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Wie alt ist der Konflikt zwischen Wissenschaft und Religion?

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Die Geschichte der Naturwissenschaften konnte, so Jaeger, überhaupt erst beginnen, als Menschen zum ersten Mal religiöse Mythen als Erklärung für natürliche Vorgänge ausschlossen. So gesehen, war Anti-Religiosität von Anfang an ein Merkmal der Naturwissenschaften.

Die frühesten Überlieferungen einer solchen Geisteshaltung stammen aus der „Achsenzeit“: So bezeichnete der Philosoph Karl Jaspers (1883–1969) die Zeitspanne von etwa 800 bis 200 vor Christus. Damals wurden in China, Indien, Palästina, Persien und Griechenland die geistigen Grundlagen gelegt, die die Menschheit heute noch prägen. Für das Verhältnis von Religion und Wissenschaft besonders wichtig wurde die ionische Revolution der „Vorsokratiker“ in den griechischen Kolonien des sechsten Jahrhunderts.

Der erste von ihnen, Thales von Milet (ca. 624–547 v. Chr.), ist auch der erste, von dem wir wissen, dass er die Welt rational erklärte: Alles, was es gibt, führte er auf nur eine einzige Grundsubstanz zurück – auf Wasser. Weitere vorsokratische Entmythologisierer waren:

•Anaximander (ca. 610–545 v. Chr.). Er führte Gewitter nicht mehr auf einen blitzeschleudernden Zeus zurück, sondern erklärte sie als Folge platzender Druckluftwolken.

•Heraklit (ca. 544–484 v. Chr.) verachtete den überlieferten Volksglauben und hielt sich stattdessen an seine eigenen Sinne.

•Parmenides (ca. 540–470 v. Chr.) setzte radikal auf den bloßen Verstand.

•Demokrit (ca. 460 – ca. 370 v. Chr.) und sein Vorgänger Leukipp (5. Jh.) erklärten alles, was überhaupt existiert, mit unterschiedlich zusammengesetzten Atomen im leeren Raum.

Die Anhänger der Religion haben solche Auffassungen schon sehr früh als bedrohlich empfunden und erbittert bekämpft:

•Anaxagoras (ca. 500–428 v. Chr.) entging nur knapp der Hinrichtung. Sein Verbrechen: Er hatte behauptet, dass die Sonne nicht ein Gott sei, sondern ein glühender Steinhaufen.

•Sokrates (469–399 v. Chr.) wurde als Lehrer des kritischen Denkens zum Tod verurteilt.

•Aristoteles (384–322 v. Chr.) floh aus Athen, als er wegen angeblicher Gotteslästerung mit dem Todesurteil rechnen musste.

Das Übernatürliche

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