Читать книгу Roman Paket 9 Glenn Stirling Liebesromane für den Strand - Glenn Stirling - Страница 18

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Nach dem Schwimmen in der Badeanstalt waren Dr. Harald Preiß und Schwester Marita ins Kino gegangen. Aber dort war das Programm gewechselt worden und die beiden merkten es erst, als der Hauptfilm begann. Es war ein Kriegsfilm.

Marita rutschte unruhig auf ihrem Sessel hin und her und Harald Preiß schien auch nicht wohl zu sein. Er blickte Marita an und flüsterte: „Mögen Sie so etwas?“

Marita schüttelte heftig den Kopf.

„Nein, ich finde es furchtbar“, flüsterte sie zurück.

Er nahm sie am Arm, sie standen auf und verließen das Kino.

Draußen auf der Straße blieben sie stehen und Harald Preiß fragte amüsiert: „Was machen wir nun? Ein anderes Kino?“

„Viel Lust habe ich dazu nicht mehr. So ein blöder Film! Es stand doch etwas ganz anderes draußen an der Tafel.“

„Regen wir uns nicht auf. Gehen wir irgendwo in ein Lokal, wo etwas Musik ist. Ich weiß eines.“

„Doch keine Disco, oder?“, fragte Marita.

„Nein. Oder wollen Sie dahin?“

Sie schüttelte den Kopf, zog die Schultern hoch, denn ihr war kalt. Er merkte es, öffnete seinen Mantel und legte ihn mit um ihre Schultern.

Sie kuschelte sich an ihn. Dann fing es wieder an zu regnen.

Ihr Auto stand ein ganzes Stück entfernt.

„Es lohnt nicht, zum Wagen zu gehen. Das Lokal ist nur hundert Meter weiter. Das werden wir doch schaffen, oder?“ Sie rannten, Marita stolperte, aber Harald fing sie noch. Bei dieser Gelegenheit hatte er sie in den Armen und presste sie an sich. Eine Sekunde lang standen sie ganz still und schauten sich trotz des Regens ins Gesicht.

Marita lachte und Harald sagte heiter: „Machen Sie das ruhig öfter.“

Und plötzlich küsste er sie. Sie hätte es sich denken können, aber es war dennoch völlig überraschend.

Sie machte sich frei und sagte erregt: „Das dürfen Sie nicht tun.“

Er schwieg und sie gingen weiter. Als sie das Lokal erreicht hatten, das im Souterrain lag, gingen sie die drei Stufen nach unten, blieben aber vor der Tür stehen. Es war dunkel da.

„Die Klinke ist rechts“, sagte Harald, der nicht aufmachen konnte, weil sie direkt vor der Klinke stand.

Sie wandte sich um. „Ich habe klitschnasses Haar. So kann ich doch da nicht hinein.“

„Aber wieso, denn?“ Er lachte. „Das macht uns doch nichts aus. Kommen Sie. Sie stehen direkt an der Klinke, ich kann Ihnen nicht aufmachen.“

Sie tat es und er folgte ihr. Es gab noch eine weitere Tür und dann standen sie im Raum. Marita fand es sofort urgemütlich und es war warm. In der Mitte des Raumes stand ein großer Kachelofen. Er zog sie magnetisch an. Sie ging darauf zu und legte ihre Hände gegen die grünen Kacheln.

Ein paar Gäste schauten zu ihr hinüber. Auch die alte Frau hinter der Theke warf einen Blick zu Marita hinüber.

Harald schaute sich nach einem Tisch um und als er einen freien Tisch gefunden hatte, kam schon der Ober. Harald und er kannten sich. Marita sah aus den Augenwinkeln, wie sie miteinander sprachen, aber sie hörte nichts, denn in diesem Moment setzte die Musik ein.

Marita schaute rechts hinten in die Ecke, wo die vier Musiker standen. Zwei spielten Bouzouki, ein dritter Gitarre und der vierte hielt eine Klarinette in den Händen. Marita erkannte schon bei den ersten Tönen die Theodorakis Melodie Aprilis. Als einer der Spieler zum Gesang anhob, summte Marita die Melodie mit.

Harald war neben sie getreten und fragte leise: „Wollen wir nicht Platz nehmen? Ziehen Sie Ihren Mantel aus?“ Er half ihr aus dem Trenchcoat, hängte ihn auf und sie gingen zusammen zu dem Tisch, den er ausgesucht hatte. Höflich fragte er: „Gefällt es Ihnen hier? Ich meine, ist dieser Tisch gut?“

Sie lächelte ihn dankbar an. „Es ist schön hier. Und dieser herrliche Ofen. Mir war vorhin so furchtbar kalt.“

Sie setzte sich und der Kellner brachte die Karte.

