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I
Der Zauberer
ОглавлениеAntuono von Marigliano, von seiner Mutter als der Obertölpel aller Tölpel aus dem Hause gejagt, tritt in die Dienste eines Zauberers. Er wird von diesem, da er Sehnsucht nach der Heimat hat, mehrere Male beschenkt, läßt sich jedoch immer wieder von einem Wirte prellen. Zuletzt aber, als er einen Knüppel zum Geschenk erhält, der seine Unerfahrenheit züchtigt, läßt er den Wirt die Strafe bezahlen für die Betrügereien, die er an ihm verübt hat, und sein Haus wird reich durch ihn.
Der Mann, der gesagt hat, das Schicksal sei blind, war offenbar noch weiser als Meister Lanza; denn es schlägt blindlings drein, hebt Leute auf den Gipfel, die man, abgerissen wie die Vogelscheuchen, nicht einmal aus einem Bohnenfeld verjagen würde, und schmettert andere in den Staub, welche die Blüte der Menschheit sind, wofür ich euch sogleich ein Beispiel geben will:
Es war einmal, so wird erzählt, im Lande Marigliano eine tüchtige Frau namens Masella. Die hatte außer sechs heiratsfähigen Töchtern, so schlank wie die Bohnenstangen, einen Sohn, und der war ein solcher Tropf, ein derartiges Rindvieh, daß er nicht einmal zum Schneeballmachen taugte. Er glotzte drein wie eine gestochene Sau, und es verging kein Tag, daß sie nicht zu ihm sagte: „Was hast du eigentlich in unserm Hause verloren, du verfluchtes Stück? Verdufte, du Schurke, verschwinde, du Makkabäer, heb dich von dannen, du Unglückswurm, geh mir aus dem Wege, du Vielfraß! Du bist mir in der Wiege vertauscht worden. Statt eines Püppchens, eines Herzblättchens und wunderlieben Engelchens hat man mir einen widerlichen Wechselbalg hineingelegt!“ Kurzum, Masella redete, und er pfiff dazu.
Als sie sah, daß alle Hoffnungen, aus Antuono — so hieß der Junge — werde jemals etwas Gescheites werden, vergeblich waren, wusch sie ihm eines Tages den Kürbis ohne Seife, nahm einen Prügel in die Hand und machte sich daran, ihm das Wams auszumessen.
Da Antuono,als er es am wenigsten erwartet hatte, sich so durchgewalkt, gestriegelt und gekrempelt sah, entschlüpfte er ihren Händen, gab Fersengeld und lief und lief, bis er zu der Stunde, da an den Himmelsfenstern die Lichter aufzuflammen begannen, am Fuße eines Berges ankam, der so hoch war, daß er an die Wolken stieß.
Da erblickte er auf der Wurzel einer Pappel in der Nähe einer Bimssteinhöhle einen Zauberer. O Schreck, wie war der häßlich! Von Gestalt winzig wie ein Zwerg, hatte er einen Kopf dicker als ein indischer Kürbis, eine Stirn voller Blatternarben; die Augenbrauen waren ihm zusammengewachsen, die Augen standen schief, die platte Nase zeigte zwei Nasenlöcher, schmutzig wie die Kloaken, ein Maul hatte er wie ein Scheunentor, und daraus sprangen zwei Stoßzähne hervor, die ihm bis an die Knöchel reichten. Zottig war seine Brust, Arme hatte er wie eine Haspel, Beine so krumm wie ein Torbogen und Füße so breit wie Entenfüße. Kurzum, er sah aus wie ein scheußlicher Teufel, ein widerlicher Bettler, ein wahres Höllenscheusal, das einen Roland mit Schrecken und einen Skanderbeg mit Angst erfüllt hätte, und bei dessen Anblick der kühnste Haudegen in Ohnmacht gefallen wäre.
