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Menander

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Aristophanes ersinnt Hoffnungsbilder, Bilder eines erträumten Friedens- und gar Jubeldaseins, ersonnen inmitten des allmählichen Untergangs der Heimatstadt aufgrund verfehlter Politik und verfehlter menschlicher Reaktionen; nur zum Ende seines Schaffens wird aus Athenisch-Menschlichem ein Menschliches überhaupt. Menander,60 dessen Sinnen und Trachten längst den engen Umkreis seiner Heimatstadt Athen verlassen hatte und damit der Kritik engstirniger Politik und Politiker entwachsen war, ihn reizten nur noch die Gemütsbewegungen des Menschen überhaupt; er ersinnt äußerliche Irrungen und Verwirrungen, um das Innere der Handelnden und Reagierenden offen zu legen, ihre Fehler und auch ihre kleine, private Größe, zum Beispiel die Größe fester Treue, mutiger Selbstüberwindung oder anderer Kennzeichen eines guten Charakters.

Charakter – bevor wir zu den Texten übergehen, um das eben Gesagte zu belegen, ein Wort zum Begriff des „Charakters“. Das griechische Wort „charaktér“ meint das Bild auf dem Prägestock des Münzmeisters, das Münzbild, das sich, auch wenn es tausendmal verwendet wird, nicht ändert. Diesem Begriff entsprechend scheint auch Menander seine „Charaktere“ angelegt zu haben61: Er scheint davon auszugehen, dass ein Mensch ein festes, unveränderliches Grundmuster des Verhaltens besitzt, das in seinen Grundzügen keinem Umsturz unterliegt, wohl aber je nachdem, wie äußere Lagen auf den Menschen einstürmen, doch auch Varianten zulässt und zeitweilige Änderungen der Nuancen. Die Grundmuster des Verhaltens also bleiben, unter dem Druck der Verhältnisse aber kann es zu kurzzeitigen Abweichungen kommen; ja man kann, wenn man klug ist, günstige Varianten selber herbeiführen, und das nennen die Menschen dann Reifen. Dies, so scheint Menanders Komödie zu lehren, sollte jeder Nachdenkliche wissen, um vorbereitet zu sein.62

Kleine Geschichte der antiken Komödie

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