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BODHICHITTA ERZEUGEN

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Die Praxis der Mahayana-Zuflucht enthält das Entwickeln von Entsagung und Mitgefühl. Beides sind wesentliche Ursachen für die Erzeugung von Bodhichitta. Je mehr wir uns in der Mahayana-Zuflucht schulen, desto stärker wird unser Bodhichitta werden.

Die Wurzel des Bodhichittas ist Mitgefühl. Das wichtigste Mittel zur Erzeugung von Mitgefühl ist, daß man die Leiden anderer Wesen betrachtet und versucht, den Wunsch zu entwickeln, daß alle Wesen von ihren Leiden befreit werden. Dieser mitfühlende Wunsch muß sehr stark entwickelt werden, so daß er auf spontane Weise zu jeder Zeit entsteht und unsere Gedanken und Handlungen beeinflußt.

Mitgefühl bewirkt eine Höhere Absicht. Mit dieser sehen wir, daß es nicht genügt, lediglich zu wünschen, andere von ihren Leiden zu befreien, und wir fassen den definitiven Entschluß: «Ich selbst werde handeln, um alle Wesen von ihren Leiden zu befreien.» Wir realisieren, daß wir zuerst Erleuchtung erlangen müssen, um alle Lebewesen von ihren Leiden befreien zu können. Nur dann werden wir die Kraft haben, allen anderen Wesen immerwährendes Glück und Zufriedenheit zu bringen. Dieses starke im Mitgefühl wurzelnde Begehren, die Erleuchtung zu erlangen, um allen Wesen von Nutzen zu sein, ist Bodhichitta. Wenn Bodhichitta spontan in unserem Geist entsteht, betreten wir die eigentlichen Mahayana-Pfade. Je Tsongkhapa sagte, daß es nicht genug sei, lediglich Mahayana-Unterweisungen zu studieren, um das Mahayana zu betreten; das einzige Tor zu den Mahayana-Pfaden sei es, tatsächlich den spontanen Bodhichitta-Geist zu erzeugen.

Wir sollten den Bodhichitta-Geist erzeugen und verstärken, indem wir die Bodhichitta-Gebete im Sadhana rezitieren. Diese Gebete enthalten die Übungen des anstrebenden Bodhichittas, des ausübenden Bodhichittas und der Vier Unermeßlichen. Der Satz «Wenn ich den Zustand eines vollkommenen Buddhas erlangt habe» bezieht sich auf die Praxis des anstrebenden Bodhichittas. Der Satz «werde ich alle fühlenden Wesen» bezieht sich auf den unermeßlichen Gleichmut, der darauf hinweist, daß unser Mitgefühl alle fühlenden Wesen ohne Voreingenommenheit umfaßt. Der Satz «aus dem Ozean der Leiden Samsaras befreien» bezieht sich auf das unermeßliche Mitgefühl. Der Satz «und zur Glückseligkeit der vollen Erleuchtung führen» bezieht sich auf die unermeßliche Liebe und die unermeßliche Freude. Schließlich beziehen sich die Worte «Deshalb werde ich die Stufen von Vajrayoginis Pfad praktizieren» auf den ausübenden Bodhichitta. Indem wir die zwei Stufen von Vajrayoginis Pfad praktizieren, schulen wir uns auf aktive Weise in den Methoden, mit denen wir die Erleuchtung zum Wohle anderer erlangen.

Der Zweck der Rezitation von Gebeten ist es, uns an ihre Bedeutung zu erinnern. Unser Geist ist im Dharma-Verständnis schwach, und deshalb müssen wir uns auf die verbalen Gebete stützen. Genau wie eine schwache, alte Person einen Gehstock braucht, müssen wir Gebete rezitieren, um uns daran zu erinnern, unseren Bodhichitta zu verbessern.