Antuono aber, der sich nicht wie eine Wetterfahne drehte, nickte mit dem Kopf und sagte: „Grüß Gott, Herr! Wie geht’s? Wie steht’s? Nichts gefällig? Wie weit ist es noch bis zu dem Ort, wohin ich gehen muß?“ Als der Zauberer dieses ungereimte Zeug hörte, schlug er eine Lache auf, und da ihm das Wesen dieses Schafskopfes gefiel, sagte er zu ihm: „Willst du in meine Dienste treten?“ Antuono erwiderte: „Was verlangt Ihr denn im Monat?“ Der Zauberer: „Warte ab und diene mir redlich, dann werden wir schon einig werden, und du sollst ein gutes Leben haben!“
Als sie handelseinig geworden waren, blieb Antuono als Diener bei dem Zauberer, in dessen Hause ihm die gebratenen Tauben nur so ins Maul flogen, und wo er, was die Arbeit anging, faulenzen konnte nach Herzenslust, so daß er schon nach vier Tagen fett war wie ein Türke, feist wie ein Ochse, keck wie ein Hahn, rot wie ein Krebs, grün wie Knoblauch und dick wie ein Walfisch, dabei vierschrötig und von so praller Haut, daß er kaum aus den Augen schauen konnte.
Es waren noch keine zwei Jahre vergangen, da wurde ihm das fette Leben so zuwider, und der Wunsch und das Verlangen, eine Reise nach Marigliano zu machen, so unbändig, daß er nur noch an sein Elternhaus dachte, sich vor Heimweh verzehrte und bald wieder so aussah wie früher. Der Zauberer, der ihm bis auf den Grund des Herzens sah und erkannte, daß es ihn juckte wie einer jungen Frau, die nicht auf ihre Kosten gekommen ist, rief ihn beiseite und sprach: „Lieber Antuono, ich weiß, du hast große Sehnsucht nach deinem Fleisch und Blut; und da ich dich liebe wie meinen Augapfel, will ich es zufrieden sein, wenn du eine Reise machst und dein Heimweh stillst. Nimm daher diesen Esel, der wird dir die Mühe des Weges verkürzen; sei aber vorsichtig und hüte dich zu sagen: ,Arri, cacauro!‘ Denn das würde dir leid tun, bei der Seele meines Großvaters!“
Antuono nahm das Grautier zwischen die Schenkel und trabte von dannen, ohne ,Guten Abend‘ zu sagen. Aber er hatte noch keine hundert Schritte getan, da sprang er schon von dem Esel und fing an zu rufen: „Arri, cacauro!“ Kaum hatte er den Mund geöffnet, da hob das Langohr den Schwanz und schüttete Perlen, Rubine, Smaragde, Saphire und Diamanten aus, jedes so dick wie eine Walnuß. Antuono riß das Maul auf wie ein Scheunentor, als er sah, was für schöne Dinge da dem Esel aus dem Leibe purzelten, und staunte über die prächtige Entladung und den kostbaren Durchfall des Eselchens. Jubelnd steckte er sich den Reisesack mit den Juwelen voll, stieg wieder auf, stieß dem Reittier die Fersen in die Flanken und langte an einer Herberge an.
Hier stieg er ab, und das erste, was er zu dem Wirte sagte, war: „Binde diesen Esel an die Krippe; gib ihm zu fressen die Fülle; aber hüte dich zu sagen: ,Arri, cacauro!‘ Denn das würdest du zu bereuen haben. Und bewahre mir diese Sächelchen an sicherem Orte auf.“ Der Wirt war ein ausgekochter Junge und mit allen Wassern gewaschen. Kaum hatte er die unverhoffte Weisung vernommen und die Juwelen gesehen, deren Wert in die Tausende ging, da kitzelte ihn die Neugier, zu erfahren, welche Wirkung diese Worte haben würden. Er setzte daher dem Antuono ein gutes Nachtmahl vor, gab ihm zu trinken, mehr als er vertragen konnte, und steckte ihn dann zwischen Strohsack und Bettdecke. Kaum sah er ihn in Schlaf fallen, und kaum hörte er ihn laut schnarchen, da lief er auch schon in den Stall und sagte zu dem Esel: „Arri, cacauro!“ Und der Esel führte mit der Medizin dieser Worte die gewohnte Operation aus, stieß den Zapfen aus seiner Hintertonne, und es gab einen goldenen Durchfall und eine Flut von Edelsteinen.
