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Die Vorbereitungen für die heutige Veranstaltung liefen bereits seit Stunden auf Hochtouren. Gerrit Jahnke arbeitete seit einigen Jahren als Veranstaltungsmanager am Weltkulturerbe Völklinger Hütte. Es war nicht die erste Vernissage, die auf dem Gelände stattfand, und als Vollprofi wusste er, worauf es bei der Inszenierung ankam. Wobei es dieses Mal ein wirklich spezielles Event werden würde. Der Künstler, der heute Abend seine Ausstellung eröffnen würde, war trotz seines jungen Alters bereits international anerkannt und hatte seine Reputation mit einer Reihe von spektakulären Skandalen hochgepuscht. Er hatte den Ruf eines exzentrischen Diktators, der seine Launen ohne Vorwarnung an jedem ausließ, der ihm in die Quere kam – ob Handwerker oder großer Mäzen. In den Vorbereitungen hatte Jahnke einige Kostproben davon erleben dürfen, auch wenn der Künstler neben seinem eigenen Kurator kaum jemanden in die Ausstellungsräume gelassen hatte, während er da war. Die gesamte Kunstszene des Saarlandes und der angrenzenden Region erwartete die Vernissage mit Spannung.

Der Veranstaltungsmanager war sich sicher, dass die meisten sich einen skandalösen Auftritt des Exzentrikers wünschten, bei dem sie live dabei wären. Exklusivität hätten sie dann aber nicht, denn neben der Präsentation für das namhafte Publikum vor Ort konnten Zuschauer auf der ganzen Welt das Event an den Computerbildschirmen verfolgen – live gestreamt. Ein Albtraum für die Techniker. Aber es war ein besonderer Wunsch des Künstlers gewesen und Bedingung für die Enthüllung seines letzten großen Kunstwerks, welches noch niemand außer ihm selbst gesehen hatte. Das sollte der große Coup werden, seit Tagen schrieben sich die Journalisten mit Spekulationen darüber die Finger wund.

Die Liveübertragung schien dem Künstler besonders wichtig zu sein, denn wenn es darum ging, hatte er sich handzahm und freundlich gegeben – die Technik sollte ihm bloß keinen Strich durch die Rechnung machen.

Jahnke stand gerade vor dem vier mal vier Meter großen Werk, welches mit einem riesigen, dicken Moltontuch verdeckt war. Er testete die Reichweite des WLANs und funkte dem diensthabenden Techniker durch, dass er noch einmal einen Repeater mitbringen sollte, der das Signal für die Kameras verstärken würde. Sicher war sicher.

Der Cateringservice stellte im Foyer der Gebläsehalle bereits die Stehtische auf und überzog diese mit silbrig glänzenden Stoffhussen. Sie bildeten einen eleganten Kontrast zu den imposanten Gebläsemaschinen in der Halle, Kolosse aus Eisen und Stahl, die damals den Wind für die Hochöfen erzeugt hatten. Zahllose Kisten mit Getränken und Gläsern wurden mit lärmenden Gitterwägen hereingefahren und auf der Theke und in den Kühlschränken platziert. Jahnke war froh, dass der Künstler erst kurz vor Veranstaltungsbeginn zu ihnen stoßen würde, er hatte wohl noch bis spät in die Nacht gearbeitet und den Wachdienst auf Trab gehalten. Was für ein Soziopath. Überhaupt. Paulo Pausini. Er hatte selten einen so bescheuerten Künstlernamen gehört. Klang eher nach einem Clown als nach einem ernst zu nehmenden Künstler dieser Kategorie. Aber nach dem, was Juliane, die für das Programm zuständig war, gesagt hatte, war das genau sein Konzept. Er trat auf wie Willy Wonka in der Schokoladenfabrik. Mit irrem Blick ließ er ungerührt die abstrusesten Ansichten fallen und seine Fans feierten ihn dafür. Jahnke schüttelte es bei dem Gedanken daran. Das war nicht seine Welt. Er fühlte sich hinter den Kulissen wohl. Nicht weit entfernt fiel eine Glaskiste klirrend zu Boden. Wenn Pausini mitbekommen würde, was in seinen heiligen Hallen gerade für ein Lärm gemacht wurde, dann gute Nacht!

Der Veranstaltungsmanager zuckte mit den Schultern und setzte seinen Kontrollgang fort. Schließlich würden in fünf Stunden die ersten Gäste über den roten Teppich laufen, und hier standen noch kreuz und quer Gerüstteile, Leitern und Farbeimer herum.

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