung und Technologie, der vor Ort beim Aufbau vom „Business & Technology Center“ unterstützt. Diese sollen Technologietransferzentren sein und für eine Verbesserung von KMU und FuE-Einrichtungen sorgen. Deutsche Unternehmen können das Know-how und die Netzwerke dieser Fachkräfte nutzen, um leichter Zugang zu geeigneten FuE-Partnern zu erhalten.

Grundsätzlich schafft der Ansatz, mit Hilfe deutscher Expertise den Aufbau von Innovationskapazitäten in wichtigen Schwellen- und Entwicklungsländern zu begleiten, ein wichtiges Eingangstor für die deutsche Wirtschaft, sich frühzeitig in den entsprechenden Märkten zu platzieren. Die Stärke Deutschlands im Bereich angewandter Forschung und in diesem Zusammenhang der Kooperation von Wissenschaft und Wirtschaft wird damit in Wert gesetzt.

1 Vgl. http://www.bmbf.de/pub/rahmenprogramm_nachhaltige_entwicklung_kurz.pdf, S. 12.

2 Definition Kleinunternehmen: < 50 Beschäftigte, < 10 Mio. € Jahresumsatz; mittleres Unternehmen: < 250 Beschäftigte, < 50 Mio. € Jahresumsatz.

3 Kooperationspartner können ausländische Unternehmen und Forschungseinrichtungen sein, sie sind aber nicht antragsberechtigt.

Leitfaden 2013 Innovative Ansätze des internationalen Vertiebs von Energie- und Umwelttechnologien

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