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Siebzehntes Kapitel

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Freu­den, die uns mein Va­ter ma­chen woll­te, lieb­te er durch Über­ra­schung zu stei­gern. Einst wur­den mir – es war im be­gin­nen­den Herbst – al­ler­lei neue Klei­der, Schu­he, Müt­zen und der­glei­chen an­pro­biert. Mein Va­ter sag­te, was mei­ne Mut­ter lä­chelnd be­stä­tig­te, dass ein Kna­be in Bre­men, der ganz ge­nau mei­ne Fi­gur habe, alle die­se schö­nen Ho­sen, Wes­ten, Ja­cken, Müt­zen und Schu­he be­kom­men sol­le. Sein Va­ter habe dar­um ge­be­ten, weil der Zwerg, Meis­ter Leo, der bes­te und bil­ligs­te un­ter den Schnei­dern sei. Als mei­ne Tä­tig­keit im Diens­te des Bre­mer Kauf­mannssöhn­chens be­en­det war, hol­te man mich ei­nes Ta­ges aus der Schu­le. Man sag­te mir hei­ter, dass alle die an­geb­lich für den Bre­mer an­ge­fer­tig­ten Sa­chen mein wä­ren und dass ich so­gleich eine Ba­de­rei­se mit mei­nem Va­ter an­tre­ten wür­de. Das ver­setz­te mich nach mei­ner an­ge­bo­re­nen Art, als ich es ganz be­grif­fen hat­te, in einen klei­nen Kol­ler von Glück­se­lig­keit.

Die Rei­se fand dann auch wirk­lich statt. Ich durf­te die Schu­le hin­ter mir las­sen, was al­lein schon ein Glück be­deu­te­te. Im Üb­ri­gen wuss­te ich schon von der Rei­se nach Bres­lau, wie durch­weg hei­ter und an­ge­nehm ein sol­ches Un­ter­neh­men in der Ge­sell­schaft des Va­ters sein konn­te. Er sel­ber schi­en bei sol­chen Ge­le­gen­hei­ten ein an­de­rer Mensch ge­wor­den zu sein. Wir fuh­ren bis nach der al­ter­tüm­lich-reiz­vol­len Berg­stadt Hirsch­berg auf der Ei­sen­bahn und von dort nach dem Bade Warm­brunn am Fuße des Rie­sen­ge­bir­ges mit ei­nem wack­li­gen Om­ni­bus, der da­mals noch Jour­na­liè­re ge­nannt wur­de. Mein Va­ter such­te ei­nes rheu­ma­ti­schen Lei­dens we­gen die hei­ßen Quel­len von Warm­brunn auf, und mir wa­ren sie eben­falls ver­ord­net, ob­gleich mein Flech­ten­lei­den nur manch­mal noch auf­fla­cker­te.

Drei Wo­chen war ich mit mei­nem Va­ter al­lein. Früh, nach dem ge­mein­sa­men Bad, nah­men wir in der Vil­la Jung­nitz, wo wir wohn­ten, das ers­te Früh­stück ein, wo­bei ich nach Her­zens­lust in dick mit But­ter be­stri­che­ne Hörn­chen bei­ßen durf­te. Nach­dem wir uns eine Wei­le aus­ge­ruht, be­gan­nen wir un­se­re täg­li­che Wan­de­rung. Ich be­wies da­bei Zä­hig­keit und Aus­dau­er, denn ich hat­te mich ja da­für in den wil­den Spie­len mit mei­nen Stra­ßen­jun­gen hin­rei­chend taug­lich ge­macht. Ei­ni­ge Mal aber wur­de doch das Ziel all­zu weit ge­steckt, so­dass mei­ne Kräf­te, wenn nicht ver­sag­ten, so doch Scho­nung ver­lang­ten.

Wir mach­ten Wege nach Stons­dorf, nach Buch­wald, Erd­manns­dorf, ja Schmie­de­berg hin und zu­rück. Eben­falls hin und zu­rück auf die Bi­ber­stei­ne. Sel­ten nah­men wir in Warm­brunn selbst un­ser Mit­tags­mahl, son­dern in na­hen und fer­nen Dör­fern. So ein­mal in ei­nem Gast­hof Kyn­was­ser am Fuße der Ber­ge, wo ich das ers­te schwim­men­de Ru­der­boot auf ei­nem Tei­che mit höchs­tem Stau­nen be­ob­ach­ten konn­te.