„Ich möchte nichts mehr essen. Wir haben doch vorhin gegessen“, sagte sie.

„Eine Bratwurst am Stand. Jetzt essen wir richtig“, entschied er. „Oder nicht?“ Seine Frage klang nicht mehr ganz so sicher.

Sie nickte lächelnd. Dann suchten sie gemeinsam etwas zu essen aus.

Als der Ober kam und Harald die Bestellung aufgab, beobachtete ihn Marita von der Seite. Sie fand ihn nett. Aber sie war sich über ihre Gefühle für ihn noch nicht schlüssig. Einesteils mochte sie ihn sehr, hatte ihn immer gemocht. Auf der anderen Seite schreckte sie sein Ruf als Schürzenjäger zurück. Sie fürchtete sich davor, ihm nachzugeben. Er wird mich, dachte sie, behandeln wie alle anderen. Irgendwann ist er mich satt und schiebt mich ab. Nein, das würde ich nicht einfach so überwinden. Also fange ich nichts mit ihm an.

Er ahnte nichts von ihren Gedanken, als er sich ihr wieder zuwandte, ihr zulächelte und sagte:

„Im Allgemeinen isst man hier sehr gut. Und die Musik... Ich liebe die griechische Musik.“

„Ich auch.“

„Sie haben vorhin die Melodie mitgesummt. Kannten Sie die?“

Das Stück war inzwischen beendet. Die Musiker setzten zu einer neuen griechischen Weise an. Diesmal waren die Klänge Marita unbekannt. Aber es gefiel ihr.

„Ja“, sagte sie, „ich habe das schon irgendwo gehört. Mir gefallen die meisten Sachen von Theodorakis.“

„Wollen wir nicht einmal gemeinsam in Griechenland Urlaub machen?“, fragte er. „Ich fahre jedes Jahr dahin.“.

Sie hatte zugehört und doch etwas ganz Anderes gedacht. „Er hat schöne Augen“, sagte sie sich. „Und vorhin im Schwimmbad, da habe ich seinen Körper gesehen, ein athletischer Körper. Traut man ihm, wenn er angezogen ist, gar nicht zu. Und er schwimmt viel besser als ich. Dabei hatte ich mir auf mein Schwimmen immer etwas eingebildet. Ich könnte ihn mir sehr gut in der grünen Ägäis vorstellen, in diesem glasklaren Wasser.“ Sie lächelte. „Ja, ich bin schon da gewesen, auf Rhodos und östlich von Saloniki. Ich habe mir gerade vorzustellen versucht, wie es ist, wenn Sie dort schwimmen. Sie wissen ja, wie klar das Wasser ist.“

Er nickte. „Ja, aber nur dort, wo Sie gewesen sind. Vor Piräus ist der Strand eine einzige Schweinerei. Das wird immer schlimmer im Mittelmeer.“ Er besann sich ihrer Bemerkung und schaute sie wissbegierig an. „Und wie war das in Ihrer Vorstellung, als ich in der Ägäis schwamm?“

Sie lachte. „Wie heute im Schwimmbad, nur eben größer.“

„In meiner Fantasie schwimmen wir beide in der Ägäis. Zu machen wäre es. Wir fahren gemeinsam in Urlaub, schwimmen und...“

„Sie träumen zu viel. Da kommt unsere Vorspeise.“ Sie schaute dem Kellner entgegen, der mit dem Tablett kam.

Sie war dankbar für diese Unterbrechung. Aber als sie wieder allein waren, fing Harald erneut von Griechenland und einem gemeinsamen Urlaub an. Dann beugte er sich vor, weil sie nicht antwortete. Sie tat, als müsse sie sich auf das Essen konzentrieren. Es war Lasagne und das zu essen erforderte ja nun alles andere als Konzentration.

„Sie sagen nichts. Ist das auch eine. Antwort?“, fragte er enttäuscht.

Sie schaute auf und ihren Mund umspielte ein verschmitztes Lächeln. „Kommt Zeit, kommt Rat“, entgegnete sie.