Beim Anblick dieser kostbaren Entleerung faßte der Wirt den Plan, den Esel zu vertauschen und dem Vielfraß von Antuono eins auszuwischen, denn es dünkte ihn gar leicht, ein solch dummes Schwein und Rindvieh, einen solchen Narren, Tropf und Tölpel, wie ihm da einer in die Hände gefallen war, anzuführen, auf den Arm zu nehmen, zu betuppen, zu beschummeln, hinters Licht zu führen und ihm ein X für ein U vorzumachen. Antuono erwachte, als Aurora gerade hervorkam, um den Nachttopf ihres Alten voller roter Pisse durch das Fenster des Ostens zu gießen. Er rieb sich die Augen mit den Händen, reckte eine halbe Stunde lang die Arme, führte Dutzende von Malen hin und her ein Zwiegespräch zwischen Gähnen und Fürzen, rief den Wirt und sprach zu ihm: „Komm her, Kamerad, dicke Rechnungen, lange Freundschaft, Friede zwischen uns, Krieg zwischen den Geldbeuteln, schreib mir die Rechnung und mach dich bezahlt.“ Und so zog er aus seinem Beutel so viel für Brot, so viel für Wein, dies für die Suppe, das für das Fleisch, fünf Groschen für den Stall, zehn für das Bett, fünfzehn als Trinkgeld: Und damit nahm er den vertauschten Esel und ein Säckchen mit Bimssteinen statt Edelsteinen und ritt in flottem Trabe der Heimat zu.
In Marigliano begann er — noch ehe er einen Fuß in sein Elternhaus gesetzt hatte — zu schreien, als ob er in die Brennesseln gefallen wäre: „Lauf her, Mama, lauf! Jetzt sind wir reiche Leute! Breite Handtücher auf den Boden, falte Bettücher auseinander und lege Decken daneben, du sollst ein kleines Wunder erleben!“ Mit großer Freude öffnete die Mutter eine Truhe, darin sie die Aussteuer ihrer Töchter bewahrte, nahm Bettücher heraus, die unter dem leisesten Hauch von dannen flogen, Handtücher, die frisch nach der Wäsche dufteten, mit Farben geziert, die einem in die Augen stachen, und breitete alles zierlich auf dem Boden aus. Und Antuono führte seinen Esel hinauf und rief: „Arri, cacauro!“ Aber sooft er auch „Arri, cacauro!“ sagen mochte, der Esel machte sich soviel daraus wie aus dem Klang der Leier. Als er ihn aber drei-, viermal aufgefordert hatte und alles in den Wind gesprochen war, nahm er einen dicken Knüppel und fing an, auf das unglückliche Tier einzuschlagen; und er prügelte und prügelte, daß der arme Graue fast aus den Fugen ging und einen schönen gelben Brei auf die weißen Tücher schüttete.
Als die unglückliche Mama diesen Erfolg und an Stelle des Fundaments ihres Reichtums einen so gänzlich anderen Grund gelegt sah, der ihr zudem das ganze Haus zu verpesten drohte, da schnappte sie nach dem Prügel, und ehe Antuono noch Zeit fand, ihr die Bimssteine zu zeigen, verabreichte sie ihm eine so kräftige Prügelsuppe, daß der Junge die Beine auf den Rücken nahm und zu dem Zauberer zurückeilte.
Der Meister sah, daß er mehr im Trabe als im Schritt herankam, und da er dank seiner Zauberkraft schon wußte, was geschehen war, empfing er ihn mit Vorwürfen darüber, daß er sich von einem Wirt hatte anführen lassen, und schimpfte ihn einen Tölpel, einen Dummkopf, einen Hornochsen, einen Schafskopf, einen Dummrian und lächerlichen Narren, der sich für einen mit Schätzen gefüllten Esel ein Tier hatte in die Hand spielen lassen, das ganz gewöhnlichen Dreck im Leibe hatte. Antuono schluckte die Pille und schwor, nie, niemals wieder würde er sich von einem Menschen zum besten halten lassen.
