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»Erschlagen? Wer is’ erschlagen worden?«

»Der Gotthelf.«

»Wer?«

»Der Stanislaus Gotthelf. Der Planetenverkäufer61

Fraczyk, der vor zwei Jahren, nach Nechybas Beförderung zum Oberinspector, dessen Polizeiagentengruppe als Inspector übernommen hatte, kratzte seinen Vollbart und fügte hinzu:

»Den kennen S’ doch. Oder täusch’ ich mich?«

»Der Planetenverkäufer is’ tot …«, murmelte Nechyba betroffen.

»Wie is’ denn das passiert?«

»Genaues wissen wir noch nicht. Gestern in der Früh is’ es passiert. Zeugen gibt’s keine.«

»Wer hat ihn g’funden?«

»Sein Sohn, Josef Gotthelf. Genauer gesagt ist das sein Ziehsohn. 1904 hat er ihn adoptiert.«

»Der hat ihn also g’funden. Und wann?«

»Gestern am Vormittag.«

»Und wo?«

»Na, in seiner Hütte da, im zweiten Hof hinten, in der Rechten Wienzeile.«

Nechyba nickte und starrte vor sich hin. Vor seinem geistigen Auge sah er den Planetenverkäufer, wie er sich am Naschmarkt herumgetrieben und den Hausfrauen, Dienstmädeln und Köchinnen schöne Augen gemacht hatte. Er erinnerte sich, wie er seinerzeit im Zuge der Naschmarkt-Morde den Gotthelf als Verdächtigen verhaftet und wie dieser sich später dann als liebevoller Ziehvater des obdachlosen kleinen Pepi angenommen hatte.

»Sie leiten die Untersuchung?«

Fraczyk nickte.

»Der Oberkommissär Niederschönbichler vom Kommissariat an der Wieden hat uns gebeten, den Fall zu übernehmen.«

Nechyba gab sich einen Ruck und pumperte mit der Faust an die Wand. Augenblicke später klopfte es und sein Assistent betrat das Dienstzimmer.

»Pospischil! Bring’ Er uns zwei Krügeln Bier und zwei Slibowitz vom Wirt unten.«

»Und wenn’s keinen Slibowitz ham?«

»Dann bring’ Er uns einen anderen Schnaps.«

»Einen oder zwei?«

»Wie viele Leute sind hier im Raum?«

»Drei, Herr Oberinspector.«

»Falsch. Es sind nur zwei. Er, Pospischil, zööht öfe62. Also, wie viel Schnaps wird Er bringen?«

»Zwei, Herr Oberinspector.«

»Ausgezeichnet. Er kann gehen.«

Pospischil knallte die Hacken zusammen, salutierte und verschwand. Fraczyk schüttelte den Kopf.

»Macht er das immer noch?«

»Freilich. Um mich zu ärgern. Verbieten nutzt nix.«

»Ich kenn’ das«, seufzte Fraczyk, und Nechyba grinste. Ja, so ist das, dachte er. So ist das, wenn man Vorgesetzter ist.

Fraczyk zog eine silberne Tabatiere hervor, öffnete sie und bot Nechyba eine Zigarette an. Der lehnte dankend ab.

»Nein. Das Rauchen haben mir die Ärzte schon im 14er Jahr verboten.«

Fraczyk zündete sich eine Zigarette an und blies kunstvolle Rauchkringel in die Luft. Nechyba stierte ins Leere. Als Pospischil den beiden Vorgesetzten Bier und Schnaps serviert und sich danach wieder zurückgezogen hatte, erhob Nechyba sein Stamperl.

»Auf den Stanislaus Gotthelf. Der Herr möge seiner Seele gnädig sein.«

61 fliegender Händler, der aus einem Bauchkasten heraus Horoskopzettel verkauft

62 zählt nicht

Schönbrunner Finale

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