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Wie hat die islamische Welt im Mittelalter die Wissenschaften gefördert?

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An der deprimierenden Situation intellektuellen Stillstands änderte sich erst etwas, als Europa im zwölften Jahrhundert in direkten Kontakt mit arabischen Gelehrten kam. Ist die islamische Religion also wissenschaftsfreundlicher als die christliche?

Jahrhundertelang sah es so aus. Von 750 bis 1250, während ihres „goldenen Zeitalters“, waren arabische Gelehrte den westeuropäischen in Wissenschaft und Technologie weit überlegen.

•Algorismi (ca. 780 bis 835 oder 850) entwickelte das heute noch gültige arabische Zahlensystem.

•Alhazen (ca. 965 bis ca. 1040) war der erste, der im Mittelalter wieder Experimente durchführte. Unter anderem schuf er Grundlagen für die perspektivische Malerei der frühen Renaissance.

•Avicenna (980–1037) wurde – neben Hippokrates und Galen – zur dritten medizinischen Lehrautorität des späten Mittelalters.

•Averroës (1126–1198) übte als Übersetzer und Kommentator des Aristoteles sowie als Verfasser einer medizinischen Enzyklopädie großen Einfluss auf die mittelalterliche Scholastik aus.

Nur dank arabischer Übersetzungen, die ins Lateinische übertragen wurden, war Aristoteles seit dem 12. und 13. Jahrhundert westlichen christlichen Gelehrten zugänglich. Und ohne die Vorleistungen arabischer Astronomen hätte Nikolaus Kopernikus (1473–1543) wohl kaum seine kopernikanische Wende vollzogen, hin zu einem Weltbild, in dem die Erde sich um die Sonne dreht.

Diese wissenschaftlichen Leistungen der arabischen Welt waren möglich, solange im Islam die wissenschaftsfreundliche Mu’tazili-Schule tonangebend war. Mit der Zeit gewann jedoch die rigoros orthodoxe Ash’ari-Schule die Oberhand. Sie begegnete den Wissenschaften mit Misstrauen.

Im arabischen Raum wurde die Religion also strenger, während sie gleichzeitig im christlichen Westeuropa schwächer wurde. Damit hängt es zusammen, dass sich die großen naturwissenschaftlichen und technischen Umwälzungen ab dem 17. Jahrhundert im christlichen Abendland abspielten.

Merke also: Je schwächer die Religion ist, egal welche, desto besser steht es um die Wissenschaft.

Das Übernatürliche

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