„Halten Sie das für eine schlaue Antwort?“, fragte er in gespielter Entrüstung. „Übrigens ist das Zeug sagenhaft heiß.“

„Das Zeug, wie Sie es nennen“, meinte Marita, „schmeckt mir aber hervorragend. Ich habe lange nicht so gute Lasagne gegessen wie hier.“

„Danke. Wenigstens ein Trost.“

Plötzlich wurde sie ernst. „Ich muss an den Mann denken, diesen Herzinfarkt, wo wir heute gewesen sind. Er war gar nicht so alt und hatte noch kleine Kinder. Die Frau schien auch noch sehr jung zu sein. Sie war außer sich vor Aufregung. Was glauben Sie, wird er durchkommen?“

„Ich weiß nicht. Es war ein Rückwandinfarkt und ziemlich groß.“ Er machte eine säuerliche Miene. „Warum reden wir von der Arbeit, Marita? Ich bin sehr gerne Arzt, aber irgendwann muss man einmal abschalten. Gerade, wenn man Notdienst macht.“

„Entschuldigen Sie“, sagte sie leise. „Ich wollte Sie nicht damit belästigen, aber es kam mir gerade so in den Kopf.“

Er sagte nichts. Aber als er mit seiner Lasagne fertig war, erhob er sich. Er hatte ihr genau gegenübergesessen, aber nun wechselte er den Platz und setzte sich an die linke Seite des Tisches.

„Warum das?“, fragte sie interessiert.

„Ich bin Ihnen so weit weg. Wir brauchen dann auch nicht so zu schreien. Hinter Ihnen sitzt jemand“, erklärte er leise, „der verrenkt sich bald den Kopf, ein älterer Mann. Aber was die Neugier angeht, sind die Männer nicht viel anders als die Frauen.“

Sie war nun ebenfalls fertig, lehnte ich zurück und er ergriff mit seiner Rechten ihr linkes Handgelenk, zog die Hand zu sich und küsste ihren Handrücken.

Marita bemerkte, dass ein paar Leute zu ihnen hersahen.

„Das fällt aber noch mehr auf, als wenn wir laut sprechen“, meinte sie lächelnd. Es sollte kein Vorwurf sein, seine Geste war ihr nicht unangenehm gewesen. Aber irgendwie verstand er es falsch.

„Entschuldigen Sie“, sagte er förmlich.

Das war doch nur ein Scherz“, versuchte sie zu vermitteln. „Ich habe es nicht böse gemeint. Machen Sie nicht so ein Gesicht.“

Als sie dann ihr Hauptgericht bekommen hatten und ihre Lammkoteletts, die Bohnen und Kroketten aßen, entwickelte Harald einen Appetit, der Marita viel Bewunderung abverlangte. Sie selbst war schon, als sie knapp die Hälfte der Portion gegessen hatte, rundum satt. Auf den Nachtisch, dachte sie, werde ich verzichten.

„Harald, wollen Sie noch etwas von mir? Ich weiß nicht, ob ich es Ihnen anbieten kann, aber ich schaffe es nicht. Es ist doch gutes Fleisch.“

„Nur das Fleisch?“, fragte er.

„Das andere lasse ich auch stehen.“

Ohne lange Umschweife nahm er ihren Teller und streifte sich das, was darauf lag, auf den seinen. Dann aß er mit großem Appetit weiter.

Mit dem Kompott ging es dann ebenso und Marita fragte sich, wo er das alles hinaß. Aber sie freute sich darüber und außerdem war er jetzt so mit Essen beschäftigt, dass er nicht wieder die ihr unbequemen Fragen stellen konnte.

Doch plötzlich geschah etwas, womit wohl niemand gerechnet hatte. Irgendwo im Hintergrund und gerade während die Musik spielte, gab es einen dumpfen Knall, dann war mit einem Male das Licht aus. Aber das Kuriose war: die Musik spielte weiter.

Irgendwo klirrte ein Teller, eine Frau schrie auf und plötzlich spürte Marita Haralds Hand auf ihrem Arm, und diesmal schloss sie sich fest um ihr Handgelenk. Sie spürte seinen Atem dicht vor ihrem Gesicht und hörte ihn flüstern:

„Ich liebe dich. Weis mich nicht wieder zurück. Ich liebe dich.“ Und dann strichen seine Finger über ihr Gesicht, berührte sein Mund erst ihre Wange, dann ihre Lippen.

Im ersten Augenblick war alles in ihr Abwehr. Aber als sie die Glut seiner Lippen spürte, da warf sie ihre Hemmungen über Bord und gab sich seinem Kuss hin, erwiderte ihn sogar und spürte, wie seine Finger sie zärtlich im Nacken kraulten.

