Читать книгу Führer ins Dakiniland - Geshe Kelsang Gyatso - Страница 55
DIE ZUFLUCHTSOBJEKTE VISUALISIEREN
ОглавлениеIm Raume vor uns, auf der Höhe unserer Augenbrauen, visualisieren wir einen großen, juwelenbesetzten Thron, der von acht Schneelöwen gestützt wird. Ein Lotos mit vier Blütenblättern bedeckt die Oberfläche des Thrones vollständig. Das östliche Blütenblatt, das uns am nächsten ist, ist weiß, das nördliche Blütenblatt, das zu unserer Rechten ist, ist grün, das westliche Blütenblatt ist rot, und das südliche Blütenblatt ist gelb. Das Zentrum des Lotos ist grün. Auf diesem steht ein kleinerer Thron, und auf diesem ist ein Mondkissen und ein Sonnenkissen; das Sonnenkissen liegt oben.
Unser Wurzel-Guru in der Gestalt von Buddha Vajradharma sitzt auf dem Sonnenkissen. Er ist rotfarben mit einem Gesicht und zwei Händen. Seine Hände sind bei seinem Herzen gekreuzt und halten einen Vajra und eine Glocke. Bei Guru Vajradharmas Herzen, auf einem Sonnenkissen, stehen Vater Heruka und Mutter Vajrayogini. Heruka ist blau mit vier Gesichtern und zwölf Armen. Er umarmt seine Gefährtin Vajrayogini, die rotfarben ist und ein Gesicht und zwei Arme hat. Im Sadhana steht: «Im Raume vor mir erscheinen Guru Chakrasambara Vater und Mutter.» Hier bezieht sich «Guru» gemäß Je Phabongkhapas Absicht auf Guru Vajradharma und «Chakrasambara» auf die Gottheit Heruka, die Vajrayogini bei Guru Vajradharmas Herzen umarmt.
Um Guru Vajradharma herum, auf den gelben Staubbeuteln des Lotos, sind die Gurus der Narokhachö-Linie und alle anderen Gurus von Sutra und Tantra. Aus dem Herzen von Guru Vajradharma strömen alle anderen Zufluchtsobjekte aus und füllen die ganze Oberfläche des vierblättrigen Lotos.
Im Zentrum des östlichen Blütenblattes steht Vajrayogini, umgeben von allen Gottheiten der vier Klassen des Tantras. Diese bilden vier konzentrische Kreise, wobei die Gottheiten des Höchsten Yoga-Tantras den innersten Kreis bilden. Diese sind von den Gottheiten des Yoga-Tantras umgeben, die von den Gottheiten des Ausführungs-Tantras umgeben sind, die von den Gottheiten des Handlungs-Tantras umgeben sind.
Im Zentrum des südlichen Blütenblattes ist Buddha Shakyamuni, der von allen Ausstrahlungskörpern und Freudenkörpern der Buddhas umgeben ist.
Im Zentrum des westlichen Blütenblattes sind die Dharma-Juwelen in der symbolischen Form von Büchern, die von Gurus, Buddhas und Bodhisattvas verfaßt wurden. Diese Bücher enthalten den Kangyur, den Tengyur, die tantrischen Texte von Heruka und unzählige andere Texte zusammen mit ihren Kommentaren, die von anderen Buddhas verfaßt wurden. Wir sollten uns vorstellen, daß diese Bücher im Aspekt von Licht erscheinen, daß ihre Natur aber die inneren Realisationen der Gurus, Buddhas und Bodhisattvas ist. Heilige Wesen nützen allen fühlenden Wesen, indem sie ihre Realisationen in der Form von Büchern zeigen, die studiert und in die Praxis umgesetzt werden können.
Im Zentrum des nördlichen Blütenblattes ist Manjushri, der von allen höheren Bodhisattvas, ausgestrahlten Feindzerstörern, Helden und Heldinnen umgeben ist. Um den äußeren Rand der vier Blütenblätter herum sind die Dharma-Beschützer. Jedes Zufluchtswesen sitzt oder steht auf einem Sonnen- oder Mondkissen. Wir stellen uns vor, daß jedes von ihnen ein wirkliches Lebewesen ist, nicht leblos wie eine Statue oder ein Gemälde.
All die unzähligen Zufluchtsobjekte auf dem Thron vor uns sind in den Drei Juwelen, dem Buddha-Juwel, dem Dharma-Juwel und dem Sangha-Juwel, enthalten. All die Gurus, Yidams und Buddhas sind Buddha-Juwelen; all die Bodhisattvas, ausgestrahlten Feindzerstörer, Helden, Heldinnen und Dharma-Beschützer sind Sangha-Juwelen; und die Dharma-Bücher repräsentieren die Dharma-Juwelen. Wir sollten alle Zufluchtsobjekte zudem als Manifestationen unseres Wurzel-Gurus, Guru Vajradharma, betrachten. All die Sangha-Juwelen sind Manifestationen von Guru Vajradharmas Körper, all die Dharma-Juwelen sind Manifestationen seiner Rede, und all die Buddha-Juwelen sind Manifestationen seines Geistes.
Wir sollten nicht erwarten, daß wir die Zufluchtsversammlung am Anfang ganz klar visualisieren können. Zu Beginn genügt es, wenn wir uns einfach vorstellen, daß sie im Raume vor uns sind. Das Wichtigste ist, daß wir die feste Überzeugung haben, daß sie tatsächlich anwesend sind. Obwohl wir nicht fähig sind, sie zu sehen, können wir sicher sein, daß sie in subtilen Formen vor uns erscheinen und wir tatsächlich in ihrer Gegenwart sind. Allmählich werden wir fähig sein, uns ein grobes geistiges Bild der ganzen Versammlung in Erinnerung zu rufen, und wenn wir mit der Visualisierung vertrauter werden, werden wir auf natürliche Weise ein ausführlicheres Bild erlangen. Zu Beginn jedoch sollten wir nicht mit Einzelheiten beschäftigt sein. Wenn wir beispielsweise an einen Freund denken, erinnern wir uns einfach an ein generelles Bild von ihm; wir versuchen nicht, ein detailliertes Bild aller seiner Merkmale, wie seines Gesichtes, seiner Beine, seiner Arme usw., zu bekommen. Gleichermaßen sollten wir zu Beginn unserer Visualisierung der Zufluchtsversammlung mit einem generellen Bild der heiligen Wesen zufrieden sein und nicht versuchen alle ihre besonderen Einzelheiten zu sehen.