Читать книгу Schönbrunner Finale - Gerhard Loibelsberger - Страница 18
I/4
ОглавлениеZach steckte die Hände in die Hosentaschen und schlenderte zufrieden vor sich hin pfeifend über den Markt. Husak folgte ihm. Zahlreiche Stände hatten geschlossen, die, die offen hatten, boten meist Zwetschken und dicke Pflaumen an. Dieses Obst gab es derzeit im Überfluss. Seltener und viel begehrter waren hingegen Salatgurken und Rüben. Trotz der geschmalzenen56 Preise standen Trauben von Menschen an, um sich mit diesen Gemüsen einzudecken. Vor einem Stand, der frische Kürbisse anbot, hatte sich eine elendslange Menschenschlange gebildet. Zach beobachtete, dass Husak einen sehnsüchtigen Blick auf die zu einer Pyramide aufgetürmten Kürbisse warf. Grinsend sagte er:
»Willst dich net auch anstellen?«
»Warum?«
»Weilst genauso a Wappler bist wie die, die was da anstehen. Du lasst dir ja auch alles g’fallen.«
»Gib einen Frieden. Musst nicht mich beleidigen. Hab’ nix dir getan.«
Zach schlug ihm auf die Schulter und brummte:
»War net bös’ gemeint. War nur so ein Gedanke …«
Schweigend schlenderten sie hinunter zum Gasthof Zur Bärenmühle. Zach klopfte Husak gönnerhaft auf die Schulter.
»Weißt was? Trink ma a Krügerl57. Ich lad’ dich ein.«
Husak nickte und die beiden betraten die Gaststätte, in der sich allerlei uniformiertes Volk aufhielt. Feldsoldaten, Urlauber, Verwundete, die alle seltsame zusammengestoppelte Uniformen trugen, die in keiner Adjustierungstabelle für das k. u. k. Heer und die k. k. Landwehr zu finden waren. Wie zum Beispiel ein junger Bursch, der mühsam aus einem viel zu groß geschnittenen, schlotternden Soldatenmantel lugte. Auf seinem Haupt befand sich statt des Militärtschakos eine graue Sportmütze. Oder ein älterer Soldat, der mager wie ein Skelett war und dessen spinnenartigen Arme aus einem viel zu kleinen Waffenrock herausragten, der noch aus Friedenszeiten zu stammen schien. Mein Gott, dachte Husak. Was ist aus der einst so glanzvollen k. u. k. Armee geworden? Elendsgestalten, die in unpassenden, geflickten oder auch zerfetzten Uniformen durch die Reichshaupt- und Residenzstadt geisterten oder in Beisln58 wie diesem hier schweigend bei ihrem Bier saßen. Sie nippten alle nur an den Biergläsern, denn es galt noch immer die Verordnung, dass man als Gast nur ein Bier pro Gaststätte bekam. Husak und Zach setzten sich an einen Fensterplatz, betrachteten das Treiben draußen am Markt und nahmen hin und wieder einen Schluck Bier. Husak döste schließlich ein. Kein Wunder: Es war ein drückend schwüler Sommertag. Der anfangs blaue Himmel war nun von Wolken bedeckt, ohne dass es dadurch merklich abkühlte.
Plötzlich rammte Zach seinem Gefährten den Ellbogen in die Seite.
»Heast, wach auf! Draußen is’ grad die Köchin vorbeigegangen.«
56 teuren
57 großes Bier
58 Kneipen