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Worauf basiert heute die Überzeugungskraft des Atheismus?

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Unter Theologen ist die Beschäftigung mit folgender Frage beliebt: Wie kann Gott gleichzeitig allmächtig und gut sein? Wenn Gott das wäre, dann würde er das Leid auf der Erde nicht zulassen. Nun gibt es aber unsägliches Leid, auch von offensichtlich unschuldigen Wesen, von kleinen Kindern beispielsweise, oder auch von Tieren. Wie kann Gott da existieren?

Diese so genannte „Theodizee“-Frage hat zur Voraussetzung, dass wir uns Gott als gleichzeitig allmächtig, gütig und gerecht vorstellen, in einem für uns Menschen begreifbaren Sinn. Das aber ist keineswegs selbstverständlich. Deshalb ist fraglich, ob heute noch gilt, was der Schriftsteller Georg Büchner (1813–1837) noch behaupten konnte: dass das Leid der „Fels des Atheismus“ sei.

Natürlich kann es auch heute noch geschehen, dass ein Mensch über einem unerträglichen Schmerz oder angesichts des unermesslichen Leids auf der Welt seinen Glauben an Gott verliert. Aber insgesamt ist das Leid eher der Fels des Glaubens als des Atheismus. Gerade dann, wenn es den Menschen schlecht geht: In Zeiten von Not, Krieg, Armut und Vertreibung, gerade dann nehmen sie ihre Zuflucht zum Glauben. Wo – wie in Nigeria, Mali oder den USA – große Teile der Bevölkerung in Armut leben oder ständig von Armut bedroht sind, da sind die Gotteshäuser voll. Wo jedoch – wie in den skandinavischen Ländern – ein starker Sozialstaat für allgemeinen Wohlstand und materielle Sicherheit sorgt, dort ist das Interesse am Glauben erheblich geringer.

Nein: Der Fels des Atheismus ist heute nicht das Leid, es sind die Naturwissenschaften. Die Auseinandersetzung mit dem naturwissenschaftlich argumentierenden Atheismus zieht sich deshalb wie ein roter Faden durch das gesamte Buch.

Das Übernatürliche

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