Читать книгу Hauptkommissar Theobald Weinzäpfli und die vergifteten Weggen von Meggen - Günter Struchen - Страница 17
Kapitel 13
ОглавлениеEs gab offenbar verschiedene Erklärungen dafür, weshalb man dem Verleger des «Freien Schweizers» den Namenszusatz «Pünteli» verliehen hatte. Laut der Tochter des Bäckermeisters hatte es mit Sidlers Bäuchlein zu tun, das nicht zum Rest des Körpers passte und beim Gehen leicht auf und ab hüpfte; wie ein Pünteli halt. Ihr Vater, der Bäcker, hingegen hatte mit einem schelmischen Grinsen abgewunken und behauptet, der Name habe mit dem ein Stockwerk darunter liegenden «Pünteli» zu tun, das der Sidler nicht immer unter Kontrolle habe, weshalb man im Dorf auch munkle, dass der eine oder andere unerkannte Mini-Sidler in Küssnacht herumspaziere. Der Sidler selbst hatte die Behauptungen nicht kommentiert, sondern sich in Schweigen gehüllt und geheimnisvoll gelächelt. Welches auch immer die korrekte Erklärung war, Pierre Sidler raste jedenfalls trotz Pünteli im Sprint hinter dem Traktor her, und obwohl Friedli durchaus ein sportlicher und junggebliebener Vierzigjähriger war, gelang es ihm nicht, mit ihm Schritt zu halten. Der Sidler nahm diverse Abkürzungen durch verwinkelte Gassen, der Seepromenade entlang, mitten über die Veranda eines herrschaftlichen Seehauses und wieder zurück in Richtung Dorfkern. Irgendwann verlor ihn Friedli aus dem Blick. Er rannte um eine Ecke und wollte die Verfolgung gerade abbrechen, da putschte er mit dem Sidler zusammen, der an dieser unglücklich gewählten Position stehengeblieben war. Mit voller Wucht überrannte er ihn, die beiden verfingen sich ineinander, rollten einem Wollechlüngeli gleich über die Strasse, wo sie nach ein paar Metern mit einer Strassenlaterne kollidierten, die nicht den Hauch eines Willens demonstrierte, sich auch vom Chlüngeli einverleiben zu lassen. Friedli traf es an der Stirne und den Sidler zwischen Nase und Kiefer. Die Folgen waren in beiden Fällen unschön. Friedli verlor augenblicklich das Bewusstsein, während Sidlers Schneidezähne in hohem Bogen in einen Krämerladen flogen, wo sie erst Tage später von einem gewitzten Chindergärteler gefunden und der Zahnfee als Eigenbesitz vorgegaukelt wurden. Als der neutrale Zuschauer schon meinte, dass es schlimmer nicht hätte kommen können, schossen schier zeitgleich zwei Blutfontänen aus Sidlers Körper. Dieses Mal aus Mund und Nase. Diese Fontänen – darüber waren sich die Passanten einig – würde man nicht mit der gleichen Methode stopfen können, wie es Stunden zuvor geschehen war.