Si­cher­lich hat mein Va­ter ins­ge­heim bei die­sen Wan­de­run­gen in sei­nen Ge­sprä­chen, Fra­gen, Er­ör­te­run­gen und Hin­wei­sen mei­ne Wei­ter­bil­dung im Auge ge­habt, aber nie in der Wei­se, dass ich es mer­ken und ir­gend­ein Ge­dan­ke an Schul­un­ter­richt mich ver­stim­men konn­te: sei­ner wur­de nicht ein­mal Er­wäh­nung ge­tan. So war mein Va­ter auch weit ent­fernt da­von, mich durch Re­chenexem­pel und die­se und jene heim­li­che Fra­ge zu ängs­ti­gen, wel­che meist nur die Un­wis­sen­heit des Kin­des an den Pran­ger stellt.

Ein Be­dürf­nis nach ir­gend­ei­ner an­de­ren Ge­sell­schaft als der mei­nen hat­te mein Va­ter nicht, ein Be­weis, wie sehr ihn eine Som­mer­sai­son in Salz­brunn mit ih­rer Ver­pflich­tung, sich tau­send­fach im Um­gang mit Men­schen und wie­der Men­schen ab­zu­mü­den, da­mit über­sät­tigt hat­te.

Anna Jung­nitz, die Toch­ter uns­rer Wir­te frei­lich, ein schö­nes, acht­zehn­jäh­ri­ges Bür­ger­mäd­chen, das sei­ner Hoch­zeit ent­ge­gensah, bil­de­te eine er­freu­li­che Aus­nah­me. Ich fühl­te, mein Va­ter hul­dig­te ihr, und ich sel­ber ge­noss das Glück ih­rer Nei­gung, die sie mir, als ei­nem Kin­de, durch al­ler­lei Zärt­lich­kei­ten er­wei­sen durf­te.

Viel wür­de ich dar­um ge­ben, wenn ich des Va­ters Ge­sprä­che mit mir noch im Ge­dächt­nis hät­te. Mit Be­stimmt­heit kann ich nur sa­gen, was al­les dar­in nicht vor­ge­kom­men ist. Nichts zum Bei­spiel, was ei­nem Aus­hor­chen ir­gend­wel­cher Art ähn­lich ge­we­sen wäre, wie etwa Fra­gen über mei­ne Er­leb­nis­se mit dem Groß­va­ter und den Tan­ten im Dachrö­dens­hof oder nach mei­nem Ver­hält­nis zu den Ge­schwis­tern oder nach dem, was ich in der Schu­le oder im Ko­me­ten er­lebt hat­te. Er hat­te es al­ler­dings auch da­mals ver­mie­den, von sei­nem Va­ter mir zu er­zäh­len, eben­so auch von sei­nem Groß­va­ter, der hier in He­risch­dorf-Warm­brunn ein We­ber und Dorf­mu­si­kant ge­we­sen war. Er selbst ist in Warm­brunn zur Schu­le ge­gan­gen. Ein Schul­haus, das ihn als Kna­ben sah, ist heut noch vor­han­den. Kurz, ich leb­te da­mals, trotz­dem ich mit Va­ter al­lein war, eine wunsch­los ge­bor­ge­ne Zeit, am frü­hen Mor­gen hei­ter von ihm be­grüßt und abends – er ging kaum spä­ter als ich zu Bett – un­ter sei­ner vä­ter­lich war­men Hand ent­schlum­mernd.

*

Die schö­ne Epi­so­de ging in ein wun­der­vol­les, aber ganz an­ders­ar­ti­ges, lau­tes Fina­le aus. Es wur­de wie­der­um auf Grund der Lieb­ha­be­rei mei­nes Va­ters durch eine Über­ra­schung ein­ge­lei­tet. Für mich eine Über­rum­pe­lung, und zwar eine, wie ich sie ähn­lich wir­kungs­voll in mei­nem Da­sein nicht wie­der er­lebt habe.