Ein Jahr darauf aber bekam er wieder dieselben Kopfschmerzen und verging vor Sehnsucht nach den Seinigen. Der Zauberer, der zwar häßlich von Gesicht war, aber eine schöne Seele hatte, gewährte ihm auch diesmal Urlaub, machte ihm ein schönes Mundtuch zum Geschenk und sprach: „Bring dies deiner Mutter, aber sieh dich vor und führe dich nicht wieder so tölpelhaft auf wie mit dem Esel. Und ehe du nicht zu Hause angekommen bist, sage ja nicht ,Tüchlein, öffne dich!‘ noch ,Tüchlein, schließe dich!‘ Denn wenn dir wieder ein Unglück zustößt, hast du den Schaden davon. Nun mach dich fort, viel Glück auf den Weg, und komm schnell zurück!“
Antuono brach auf, aber er war noch nicht weit von der Hütte entfernt, da legte er das Mundtuch auf den Boden und sagte: „Tüchlein, öffne dich!“ und es tat sich auf, und plötzlich sah er darauf eine Menge Juwelen, Kleinodien, Kostbarkeiten, die schönsten und erstaunlichsten Dinge. Dann sprach Antuono die Worte: „Tüchlein, schließe dich!“ und es schloß sich um all diese Schätze. Darauf machte er sich auf den Weg zu demselben Wirtshaus. Dort angekommen, sagte er zu dem Wirt: „Nimm und bewahre mir das Mundtuch auf, doch hüte dich vor den Worten: ,Tüchlein, tu dich auf!‘ und ,Tüchlein, schließe dich!‘“ Der Wirt war ein ganz geriebener Gauner und antwortete: „Laß mich nur machen.“ Und er gab ihm zu essen in Hülle und Fülle, besorgte ihm dazu einen tüchtigen Affen und schickte ihn dann ins Bett. Darauf nahm er das Mundtuch, sprach die Worte und erblickte vor sich so viele köstliche Dinge, daß er aus dem Staunen gar nicht herauskam. Darum suchte er ein anderes Mundtuch heraus und steckte es dem Pinsel zu.
Antuono wachte auf und ritt in lustigem Trabe, bis er an das Haus seiner Mutter kam, und rief: „Jetzt wollen wir der Armut aber mal einen Tritt in den Hintern geben! Jetzt haben wir ein Mittel gegen die Lumpen und Fetzen und all den elenden Plunder!“ Und er legte das Mundtuch auf die Erde und sprach: „Tüchlein, öffne dich!“ Aber er hätte es von heute bis morgen sagen können, es war verlorene Liebesmühe, denn das Tüchlein machte nicht die geringsten Anstalten, sich zu öffnen. Als er sah, daß der Handel wieder schiefging, sagte er zu der Mutter: „Der Himmel sei gelobt! Der Wirt hat mir wieder einen Streich gespielt. Aber warte nur, er und ich sind zwei. Es wäre besser, er wäre niemals geboren worden. Besser für ihn, er wäre unter die Räder eines Wagens geraten! Ich will das beste Stück aus meinem Hause verlieren, wenn ich ihm bei meiner Rückkehr in der Wirtschaft nicht zur Strafe für die Juwelen und den gestohlenen Esel alle Gläser, Schüsseln und Teller in Scherben schlage!“ Als die Mutter aber diese neue Eselei hörte, spuckte sie Feuer und Schwefel und schrie ihn an: „Daß du dir doch den Hals brächest, du verdammter Junge! Die Schultern sollst du dir auseinanderfallen! Heb dich von dannen, denn wenn du auch die Frucht meines Leibes bist, so kann ich dich doch nicht riechen; mir schwillt die Leber und der Kopf wird mir dick, wenn du mir vor die Füße kommst. Mach, daß du verschwindest, dieses Haus soll dich brennen wie Feuer. Ich schüttele dich aus meinen Röcken, und einer soll mir noch sagen, ich hätte dich zur Welt gebracht.“
Der unglückliche Antuono sah den Blitz und wollte den Donner nicht abwarten, und wie einer, der Wäsche gestohlen hat, zog er den Kopf ein, hob die Füße und eilte zu dem Zauberer zurück. Als der sah, wie er so ganz sachte und kleinlaut herankam, spielte er ihm eine neue Melodie vor und sprach: „Ich weiß nicht, was mich hindert, dir ein Auge einzudrücken, du Schwätzer, du Schandmaul, du faules Stück Fleisch, du Hühnerarsch, du Stadttrompeter — der du jedes Geheimnis ausposaunen mußt. Du speist ja alles aus, was du im Leib hast, und kannst nicht einmal die Erbsen bei dir behalten. Hättest du deinen Mund gehalten in der Kneipe, dann wäre dir nicht geschehen, was dir zugestoßen ist; aber deine Zunge klappert wie ein Mühlenrad, und so hast du dir damit das Glück zermahlen, das dir in den Schoß gefallen war.“