Bevor wir das Geheime Mantra praktizieren, sollten wir uns gut im Lamrim, in den Stufen des Pfades, die Sutra und Tantra gemeinsam sind, schulen, und wir sollten mit den Methoden, Bodhichitta zu erzeugen, vertraut sein. Das Hauptfundament einer erfolgreichen Praxis der zwei Stufen von Vajrayogini ist, die drei Hauptrealisationen entwickelt zu haben: Entsagung, Bodhichitta und die korrekte Sicht der Leerheit. Zusätzlich zu diesen müssen wir uns in den vorbereitenden Übungen schulen. Genau wie ein starkes Fundament nötig ist, um ein gutes Haus zu bauen, so benötigen wir das feste Fundament der Schulung in den vorbereitenden Übungen und den drei Hauptaspekten des Pfades, um in unserer Praxis des Geheimen Mantras Erfolg zu haben. Wenn unsere Praxis der Erzeugungs- und der Vollendungsstufe des Geheimen Mantras ein derart starkes Fundament besitzt, wird sie zu einer schnellen Methode werden, die Erleuchtung zu erlangen.

Unser gegenwärtiger Geisteszustand ist nicht beständig. Er kann sich entweder zu einem negativen Geist wie Wut oder zu einem positiven Geist wie dem altruistischen Wunsch, die Erleuchtung zu erlangen, verändern. Im Augenblick mag unser Bodhichitta künstlich sein, weil er durch unser Bemühen entsteht, aber durch Übung können wir unseren primären Geist in wirklichen Bodhichitta umwandeln, der spontan entsteht. Mitgefühl und Bodhichitta können jedoch nicht allein durch das Anhören von Unterweisungen entwickelt werden. Wir sollten darauf vorbereitet sein, daß wir eine lange Zeit damit verbringen werden, uns in den Methoden zu schulen, sie in und außerhalb der Meditation zu entwickeln. Ausführlichere Erklärungen zur Zufluchtnahme, zur Erzeugung des Bodhichittas usw. können in Freudvoller Weg gefunden werden.

Während unserer Praxis der zwei Stufen von Vajrayogini sollten wir fortfahren, unseren Bodhichitta zu verbessern. Wir sollten uns nicht entmutigen lassen und denken, daß wir das Geheime Mantra nicht praktizieren können, weil wir Bodhichitta noch nicht entwickelt haben; wir können uns in beiden gleichzeitig schulen. Das Geheime Mantra und der Lamrim sollten zusammen praktiziert werden, so daß wir schließlich beide Realisationen gleichzeitig erlangen werden. Wenn wir einen Apfelsamen und einen Birnensamen zur gleichen Zeit säen und sie gleichermaßen gießen und nähren, werden sie zusammen wachsen und zusammen heranreifen. Genauso sollten wir von jetzt an beginnen, beide - das Geheime Mantra und den Lamrim - zu praktizieren, und in der Zukunft werden wir ihre Ergebnisse zusammen erlangen. Diese zwei Übungen sind wie Freunde, die sich gegenseitig helfen und unterstützen. Beide sind unentbehrlich, wenn wir zur vollen Erleuchtung fortschreiten wollen.

Tantrische Unterweisungen enthalten besondere Methoden zur Verbesserung unseres Bodhichittas und unseres Verständnisses von Leerheit. Es gibt zum Beispiel eine Praxis mit dem Namen «den Geist aller Yogas erzeugen», die erklärt wird, wenn Höchste-Yoga-Tantra-Ermächtigungen gegeben werden. Um den Geist aller Yogas zu entwickeln, erzeugen wir zuerst einen Geist von Großem Mitgefühl, der auf das Leiden von fühlenden Wesen gerichtet ist, und dann entwickeln wir einen starken Wunsch, die Buddhaschaft um ihretwillen zu erlangen. Das ist konventioneller Bodhichitta. Ohne diesen Wunsch zu verlieren, erinnern wir uns daran, daß alle Phänomene leer von inhärenter Existenz sind. Das ist endgültiger Bodhichitta. Bei unserem Herzen visualisieren wir unseren konventionellen Bodhichitta in der Form eines sehr kleinen flachliegenden Mondkissens. Im Zentrum des Mondkissens visualisieren wir einen weißen, fünfzackigen Vajra, der aufrecht steht, und identifizieren ihn als unseren endgültigen Bodhichitta. Wir stellen uns vor, daß der Mond und der Vajra sehr fest und stabil sind und Licht ausstrahlen, und halten diese Visualisierung ohne Ablenkung so lange wie möglich. Wir sollten uns diese Erfahrung während des Tages immer wieder in Erinnerung rufen.

Für geübte Meditierende sind die Übungen der Erzeugungs- und Vollendungsstufe die höchste Methode zur Verbesserung ihres konventionellen und endgültigen Bodhichittas.

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