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Der nächste Morgen (Donnerstag)
ОглавлениеIn dem großen Frühstücksraum sind um diese Zeit nur wenige Gäste. Ich hole mir eine Tasse Kaffee und ein Glas Orangensaft und setze mich an einen kleinen Tisch. Während ich mich dazu zwinge, ein kleines Baguette zu essen, freue ich mich bereits, anschließend mit Manuela telefonieren zu können.
Sie erzählt mir kurz darauf, dass sie gestern Abend alle lange zusammengesessen seien. Sie selbst, unsere Söhne Bäda und Georg, unser Schwiegersohn Christoph sowie Andi und Andrea. Ich bin dankbar, dass mein Bruder und meine Schwägerin bei ihnen waren. Außerdem berichtet sie, dass Koni noch vorbeigekommen sei. Er zählt neben Gerlinde und Robert zu unseren engsten Freunden, und ich habe schon gemeinsam mit ihm die Schulbank gedrückt. Es tut gut, zu hören, dass die Freunde in dieser Situation für die Kinder da sind.
Manuela äußert noch ein Anliegen: »Mama, Martina hat angerufen und sich erkundigt, ob sie zu dir runterfliegen soll? Und Andi hat gestern Abend das gleiche gefragt. Bitte, Mama, nimm das Angebot an! Wir machen uns so große Sorgen um dich!«
»Das ist wirklich sehr nett von ihnen, aber damit ist mir nicht geholfen, Maus. Ich würde jederzeit mit Papas Schwester oder meinem Bruder das Hotelbett teilen, aber ich müsste dann noch zusätzlich auf jemanden Rücksicht nehmen. Allein kann ich mich im Zimmer ungezwungen bewegen, ich kann die ganze Nacht das Licht anlassen, herumspazieren oder wonach mir auch immer ist. Wenn jemand bei mir wäre, würde ich zwangsläufig auf den anderen achten!«
»Aber die würden das doch verstehen! Bitte, Mama, lass zu, dass jemand zu dir kommt!«
»Nein, Manuela, das geht nicht. Ihr braucht euch wirklich um mich keine Sorgen zu machen, ich komm schon klar, das geht schon! Ich bin bestimmt im Schock, aber dadurch kann ich wunderbar funktionieren. Das beinhaltet aber auch, dass ich auf mich achte. Deshalb kann ich die Angebote, auch wenn sie noch so gut gemeint sind, nicht annehmen! Bitte macht euch keine Sorgen um mich, notfalls könnte ich ja auch noch Franz, den Reiseleiter, anrufen.«
»Ja, gut«, erwidert sie kleinlaut und obwohl ich weiß, dass sie nicht überzeugt ist, kann ich in diesem Punkt nicht anders handeln, so leid sie mir auch tut.
Auf meine Nachfrage, wie die Buben es aufgenommen hätten, erklärt sie mir, dass Bäda (er mag seinen Schreibnamen Peter nicht besonders) es von ihr erfahren habe, nachdem er von derArbeit zu Hause war. Und sie hat ihm erzählt, wovon sie selbst überzeugt war: »Wenn Papa wieder daheim ist, wird er einige Bypässe bekommen und anschließend auf Reha gehen.« Etwas anderes kam für sie zu keinem Zeitpunkt in Betracht.
Ihren jüngsten Bruder Georg fand sie weinend vor, als sie ihm die Nachricht vom Herzinfarkt überbringen wollte. Er hatte es soeben von Bäda erfahren und Manuela konnte ihn nur noch tröstend in die Arme nehmen und halten.
Der Schmerz meiner Kinder treibt mir die Tränen in die Augen und gleichzeitig erfüllt mich tiefe Dankbarkeit, dass zwischen ihnen so viel Liebe und Zusammenhalt besteht.
»Manuela, ich mache mich jetzt auf den Weg ins Krankenhaus, um zu erfahren, wie es Papa geht. Sobald ich zurück bin, melde ich mich wieder!«
»Ja, mach das, Mama!«
»Bis bald! Ich hab euch lieb!«
»Wir dich auch, Mama!«