Читать книгу Kleine Geschichte der antiken Komödie - Gregor Maurach - Страница 7
Worum es gehen wird1*
ОглавлениеWie kam es wohl, dass die vielen Büsten des griechischen Komödiendichters Menander einen „leisen Zug von Verachtung“, zudem neben dem Ausdruck „aufmerksamsten Beobachtens“ immer wieder einen „leisen Ton des Leidens“ zeigen?1 Woraufhin hat man das leidzerfurchte Antlitz jener oft, so zum Beispiel von Rubens, als „Seneca“ bezeichneten Büste als die des Komödienverfassers Aristophanes verstehen können? Wohl aus diesem Grunde: Auf der Bühne geschieht im Vordergrunde Heiteres, manchmal Hitziges, oder auch nur Irren und Verwirren, doch in den Nebentönen klingen nicht selten auch Bitterkeit und ernstes Mahnen mit. Zeigt die Komödie also nicht nur eine erheiternde Fiktion, kennt sie auch die dunkleren Regungen im wirklichen Menschen, und sind die Porträts ihrer Dichter aus diesem Grunde zuzeiten nicht gar so lustig? Trauern sie vertanen Chancen nach? Denn „Wie bezaubernd ist der Mensch, wenn er Mensch denn ist“, so lautet eine Zeile Menanders (Frg. 484 Körte). Seien wir also darauf gefasst, dass sich neben und unter dem Bühnengeschehen auch Einblicke in das Innere des wirklichen Menschen auftun und dass solches Aufzeigen des Menschlichen zur Zielsetzung der Komödie gehörte.
Solcherlei Gedanken werden dies Buch beeinflussen, geplant aber ist es vorwiegend als „Begleitbuch“ zur Lektüre des Plautus und Terenz, die frei vom Fachwissenschaftlichen dem interessierten Laien und dem Liebhaber des Lateins einen ersten Eindruck verschaffen will. Daher wird dieses Buch so weit wie möglich auf eng wissenschaftliche Erörterungen verzichten, um eines ersten und übersichthaften Kennenlernens willen. Da nun aber die römische Komödie des Plautus und Terenz, auf den Stoff gesehen, Übertragung und Umformung griechischer Stücke ist, muss dieses Buch auch die griechische Komödie umfassen. Es wird dabei nicht der Anmaßung verfallen, sich neben die großen Übersichtswerke zu stellen, will auch nicht längst Gesagtes noch einmal ausbreiten; es wird nur Wichtigstes daraus erwähnen, dabei aber das herausheben, was über der rein wissenschaftlichen Diskussion in den Hintergrund getreten ist, nämlich, wie eben angedeutet, die Frage, was die Komödie der Alten wohl über den Menschen zu sagen hatte.