Читать книгу Ein alter Mann wird älter - Günther Rühle - Страница 19

26. Oktober 2020

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Ich war im Beruf immer im Betrieb, Zeitungsmenschen kennen kein ruhiges Wochenende. Veranstaltungen, Termine, Sonntagsdienst. Ich war immer froh, wenn ich mal allein war. Das Alleinsein jetzt ist eine Plage. Sind allein und einsam identisch? Bin ich einsam und / oder allein? Ich werde dem nachspüren, aber nur keine Grübelei. Grübeln zerfrisst einen. Ich lechze nach Aufgaben, aber wo gibt es die noch. Mir fehlt meine Arbeit jeden Tag mehr. Mein Text der Theatergeschichte, den ich abgeben musste, hängt noch im Computer. Ich musste heute zum sechsten Mal aufgeben, ihn zu lesen. Die Vergrößerung auf 28 Punkt hält man nicht durch. Das Erkennen strapaziert Augen und Hirn. Ich muss selbst die Versuche aufgeben, den Buchstabensalat, den ich hier im Drauflosbenutzen der Tasten anrichte, zu kontrollieren. Ich spür jetzt auch schon eine sich einschleichende, eine wachsende Scheu, einige der fertigen Stücke noch mal zu lesen. Die Selbstkritik ist erbarmungslos, sie verlässt einen nicht, und vorgelesen werden meine Sätze sicher andere, als sie geschrieben sind. Ich nannte sie abgekürzt TGIII. Ich möchte jetzt rufen, laut, dass es hallt: »TGIII, komm zurück.« Auch das Begriffene schmerzt. Die Sache ist in guten Händen. Ich bin auf der Suche nach Zufriedenheit und Heiterkeit. Vielleicht finde ich morgens etwas, was den Tag leicht macht.

Ein alter Mann wird älter

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