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DER YOGA DES AUFWACHENS GEMÄSS DER VOLLENDUNGSSTUFE
ОглавлениеWenn wir gemäß dem Vollendungsstufen-Yoga, versunken im Klaren Licht der Leerheit, geschlafen haben, stellen wir uns beim Aufwachen vor, daß wir sofort aus dem Zustand der Leerheit in der Form von Vajrayogini entstehen, etwa so wie Wolken ganz plötzlich an einem klaren Himmel erscheinen können. Wie bei der Praxis der Erzeugungsstufe sollten wir uns die drei Erkenntnisse in Erinnerung rufen: wir als Vajrayogini, die Welt als Reines Dakiniland mit unserem Zimmer als Phänomenenquellen-Mandala und alle Wesen als Heldinnen und Helden. In der vorangegangenen Nacht lösten wir alle Phänomene in Leerheit auf, und unser Geist des Klaren Lichts war mit dieser Leerheit untrennbar vermischt und wurde als Dharmakaya identifiziert. Aus dieser Vereinigung von Glückseligkeit und Leerheit erscheint nun eine neue Welt, die aus der Substanz unseres glückseligen Geistes entsteht und die gleiche Natur wie unser Geist hat. Wenn wir so denken, wird es leicht sein, reine Erscheinung zu erzeugen und die drei Erkenntnisse zu entwickeln.
Wir sollten die drei Erkenntnisse während des Tages mit Entschiedenheit beibehalten und sie uns immer wieder in Erinnerung rufen, bis wir schlafen gehen. Um diese Praxis aufrechtzuerhalten, benötigen wir Achtsamkeit und Wachsamkeit. Indem wir uns auf Achtsamkeit verlassen, sollten wir die Motivation und die drei Erkenntnisse, die wir beim Aufwachen erzeugt haben, beibehalten. Von Zeit zu Zeit sollten wir Wachsamkeit anwenden, um zu prüfen, ob wir diese Erkenntnisse immer noch aufrechterhalten. Wenn wir es versäumen, Wachsamkeit anzuwenden, wird unsere Praxis, die drei Erkenntnisse beizubehalten, schnell degenerieren. Wir werden die reine Erscheinung verlieren und dazu zurückkehren, uns als gewöhnlich anzusehen. Dies geschieht, weil wir so an gewöhnliche Erscheinung gewöhnt sind. Jedesmal wenn wir feststellen, daß wir unsere anfängliche Motivation oder die drei Erkenntnisse vergessen haben, sollten wir sie uns augenblicklich in Erinnerung rufen. Um reine Erscheinung zu bewahren, müssen wir keine Worte rezitieren oder auf einem Kissen sitzen. Wenn unsere täglichen Handlungen mit Achtsamkeit auf die drei Erkenntnisse ausgeführt werden, werden sie alle zu einer Methode, schnell Erleuchtung zu erlangen.
Wenn wir fähig sind, diese drei Erkenntnisse jederzeit beizubehalten, wird uns alles, was wir sehen, helfen, Große Glückseligkeit zu entwickeln. Nichts wird uns als häßlich, irritierend oder widerlich erscheinen. Alles, was von unseren Sinnen erfahren wird, wird attraktiv für uns sein und wird reines Vergnügen hervorrufen. Weil wir auf dieser Stufe sehr mit der Meditation über die Vereinigung der Glückseligkeit und Leerheit vertraut sein werden, werden uns sogar unsere Sinnenfreuden an Leerheit erinnern. Folglich können alle unsere täglichen Erfahrungen durch das Beibehalten der drei Erkenntnisse in die Weisheit der Großen Glückseligkeit und Leerheit umgewandelt werden. Die Praxis der drei Erkenntnisse ist die höchste moralische Disziplin des Vajrayana.