Die neu­en, mäch­ti­gen Ein­drücke aus die­ser land­schaft­lich die Salz­brun­ner Ge­gend weit über­bie­ten­den Na­tur, ver­bun­den bei im­mer köst­li­chem Wet­ter mit ei­nem stil­len, mich lie­be­voll um­he­gen­den hei­te­ren Sein, hat­ten mich Salz­brunn bei­na­he ver­ges­sen las­sen. Wäre es da­mals wirk­lich ver­sun­ken, es hät­te nicht kön­nen ver­sun­ke­ner sein. Ich weiß nicht, wann ich die Mut­ter, mei­ne Ge­schwis­ter, mein Wild­lings­le­ben, den Gast­hof zur Preu­ßi­schen Kro­ne und was noch sonst – und ob ich das al­les über­haupt je ver­misst hät­te. In ei­nem Sin­ne war es ver­sun­ken, in ei­nem an­de­ren fern­ge­rückt; denn Ei­sen­bahn­fahrt über eine lan­ge Ket­te von Sta­tio­nen, end­lich die Fahrt auf der Jour­na­liè­re hat­ten eine nach mei­nen Be­grif­fen un­ge­heu­re Ent­fer­nung zwi­schen mich und Salz­brunn ge­legt.

Wir hat­ten ge­ba­det, wir hat­ten ge­früh­stückt, es war ein Tag wie alle Tage. Mein Va­ter schlug eine Wan­de­rung nach Fisch­bach oder Buch­wald vor. Ich konn­te auch an­de­re Wün­sche äu­ßern, die mit der glei­chen Ach­tung wie von ei­nem Er­wach­se­nen ent­ge­gen­ge­nom­men und dis­ku­tiert wur­den. Es blieb bei Buch­wald, weil uns die Seen und be­rühm­ten Park­an­la­gen an­zo­gen. We­nigs­tens mach­te al­les auf mich den Ein­druck, als ob wir uns aus kei­nem an­de­ren Grund für die­ses Ziel ent­schie­den hät­ten.

Un­weit Buch­wald saß eine alte Ti­ro­ler Bäue­rin, Emi­gran­tin aus Zil­ler­tal, vor ih­rem nach Ti­ro­ler Mus­ter sau­ber er­bau­ten Haus, und mein Va­ter frag­te sie nach dem Wege. In Ti­ro­ler Mund­art gab sie Be­scheid, wo­bei sie mei­nen Va­ter mit du an­re­de­te, was für mich bei der Ge­gen­sätz­lich­keit bei­der Ge­stal­ten eine höchst be­fremd­li­che Über­ra­schung war. Der Um­stand wur­de dann zwi­schen Va­ter und mir sehr be­lacht, und so wa­ren wir, von der Al­ten rich­tig ge­wie­sen, in eine Al­lee hin­ter dem Buch­wal­der Schloss ge­langt, wo mein Va­ter hin­woll­te. Ei­ni­ge Schrit­te erst hat­ten wir in die­ser Al­lee zu­rück­ge­legt, als in ih­rer sich mehr und mehr ver­jün­gen­den Tie­fe ein Punkt er­schi­en, in dem mei­ne schar­fen Au­gen einen Wa­gen mit zwei Pfer­den da­vor er­kann­ten. Mein Va­ter, der ja kurz­sich­tig war, woll­te wis­sen, wie der Wa­gen aus­sä­he, was ich ihm aber ge­nau nicht sa­gen konn­te, da selbst für mei­ne Au­gen die Ent­fer­nung zu groß war. Je­den­falls kam der Wa­gen auf uns zu, und man hat­te ja dann Ge­le­gen­heit, sich über die Art des Ge­fähr­tes klar­zu­wer­den.

Nach zwei Mi­nu­ten konn­te ich mei­nem Va­ter ver­si­chern, dass es sich um eine recht ele­gan­te Equi­pa­ge han­del­te, einen der da­mals neu­en Lan­dau­er.1 Der Kut­scher auf dem Bock trug Li­vree, und je­mand, ein Die­ner höchst­wahr­schein­lich, saß in stei­fer Hal­tung ne­ben ihm. Es lag nah, an den Gra­fen X., den Be­sit­zer von Buch­wald, zu den­ken, da die schö­ne, mit al­ten Bäu­men um­säum­te herr­schaft­li­che Zu­fahrt eine pri­va­te war.