Mit einem Male wollte sie seinen Kuss, wollte seine Zärtlichkeiten, schlang ihre Arme um seinen Hals, legte ihre Hände an seinen Hinterkopf, als müsste sie fürchten, er könnte sich wieder von ihr lösen.

Im Raum war es sehr lebhaft geworden. Verschiedene Leute riefen nach Licht, erneut klirrte Porzellan. Eine Männerstimme fluchte, dann geisterte der Strahl einer Taschenlampe durch das Lokal und kurz darauf hatte jemand eine Kerze angebrannt.

Mit einem Schlag war das Licht wieder da und das Lokal erleuchtet. Die Musiker spielten noch immer.

Großes Ah und Oh unter den Leuten, weil das Licht wieder brannte, aber Harald und Marita waren auseinandergezuckt, als hätten sie etwas Unrechtes getan.

Er sah sie an und sagte, während es ringsum im Raum sehr laut war, zu ihr:

„Ich liebe dich, Marita. Und ich meine es ganz ernst. Ich weiß, was du fürchtest. Du denkst, dir geht es wie den anderen. Aber diesmal ist es nicht so. Glaube es mir.“

Er hatte diese Worte schon so oft gesagt, sie gingen ihm leicht von den Lippen. Und Marita spürte das. In seinen Bemerkungen lag so viel flüssige Routine, dass sie ein sehr deutliches Gefühl dafür hatte, was bei ihm echt war und was nicht.

Nun, da das Licht wieder brannte, war alles wie ein Rausch verflogen. Ernüchtert schaute sie ihn an. „Wir wollen das nicht wieder tun, bitte.“

Er machte ein überraschtes Gesicht „Was habe ich getan? Ich liebe dich. Es ist kein Verbrechen.“

„Nein, aber nun lassen wir es dabei. Wir werden gute Freunde sein, aber das von vorhin ... Es sollte sich nicht wiederholen.“

„Und warum?“

„Ich bin kein Mädchen für einen Tag, auch nicht für eine Woche. Ich bin lieber allein, als dass ich ein Abenteuer suche.“

„Aber ich habe dir doch gesagt, ich meine es sehr ernst und ... “

„Bitte, mach uns beiden nichts vor. Sei ehrlich, versuche es wenigstens. Ich könnte viel mehr Achtung für dich aufbringen, wenn du ehrlich bist“

„Wie du meinst“, erwiderte er pikiert. „Wenn du also glaubst, ich meine es nicht ehrlich, dann ist dir doch klar, dass du mich damit beleidigst.“

Sie spürte ganz deutlich, was er mit seinem Beleidigt sein bezweckte. Aber sie beteuerte nicht, ihn nicht beleidigen zu wollen. Sie blieb ganz einfach stumm und sah ihn an. Erst nach einer ganzen Weile, als er sich in seine beleidigte Miene immer mehr hineinsteigerte, sagte sie leise: „Das gehört auch dazu.“

Jetzt wurde er wirklich wütend. „Willst du mich verladen? Was habe ich dir getan? Ist es denn tatsächlich so schlimm, dass ich dir meine Liebe gestanden habe?“

Sie nahm ihre Handtasche, öffnete sie und nahm das Portemonnaie heraus.

„Was soll das?“, fragte er zornig.

„Ich möchte bezahlen.“

„Aber verdammt nochmal, nun sag, was ich dir getan habe? Warum bist du mit einem Mal so?“

„Ich bin nicht so. Ich habe Ihnen nur meinen Standpunkt erklärt. Es wäre schön, wenn Sie wenigstens einmal darüber nachdächten. Ich bin wirklich kein Mädchen für ein Abenteuer.“

Er seufzte hörbar. „Also gut, dann gehen wir. Schade, es hätte sehr schön werden können.“

Sie schwieg dazu und überlegte, ob sie sich von ihm nach Hause bringen lassen sollte. Aber morgen, dachte sie, bin ich den ganzen Tag wieder mit ihm zusammen. Streit möchte ich auch nicht mit ihm haben. Was soll ich nur tun? Wenn er wüsste, was in mir vorgeht. Ich möchte ihm ja so gern nachgeben. Und er gefällt mir. Aber dann würde er mich behandeln wie alle anderen. Und er wird es ganz bestimmt tun. Nein, ich darf es nicht zulassen, dass er mir zu nahetritt. Ich darf es wirklich nicht zulassen.

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