Читать книгу Saarland-Connection - Greta R. Kuhn - Страница 10
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ОглавлениеEr würde es niemals zugeben, aber er war nervös. Nur noch wenige Stunden bis zur Eröffnung seiner Ausstellung. Achim, sein Manager, hatte Gott und die Welt eingeladen. Journalisten und Kritiker aus ganz Europa würden heute ins kleine Saarland reisen, nur um seine Ausstellung anzuschauen. Aber auch jeder, der im Saarland Rang und Namen hatte, stand auf der Gästeliste. Insgesamt 550 Personen, plus diejenigen, die live zugeschaltet waren. Ob es eine Vernissage in dieser Größenordnung überhaupt schon einmal gegeben hatte? Er, Paulo Pausini, setzte Maßstäbe. Das hatte ihm Achim immer versprochen. Seit drei Jahren war er bereits sein Manager und tat alles, um ihn groß rauszubringen. Beschweren konnte er sich in jedem Fall nicht. Alles, was Achim ihm vorgeschlagen hatte, hatte voll eingeschlagen. Auch wenn es ihn Überwindung kostete, sich so zu inszenieren: Jeder noch so kleine Skandal hatte seine Bekanntheit gesteigert, die Preise seiner Bilder waren in schwindelnde Höhen geschossen.
Dennoch plagten ihn, wie vor jedem größeren Event, massive Selbstzweifel. Der Spagat zwischen seinem inszenierten Ego und seiner wahren Persönlichkeit war riesig. Das merkte er besonders in solchen Situationen. Was, wenn es ein Reinfall wurde? Wenn er bei seiner Rede keinen Ton rausbekam oder sich ständig verhaspelte? Wenn die Journalisten nur gehässige Fragen stellten, die seinen Ruf in kürzester Zeit demontierten? Es gab einige in der Szene, die ihm das mehr als wünschen würden. Je größer sein Erfolg wurde, desto schärfer wurden seine Kritiker.
Entsprechend gelaunt hatte er heute Morgen Achim seine Hotelzimmertür geöffnet. Dieser hatte ihn im La Maison Hotel in Saarlouis eingebucht und fläzte jetzt auf dem grünen Samtsofa, das inmitten seiner Suite stand, während er hektisch auf seinem Handy herumwischte.
Paulo betrachtete ihn mit Abscheu. Wenn man ihn nicht kannte, wirkte Achim auf den ersten Blick abstoßend. Er schwitzte immer, vor allem auf seiner Glatze, und schnaufte laut, egal zu welcher Tages- und Nachtzeit. Das lag nicht zuletzt an seinem hohen Übergewicht und dem ungesunden Lebensstil. Da er recht klein war, sah er aus wie eine Kugel auf zwei kurzen Beinen, die permanent entweder rauchte oder Schokoriegel in sich hineinschob. Doch wenn man Achim näher kennenlernte, dann entpuppte er sich als der loyalste und engagierteste Partner, den man sich wünschen konnte. Er war unglaublich gut vernetzt, vor allem im Saarland, aus dem er ursprünglich stammte, und ein absoluter PR-Profi. Er war kreativ und mutig und kannte die Branche wie seine Westentasche. Paulo vertraute ihm als Einzigem und hatte deshalb auch nachgegeben, als Achim unbedingt hier die große Vernissage veranstalten wollte.
»Ich lege mich noch einmal für eine halbe Stunde in den Whirlpool und will dann etwas essen, sonst wird es zu spät, und mit vollem Magen gehe ich dort auf keinen Fall hin«, informierte Paulo seinen Manager. Dieser nickte nur und nestelte einen weiteren Schokoriegel aus seiner Tasche. Als er Paulos entgeisterten Blick auffing, beeilte er sich zu antworten. Eine Eskalation so kurz vor der Vernissage konnten sie jetzt nicht gebrauchen.
»Ist gut, ich organisiere dir etwas.«
Paulo nickte nur, warf seine schulterlangen Haare zurück, band seinen Bademantel fester um die Taille und trat auf seine Terrasse.
Achim Denkert atmete auf. Das war knapp gewesen. Er beeilte sich, die Essensbestellung für seinen Schützling durchzugeben, und widmete sich dann wieder seinen Mails.