Kaum hat­te ich dies bei mir selbst ge­dacht, als mein Va­ter mit ei­ner ge­wis­sen Hast eben­der­sel­ben Mei­nung Aus­druck gab. »Ger­hart«, hieß es, »raff dich zu­sam­men, geh gra­de und grü­ße, wenn der Wa­gen vor­bei­fährt, es ist Graf X., und wir sind hier auf sei­nem Grund und Bo­den.« Das sah ich ein. Und als nun mein Va­ter noch das bei ihm üb­li­che kur­ze Kom­man­do »Brust raus, Bauch rein!« er­tö­nen ließ, schritt ich, als ob ich einen La­de­stock ver­schluckt hät­te, ne­ben ihm.

In­zwi­schen, als die Equi­pa­ge mit zwei leb­haf­ten Pfer­den nä­her und nä­her kam, wur­de mir et­was an die­sem Ge­fährt auf eine Wei­se, die ich mir nicht er­klä­ren konn­te, wun­der­sam. Das Be­frem­den lag nun aber wie­der dar­in, dass mir et­was dar­an be­kannt er­schei­nen woll­te. In die­sem Au­gen­blick wuss­te ich noch nicht, dass ich im nächs­ten den glück­lichs­ten mei­ner Ju­gend er­le­ben soll­te: schon aber fing er sich im Dun­keln zu re­gen, zu grau­en, zu däm­mern und in ei­ner plötz­li­chen Be­stür­zung über­grell blen­dend zu leuch­ten an. Und so, als ob man mit ei­nem Blick mit­ten in die Son­ne er­blin­de­te und aus die­ser Blind­heit tre­te ein gott­ge­sand­ter En­gel her­vor, so sah ich plötz­lich den Die­ner ne­ben dem Kut­scher in mei­nen äl­tes­ten Bru­der Ge­org ver­wan­delt, er­kann­te aber un­se­ren ei­ge­nen Kut­scher Fried­rich im­mer noch nicht, un­se­re Pfer­de und un­sern Wa­gen eben­so­we­nig, bis ich, das In­ne­re des of­fe­nen Lan­dau­ers über­bli­ckend, im­mer noch mei­nen Au­gen nicht trau­te, als ich im Fond mei­ne Mut­ter, mei­ne Schwes­ter Jo­han­na und mei­nen Bru­der Carl sit­zen sah.

Es hät­te da­mals wirk­lich nicht viel ge­fehlt, und ich wäre vor Freu­de när­risch ge­wor­den. Nie­mals hat­te mich, wie er­wähnt, Heim­weh ge­plagt. We­der nach Mut­ter noch Ge­schwis­tern hat­te ich Sehn­sucht emp­fun­den. Aber nun, wie ich mich selbst noch ganz ge­nau zu er­in­nern ver­mag und wie Er­zäh­lun­gen in der Fa­mi­lie wie­der und wie­der be­stä­tig­ten, sprang ich im­mer nur mit bei­den Bei­nen in die Luft und war eine Vier­tel­stun­de lang nicht zu be­ru­hi­gen.

Der psy­chi­sche Pro­zess die­ser Über­ra­schung ist mit all sei­nem Drum und Dran in mein In­ne­res ge­prägt und noch heu­te wie­der her­vor­zu­ru­fen. Er hat mir, wo es Über­ra­schun­gen dar­zu­stel­len galt, im­mer die glei­chen gu­ten Diens­te ge­leis­tet.

*

Vi­el­leicht wa­ren die nun fol­gen­den vier oder fünf Tage die am meis­ten har­mo­ni­schen und die glück­lichs­ten, die der Fa­mi­lie je be­schie­den ge­we­sen sind.

Wir mach­ten Fahr­ten statt Fuß­wan­de­run­gen, da wir ja nun un­se­re Equi­pa­ge hat­ten, un­ter an­derm auch nach der Jo­se­phi­nen­hüt­te in Schrei­ber­hau, wo meh­re­re Glasö­fen in Be­trieb wa­ren und man die Glas­blä­ser be­ob­ach­ten konn­te. Wie wir Kna­ben an Stroh­hal­men un­se­re Sei­fen­bla­sen, so blie­sen sie durch me­tal­le­ne Röh­ren die in Weiß­glut bren­nen­den Glas­mas­sen auf und ge­stal­te­ten sie zu al­ler­lei For­men. Wenn ich von die­sem Ein­druck ab­se­he, der sehr tief und nach­hal­tig war, blieb mir aus die­sen Ta­gen we­nig zu­rück. Ge­wiss, sie wa­ren von un­ge­trüb­ter Hei­ter­keit, au­ßer dass ich all­mäh­lich be­griff, die bes­te Zeit war trotz­dem vor­über. Das in­ni­ge Ein­ver­neh­men mit mei­nem Va­ter hat­te sich in ein all­ge­mei­nes ver­flacht, bei dem ich zwar aus­ge­zeich­net und ver­wöhnt wur­de, das mir aber den Va­ter und Freund eben doch ent­frem­de­te.

