Читать книгу Mit dem Wohnmobil durch die Welt — trotz Rollstuhls im Gepäck - Gisela von Mossen - Страница 98
- Big Sur -
Оглавлениеfündig, einem Hinweisschild folgend bogen wir in eine kleine Straße mit halsbrecherischem Gefälle ein, vor uns eine dunkle undurchdringliche Wand. Vorsichtshalber stieg ich aus, um mit einer Taschenlampe das stockdunkle Gelände näher zu erkunden. Der angesteuerte Platz befand sich unter riesigen Redwood-Bäumen mit weit ausladenden dichten Wipfeln, lag also noch mehr im Finstern als die Straße. Gott sei Dank stieß ich wie Hänsel und Gretel auf eine Hütte, aus deren Fenstern schummeriges Licht fiel. Auf mein Klopfen öffnete statt der Hexe allerdings der Pächter, der sich zusammen mit seiner Frau gerade eine der unzähligen Serien im Fernsehen ansah. Dank der von mir mitgebrachten Internationalen Campingkarte und der Master Card waren die Formalitäten schnell abgeschlossen, und er begleitete uns zu dem uns zugewiesenen Platz zwischen zwei gewaltigen Stämmen, hoch über dem Big Sur River, den man in der Tiefe rauschen hörte. Nachbarn waren nicht zu sehen. Bei gemütlichem Kerzenschein ließen wir uns ein schnell zubereitetes leckeres Abendessen schmecken und den langen, aber sehr schönen Tag noch einmal Revue passieren. Um 10.30 p. m. fielen wir todmüde in unser kuscheliges Doppelbett.
Da kaum Tageslicht durch die Kronen der riesigen Bäume fiel, beschlossen wir am nächsten Morgen, uns außerhalb des Campgrounds einen etwas helleren Frühstücksplatz zu suchen, was uns dann auch schon nach kurzer Zeit auf einem Viewpoint hoch über dem Meer gelang. Den Abgrund konnte man allerdings nur ahnen, da dichter Nebel den Blick in die Tiefe versperrte. Wir standen jedoch in hellem Sonnenschein und genossen zur anderen Seite hin einen herrlichen Blick auf die Santa Lucia Range. Frisch gestärkt brachen wir erneut auf zu Serpentinenfahrt in Schwindel erregende Höhen, kurze Blicke durch aufreißende Nebelschwaden führten zu beachtlichem Anstieg meines Adrenalinspiegels und etwas verstärktem Druck in der Magengegend. Auf steilen Kehren wand sich die Straße dann wieder hinab zu romantischen Sandbuchten und durch malerische kleine Orte.
Nach drei Stunden Auf- und Abstieg gönnten wir uns eine erholsame Kuchenpause auf einem Parkplatz über wild zerklüfteten Klippen, an denen sich der Pazifik mit donnerndem Getöse gischtend brach. Hier hatte sich der Nebel inzwischen verzogen, und eine nahe Vogelinsel, von der ohrenbetäubender Lärm herüberwehte, ließ uns wieder einmal zu unserem Fernglas greifen; auf den Felsen ein unübersehbares Gewimmel der verschiedensten Vogelarten, laut kreischende Möwen, mitten dazwischen eine Kormorankolonie, etwas abseits als ruhender Pol einige braune Pelikane mit ihren weißen Köpfen, die weiten Schwingen majestätisch ausgebreitet; in der Luft nicht minder voll, ein ständiges Starten, Landen, Kreisen und Schweben, plötzliches Herabstoßen zu zappelndem Fischfang, ein Wunder, dass es bei diesem Durcheinander nicht ständig zu spektakulären Zusammenstößen kommt!
Da nach der nächsten Kurve auch der nach wie vor ziemlich schmale Highway total im Nebel versank, ergriffen wir nach fast einstündiger „Blindfahrt“ hinter der verträumten Ortschaft San Luis Obispo die Gelegenheit, auf eine fast parallel verlaufende Straße im Landesinneren auszuweichen. In herrlichem Sonnenschein rollten wir dann durch eine wunderschöne hügelige Landschaft, rundum gepflegtes Ranchland, als malerische Tupfen hübsche weiße Farmhäuser, umgeben von den attraktiven nicht minder weißen Zäunen. Eine kleine Grocery lud uns dazu ein, unsere Vorräte etwas aufzustocken.
Weil wir nicht wieder riskieren wollten, in die Dunkelheit hineinzukommen, fingen wir etwas früher mit der Suche nach einem passenden Campground an und wurden kurz vor Beginn der Dämmerung hoch über dem