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Der nächste Morgen war für Marita einer von vielen, so schien es jedenfalls.

Draußen herrschte Nebel. Es war ungemütlich, ein richtig schlimmer Novembertag.

Maritas Gedanken waren noch beim gestrigen Abend. Der Abschied von Harald Preiß war etwas unterkühlt verlaufen. Ihr tat es leid und vor allen Dingen tat er ihr leid. Ein Gefühl der Reue beschäftigte Marita noch während sie frühstückte.

Hätte ich ihm nicht doch nachgeben sollen? Ich mag ihn ja. Vielleicht ist er bei mir ganz anders, er hatte es ja gesagt.

Doch da war der Verstand, der ihr riet, ihm nicht zu glauben. Er hat es schon anderen gesagt, vielen, davon bin ich überzeugt, überlegte sie.

Aber dann war zu langem Nachdenken keine Zeit mehr. Sie musste in den Dienst. Der einzige Vorteil des Notdienstes war der, dass Willi, der den Rettungswagen fuhr, sie vor Dienstbeginn mit seinem Auto abholte.

Willi war ein erfahrener, besonnener Rettungssanitäter von etwa fünfundvierzig Jahren. Marita kannte ihn schon von anderen Notdiensten her und schätzte besonders seine fröhliche Art.

Als sie einstieg, trug der Kahlköpfige dann bereits seine weiße Dienstkleidung.

Nach der Begrüßung fragte er, als er schon losfuhr: „Gut geschlafen heute?“

„Ja“, behauptete sie, obgleich es nicht stimmte. Sie war ein paarmal aufgewacht und hatte an den gestrigen Abend denken müssen. Er war nun gar nicht zu ihrer Zufriedenheit verlaufen. Aber das mochte sie Willi nicht erzählen.

„Hört sich aber nicht so an“, meinte er. „Bisschen miesepetrig heute Morgen, wie?“

Sie lachte. „Aber wieso denn?“

Er ging nicht darauf ein, sondern erzählte:

„Es gibt eine Neuigkeit. Der Freund von Frau Doktor Bender ist überhaupt nicht tot. Habe ich gestern Abend erfahren. Ich hatte meine Jacke vergessen und bin noch einmal in der Klinik gewesen. Frau Thieme hat es mir erzählt. Ein Irrtum, Namensverwechslung.“

„Wie das?“, fragte Marita überrascht.

„Da ist ein anderer gewesen, der hieß Stolzer oder so ähnlich, ein Österreicher. Und den hat es in Wirklichkeit erwischt. Die haben einfach die Namen vertauscht. Und dann ist bei uns in der Klinik noch den ganzen gestrigen Tag über vergessen worden, die Nachricht, die Frau Thieme für ihre Ablösung hinterlassen hatte, durchzugeben. Vorgestern Nacht hatte Frau Thieme nämlich schon versucht, Frau Doktor Bender anzurufen, aber da soll sich niemand gemeldet haben. Na ja, und den Tag über ist Frau Doktor Bender herumgelaufen, wie ich hörte, wie eine wandelnde Tote. Und erst gestern Abend, als Frau Thieme wiederkam und gemerkt hat, dass die Nachricht nicht weitergegeben worden ist, erfuhr sie dann die Wahrheit. Ich glaube, die ist wie neugeboren. Die hängt ja so an diesem Mann. Ich kenne ihn fällig. Eine Zeitlang war er auch bei Rettungsfahrten dabei.“

„Ich weiß“, bestätigte Marita. „Ich bin auch einmal mit ihm zusammen gewesen. Er ist wahnsinnig nett.“

Als sie die Klinik erreicht hatten, war keine Zeit mehr für lange Gespräche. Es war sechs Uhr morgens, sie mussten ihre Schicht im Notdienst antreten. Und kaum waren sie im Bereitschaftsraum, bekamen sie einen Einsatzbefehl.

„Wo steckt denn Doktor Preiß?“, fragte Willi. „Jetzt haben wir Einsatz und er ist nicht da.“

Marita sah ihn durch die Glastür den Gang entlangkommen.

„Er kommt gerannt“, rief sie. „Wir können.“

Der Rettungswagen stand direkt an der Rampe.

„Es geht schon los!“, rief Willi dem ein wenig atemlosen Harald Preiß zu.

Noch im Gehen zog sich Harald den Kittel an. „Was ist es denn?“, wollte er wissen.

„Was soll es schon sein, Herr Doktor?“, erwiderte Willi, „des Notdienstes liebstes Kind: der Freihafen. Auf zu Gott, Leute, im Himmel gibt es Zigarren.“

Die Türen knallten zu und da ertönte schon das Martinshorn, zuckte das Blaulicht der beiden Lampen auf dem Dach. Willi fuhr los, auf die Straße links ab und dann mit Sirenengeheul in Richtung Freihafen.

„Herr Doktor, ich habe den Anruf angenommen, weil Sie noch nicht dagewesen sind“, sagte Willi, während er Slalom um die Autos herumfuhr und sich die Durchfahrt erkämpfte, um voranzukommen. „Da ist irgendein Dach eingestürzt. Die Feuerwehr ist schon dort. Aber unter dem Dach sind Leute. Ich habe gesagt bekommen, es sei ein Einsturzunglück mit sehr vielen Verletzten. Nach ersten Angaben sind es mindestens vierzig. Aber ein Teil der Leute, die sich noch unter dem Dach befinden, sollen infolge giftiger Dämpfe brennender Farbe Vergiftungserscheinungen haben. Jedenfalls ist die Feuerwehr dort, wir werden, ja sehen.“

„Prost Mahlzeit“, murmelte Dr. Preiß. „Da fängt der Tag wieder richtig prima an.“.

„Ach was, Herr Doktor“, sagte Willi, „die Feuerwehr ist schon da und andere Rettungswagen ganz sicher auch. Bei uns geht es sicherlich nur um die Leute mit den Rauchvergiftungen. Wir sind ja vom internistischen Notfall. Das Schlimmste haben die Kameraden von der chirurgischen Rettung.“

„Abwarten und Tee trinken“, meinte Preiß, der ja auch nicht zum ersten Male im Notdienst arbeitete.

Marita grauste es, wie jedes Mal vor Katastropheneinsätzen. Sie musste an die Menschen denken, die es da erwischt hatte.

„Hoffentlich ist es nicht ganz so schlimm!“, murmelte sie.

„Na ja, lassen Sie mal, Schwester, wir sind ja auch noch da.“

Als sie dann aber in die Nähe der Unfallstelle kamen, wo es von Feuerwehren und Rettungswagen nur so wimmelte, wo Leute aufgeregt hin und herliefen und dicke Qualmwolken aufstiegen, da bekam Marita Angst. Ihr ging es jedes Mal so und sie hatte Sekunden damit zu tun, ihre Angst niederzuhalten und daran zu denken, welche Aufgabe sie erfüllen musste, dass Menschen ihre Hilfe brauchten.

Und mit einem Male wich die Angst und sie dachte nur noch an ihre Pflicht.

Roman Paket 9 Glenn Stirling Liebesromane für den Strand

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