Bei al­le­dem hat­te ich mei­nen un­ter­bro­che­nen dio­ny­si­schen Rausch wie­der auf­ge­nom­men, war wie­der­um Ching­ach­gook, sieg­te in al­len Wett­ren­nen mit dem Step­pen­roß, war wie­der­um Wildtö­ter, Affe, Sing­vo­gel und führ­te mor­gens beim ers­ten Früh­stück, wo mit­un­ter die gan­ze Fa­mi­lie ein Geist des Über­muts er­griff, So­lotän­ze aus, eine Kunst, von der nur mei­ne Schwes­ter ge­wusst hat­te. Ich hat­te mir eine Art Ni­jin­ski-Tanz selbst aus­ge­dacht, oder bes­ser: er war als in­stink­ti­ves Be­dürf­nis aus mir her­vor­ge­tre­ten. Da­bei be­weg­te ich mich in ra­san­ten Fuß­wir­beln, Sprün­gen und der­glei­chen, wie ich glau­be, mit un­ge­wöhn­li­cher Viel­falt und Leich­tig­keit.

So ist die­se Ba­de­rei­se zu Ende ge­gan­gen.

*

Aus ei­ner zwei­ten Ba­de­rei­se im Jahr dar­auf, die mich und den Va­ter nach Te­p­litz führ­te, wür­de, was uns­re psy­chi­sche Ver­fas­sung an­langt, nur eben das glei­che zu be­rich­ten sein. Ein Punkt viel­leicht ist nicht ganz be­deu­tungs­los, um als neu und be­son­ders er­wähnt zu wer­den, wenn man die Fol­gen durch ein gan­zes Le­ben ins Auge fasst. Mein Va­ter ge­wöhn­te mich ans Bier­trin­ken.

Dem schö­nen böh­mi­schen Bier, be­son­ders dem aus Pil­sen, ist die Schuld dar­an bei­zu­mes­sen. Über­all wur­de es ser­viert. Es leuch­te­te all­zu freund­lich kris­tal­len-hell, schmeck­te all­zu edel und rein, um sich als un­ge­sund zu er­wei­sen.

Am drit­ten Tage ver­lang­te ich schon mit Un­ge­duld, was mir am ers­ten noch wi­der­stan­den hat­te. So kam es, dass ne­ben Va­ters vol­lem Glas im­mer das mei­ne, ein eben­so großes, stand. Der Ei­gen­sinn mei­nes Va­ters ging dar­auf hin­aus, mich auch ge­gen den Al­ko­hol bei­zei­ten fest zu ma­chen.

Da­rauf­hin sprach ihn ei­nes Abends im Re­stau­rant, wo wir sa­ßen, ein Frem­der an. Ob es für mich klei­nen Kna­ben wohl gut sein kön­ne, ein gan­zes Glas Bier zu trin­ken. Ja, sag­te mein Va­ter, ich wäre ein et­was blut­ar­mes Kind, und die­ses Ge­misch von Malz, Hop­fen und Al­ko­hol sei als Me­di­zin zu be­trach­ten. Der Frem­de schwieg und zuck­te die Ach­seln. Mein Va­ter war ein zu streng aus­se­hen­der, erns­ter Mann und be­nahm ihm den Mut, sich nach ei­ner sol­chen Er­klä­rung noch mit ihm ein­zu­las­sen.

1 Ein Lan­dau­er ist eine vier­sit­zi­ge und vier­räd­ri­ge Kut­sche mit ei­nem meist in der Mit­te ge­teil­ten, klapp­ba­ren Ver­deck. <<<

Das Abenteuer meiner Jugend

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