Der unglückliche Antuono zog den Schwanz ein und schluckte die Musik. Drei Jahre lang verhielt er sich ruhig im Dienste des Zauberers und dachte ebensowenig an sein Vaterhaus wie daran, Graf zu werden. Aber nach dieser Zeit bekam er einen neuen Fieberanfall, und wieder erhob sich in ihm der Wunsch, eine Reise in die Heimat zu machen, und wieder bat er den Zauberer um Urlaub. Von seinem Drängen bewogen, stimmte der Meister der Reise zu und gab ihm einen schön gearbeiteten Prügel mit der Weisung: „Nimm diesen Prügel mit zu meinem Andenken, aber hüte dich zu sagen: ,Prügel, reck dich!‘ oder ,Prügel, streck dich!‘ dann möchte ich nicht an deiner Stelle sein.“ Antuono nahm ihn in Empfang und antwortete: „Geh, diesmal habe ich meinen Verstand geschärft und weiß, wieviel Paar drei Ochsen sind; ich bin kein dummer Junge mehr, und wer Antuono hereinlegen will, der will sich seine Ellbogen küssen.“ Antwortete ihm der Zauberer: „Das Werk lobt den Meister; Worte sind Weiber, Taten sind Männer. Abwarten und Tee trinken! Du hast mich besser verstanden als ein Tauber; ein Mann gut beraten, schon halb frei von Schaden.“
Der Zauberer wollte noch weiterreden, doch Antuono eilte schon von dannen. Aber noch war er keine halbe Meile entfernt, da sagte er schon: „Prügel, reck dich!“ Das war kein Wort, das war ein Zauberspruch: als wenn ein Kobold in seinem Marke säße, begann der Prügel plötzlich auf die Schultern des armen Antuono loszuschlagen; die Hiebe regneten nur so vom blauen Himmel herab, und der eine wartete nicht auf den anderen. Der arme Mensch, der gewalkt und gegerbt wurde wie Corduanleder, schrie: „Prügel, streck dich!“ und sofort hielt der Prügel ein, auf das Linienblatt seines Rückens den Kontrapunkt zu schreiben. So durch eigenen Schaden klug geworden, sagte er: „Ein Feigling, der flieht! Diesmal laß ich mir die Gelegenheit nicht entgehen, es ist noch nicht zu Bett gegangen, der einen bösen Abend erleben soll!“
Mit solchen Gedanken kam er an die gewohnte Kneipe und wurde von dem Wirt auf das liebenswürdigste empfangen, denn der wußte, welche Riemen man aus der Haut dieses Gastes schneiden konnte. Antuono sagte zu ihm: „Verwahre mir diesen Stock; hüte dich aber zu sagen: ,prügel, reck dich!‘ Denn das könnte gefährlich werden. Hör gut zu und beklage dich nicht bei Antuono, denn ich habe dich gewarnt und mache mein Bett im voraus.“
Der Wirt freute sich schon unbändig auf das dritte Abenteuer, füllte ihn gut mit Suppe und ließ ihn auf den Boden des Weinkruges sehen. Und als er ihn todmüde in ein Bettchen gepackt hatte, lief er, nahm den Stock in die Hand, rief auch sein Weib herbei, damit sie an dem prächtigen Feste teilnehme, und sagte: „Prügel, reck dich!“ Da verteilte der die Ladung nach allen Regeln der Kunst auf den Kielraum des Wirtes und der Wirtin und klitsch! hier und klatsch! da, ritt er hin und her, daß es nur so eine Art hatte.
Als sie sich so schmählich hereingefallen sahen, liefen Mann und Weib davon, der Prügel immer hinterher, und sie weckten Antuono und flehten um Erbarmen.
Antuono sah, daß alles nach Wunsch gegangen und daß die Makkaroni in den Käse und der Kohl in den Speck gefallen war, und er rief: „Da ist nichts zu machen! Ihr werdet zu Tode geprügelt, wenn ihr mir nicht meine Sachen zurückgebt.“ Und der Wirt, der schon ganz zerdroschen war, schrie: „Nimm alles, was ich habe, nur schaff mir den verfluchten Folterknecht von den Schultern!“ Und um Antuono Sicherheit zu geben, holte er alles hervor, was er ihm entwendet hatte. Als dieser alles in den Händen hatte, sagte er: „Prügel, streck dich!“ und der Prügel sprang herab und hockte sich in die Ecke.
So nahm Antuono seinen Esel und die anderen Dinge und ging nach Hause zu seiner Mutter, und nachdem er eine wahrhaft königliche Probe mit dem Hintern des Esels abgelegt und einen sicheren Beweis für die Tüchtigkeit des Mundtuchs erbracht, hatte er Geld in Hülle und Fülle, verheiratete seine Schwestern, überhäufte seine Mutter mit Reichtum und bestätigte die Wahrheit des Satzes:
Kindern und narren
hilft gott in gefahren.